Es ist eine traurige Zeit für die weltweite Luftfahrt, denn das Coronavirus zwingt derzeit alle Airlines langsam in die Knie. Auch die Lufthansa Group inklusive Swiss kann mit den Ereignissen der letzten Tage nicht mehr mithalten und teilt mit, dass mittlerweile nur noch 5% der Flüge abgewickelt werden. 700 der insgesamt 763 Flugzeuge der gesamten Flotte der Lufthansa Group bleiben am Boden. Swiss Maschinen wurden bereits auf einem Militärflugplatz nahe Zürich geparkt, da die Kapazität in Zürich ausgeschöpft war.
Drastische Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten
Fast die gesamte Lufthansa-Flotte steht somit still, an den Flughäfen dürfte mittlerweile gähnende Leere herrschen. Lufthansa-CEO Carsten Spohr äußert sich mit einem Statement zur Lage:
Dieser außergewöhnlichen Situation müssen wir mit drastischen und zum Teil schmerzhaften Maßnahmen begegnen. Je länger diese Krise andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zukunft der Luftfahrt ohne staatliche Hilfe nicht gewährleistet werden kann. – Carsten Spohr, CEO Lufthansa Group
Der Begriff schmerzhaft ist hier sicherlich richtig gewählt, denn so wie es aussieht, kämpft die Lufthansa Group gerade mit aller Kraft um das eigene Überleben. Neben der massiven Streichung der Flüge sind bereits viele Mitarbeiter des größten europäischen Luftfahrtkonzerns in Kurzarbeit oder sogar freigestellt und auch das Topmanagement verzichtet auf 20 Prozent der Grundvergütung. Darüber hinaus soll die Zahlung der ansonsten bald fälligen Dividende für das vergangene Geschäftsjahr ausgesetzt werden, einen Ausblick auf 2020 möchte die Lufthansa nicht wagen. Offensichtlich versucht man mit allen Mitteln die massiven Abflüsse von Finanzmitteln zu verhindern, schliesslich sind dem Konzern innerhalb weniger Tage fast alle Einnahmen weggefallen – ein Großteil der Kosten bleibt allerdings.
Konkret beobachtet sind die Einschnitte auch für die Flughäfen enorm. Alle Langstreckenflüge ab München sind aktuell ausgesetzt, nur noch ab Frankfurt und drei mal pro Woche ab Zürich steuern die Airlines Fernziele an. Ab München ist der Betrieb sogar komplett auf die Tochter Lufthansa City-Line beschränkt – alle anderen Flüge fallen aus.
Einzig die Frachtflotte der Lufthansa bleibt weiterhin in der Luft und transportiert weiterhin Waren in die ganze Welt. Im Gespräch war hierfür auch schon die Umrüstung von Passagierflugzeugen zur Nutzung als Fracht-Flieger.
Situation auch bei Swiss angespannt
Auch für den schweizer Ableger des Lufthansa-Konzerns ist die Lage ernst. Während Swiss es im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht erneut zum Profitbringer des Konzerns gebracht hat, geht es für die Schweizer Nationalairline 2020 ebenfalls ums Überleben. Für 2020 ist keine Prognose machbar, denn auch bei Swiss musste in den letzten Wochen die Kapazität um 80% reduziert werden. Dennoch möchte Swiss-Chef Thomas Klühr “minimale Verbindungen solange wie möglich aufrecht erhalten” und schnellstmöglich reagieren können, wenn sich die Lage wieder entspannt.
Um 10 Uhr wird es ein ein Gespräch geben, in der die Lage bei der Swiss und die weiteren Pläne erörtert werden sollen. Im Gegensatz zum Treffen in der Zentrale wird man sich hier per Telefonkonferenz unterhalten. Wir werden Euch natürlich schnellstmöglich informieren, sobald klar ist, wie es mit der Schweizer Nationalairline weitergeht.
Klar ist, dass die Lage nicht gut aussieht, laut Experten könnte der Verlust bei 4 bis 5 Millionen Franken liegen – pro Tag. Durch drastische Maßnahmen könnte man diesen zwar auf 2,5 bis 3,5 Millionen Franken drücken, dennoch ist diese Aussicht natürlich katastrophal.
Staatshilfen bei allen Lufthansa-Konzernairlines scheinen unabdingbar
Während die verschiedenen Airlines der Gruppe allesamt immer weiter an den Rand der Klippe wandern, wird der Ruf nach Staatshilfen lauter. Brussels Airlines, die vor kurzem bereits alle Flüge eingestellt hatte, bittet die belgische Regierung um Staatshilfen, auch bei Swiss scheinen die Hilferufe lauter zu werden. Nachdem die Lufthansa am gestrigen Abend die Geschäftszahlen für 2019 veröffentlicht hatte, ist auch der Blick auf die aktuelle finanzielle Situation besser einzuschätzen.
Auch Swiss Chef Klühr äußert sich klar:
Es ist davon auszugehen, dass alle Airlines in Europa auf staatliche Unterstützung angewiesen sein werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. – Thomas Klühr
Aktuell befindet sich die Konzernführung mit Vertretern der Regierung von allen relevanten Staaten in Verhandlungen über die Ausgestaltung von staatlichen Hilfen für die verschiedenen Konzern-Airlines. Eine Schwierigkeit wird hier sicherlich die Organisation des Konzerns sein – gerade auch für Swiss. Zwar handelt es sich um jeweilige Nationalairlines verschiedener Staaten, teils auch mit historischer Bedeutung, allerdings sind diese allesamt Eigentum des deutschen Lufthansa-Konzerns. Ob die verschiedenen Staaten also mit ihren Steuermitteln einem Konzern aus einem anderen Land helfen möchten, um die “eigene” Airline zu retten, bleibt abzuwarten. Besonders bei der Swiss ist das ein grosses Problem, denn die Regierung hatte schon angedeutet, dass staatliche Hilfen nur infrage kommen, wenn die Airline wieder in Schweizer Besitz übergeht.
Fazit zur Situation bei der Lufthansa & Swiss
Mit Thomas Klühr möchten aktuell wohl die wenigsten tauschen. Der Swiss Chef sieht sein Unternehmen in der wohl größten Krise seit Jahren mit zig Unklarheiten. Es ist nicht abzusehen, wie lange diese Krise mit massiven Auswirkungen auf die Lufthansa noch andauern wird. Klar ist jedoch, dass jeder Tag die Wahrscheinlichkeit senkt, dass die Airline diese Krise ohne staatliche Hilfe überstehen können wird.