Die EU-Luftfahrtbehörden haben Flugtests für die viel geplagte Boeing 737 MAX geplant. Doch die Testflüge sollen nicht wie die bisherigen von der FAA durchgeführten Testflüge in den USA, sondern in Kanada stattfinden.
Die Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union (EASA) gab bekannt, die Tests würden in der Woche ab dem 7. September im kanadischen Vancouver stattfinden und damit ausserhalb des Heimatmarktes von Boeing, wie unter anderem aeroTELEGRAPH berichtet. Das meistverkaufte Flugzeug von Boeing, die 737 MAX, ist seit vergangenem Jahr mit einem weltweiten Grounding belegt, nachdem bei zwei Abstürzen alle 346 Menschen auf den Flügen ums Leben gekommen waren.
EASA: MAX ausgereift genug für Flugtests
Die Ankündigung erfolgt zwei Monate, nachdem die US-Regulierungsbehörden mit ähnlichen Testflügen für den Jet begonnen hatten. Die EASA machte jedoch deutlich, dass die Genehmigung durch die US-Luftfahrtbehörde FAA – Federal Aviation Administration – nicht automatisch eine Genehmigung für Flüge in Europa bedeutet. Die Behörde erklärte weiter, sie habe “in enger Zusammenarbeit mit der FAA und Boeing kontinuierlich daran gearbeitet, die Boeing 737 MAX so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen, aber erst, wenn sie davon überzeugt ist, dass sie sicher ist” und fügte hinzu:
While Boeing still has some final actions to close off, EASA judges the overall maturity of the re-design process is now sufficient to proceed to flight tests. These are a prerequisite for the European agency to approve the aircraft’s new design.
EASA, 737 MAX-Statement
Die EASA gab ausserdem bekannt, dass die Simulator-Tests ab dem 1. September auf dem Londoner Flughafen Gatwick stattfinden sollen. Die Flugtests selber finden dabei ebenfalls nicht in den USA statt, wo die FAA bisher die Flugtests durchführte, sondern im kanadischen Vancouver. Das hat demnach allerdings wohl behördliche Gründe und sollte nicht als Statement interpretiert werden.
In der Zwischenzeit hat die FAA eine weitreichende Liste von Änderungen vorgelegt, die vorgenommen werden sollen, bevor die Flugzeuge wieder kommerziell fliegen dürfen. Dazu gehören die Aktualisierung der Flugsteuerungssoftware (MCAS), die Überarbeitung der Verfahren für die Crews und die Neuverlegung der internen Verkabelung. Boeing hofft indes, die 737 MAX Anfang nächsten Jahres wieder in die Luft zu bekommen.
Abstürze warfen viele Fragen auf
Die internationalen Luftfahrtbehörden haben die 737 MAX nach zwei Abstürzen – je einer bei Lion Air und Ethiopian Airlines – innerhalb von fünf Monaten ein weltweites Flugverbot erteilt. Bei den verheerenden Abstürzen kamen alle 346 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben.
Das Grounding löste eine Finanzkrise und etliche Klagen der Familienangehörigen aus und warf vermehrt Fragen darüber auf, wie Boeing und die FAA ihr Sicherheitszulassungsverfahren überhaupt durchgeführt haben. Die Ermittler machten Fehler im neuen Flugkontrollsystem (MCAS) verantwortlich, welches Boeing inzwischen seit Monaten überarbeitet, um den neuen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden.
Fazit zu den geplanten EASA-Flugtests
Nachdem nicht nur Boeing für die 737 MAX – zu Recht – heftig kritisiert wurde, sondern auch die zuständige US-Behörde FAA ins Visier der Kritiker geriet – ebenfalls berechtigt –, entschied sich die EASA künftig unabhängig des Urteils der FAA die Flugzeuge zu testen, beginnend mit der MAX. Immerhin sieht die europäische Behörde die bisherigen Ergebnisse der US-Kollegen als “gut genug” an, um mit den Tests überhaupt zu beginnen.