Es war ohnehin abzusehen, aber die COVID-19-Pandemie hat es viel früher und unerwartet geschehen lassen: Zwei grosse Betreiber der Boeing 747 haben die “Königin der Lüfte” am Sonntag etwas verfrüht in den Ruhestand geschickt. KLM und Qantas flogen ihre letzten Passagierlinienflüge mit der 747 am selben Tag und haben die legendären Flugzeuge vor dem geplanten Datum ausgemustert.
Corona beschleunigt 747-Abschied deutlich
Die Niederländer wollten ihre Boeing 747-Flotte eigentlich erst im kommenden Jahr ausmustern, während die Australier ihre Jumbojets zum Ende diesen Jahres in Rente schicken wollten. Aber das war bevor das Coronavirus die Welt eroberte. Denn jetzt, da die Passagiere durch Quarantäneauflagen zu Hause bleiben sollen, Grenzen dicht machen, Nachfragen einbrechen und die Flotten der Fluggesellschaften weltweit dezimiert werden, braucht niemand mehr einen riesigen Jet mit vier Triebwerken, der 400 Menschen befördern kann. Die Fluggesellschaften werden die 747 also noch schneller los, als ursprünglich geplant.
Beim Jumbojet standen die Zeichen ohnehin schon seit Längerem auf Abschied, nachdem die deutlich effizienteren und flexibleren Zweistrahler à la Boeing 787 und A350 in den Markt vorgedrungen waren. Jedoch ist die Pandemie dabei das Ende des legendären Flugzeugs nochmals zu beschleunigen, dass den modernen Flugverkehr, wie wir ihn heute kennen, erst so richtig einleitete. Der vorzeitige Ruhestand der niederländischen und australischen Jumbojets konnte dabei live auf Flugverfolgungs-Webseiten wie etwa “Flightradar24” verfolgt werden und war von Luftfahrtenthusiasten in sozialen Medien angekündigt worden.
Flightradar24 zeigte, dass die 747 von KLM, mit dem niederländischen Kennzeichen PH-BFT, am Sonntag um 15:32 Uhr Ortszeit aus Mexiko-Stadt vom letzten Liniendienst kommend, in Amsterdam landete. KLM hatte nach Angaben des Onlineportals “Planespotters” bis Sonntag sieben Boeing 747 in der Flotte, plus drei reine Frachtmodelle. Die sieben Passagierjets sind nun alle ausser Dienst gestellt worden, entweder direkt in Amsterdam oder an anderen Langzeit-Lagerorten, während die drei reinen Frachtvarianten weiterhin fliegen und das vermutlich auch noch für längere Zeit.
A380 droht selbes Schicksal
Die 747-Flotte von KLM war in Sachen Ausstattung und Komfort, wie viele andere Jumbojets heutzutage auch, nicht mehr auf dem neuesten Stand. Noch vor der letzten Landung einer KLM Boeing 747 mit zahlenden Passagieren, ist Qantas am Sonntag ihren letzten 747-Dienst geflogen: Flug QF 28 von Santiago de Chile. Flightradar24 zeigte, dass der Jumbo um 17:30 Uhr Ortszeit in Sydney landete. Dabei flog die Qantas 747 noch eine Abschiedsrunde über der Skyline der australischen Metropole. Viel mehr gilt der Jumbo als eine Ikone der Luftfahrt, die herausragende Leistungen brachte und für viele als eine Art Legende betrachtet wird. Schliesslich wurde das Fliegen erst mit dem Jumbojet wirklich massentauglich.
So sad to see these iconic #aircraft just disappearing without any fanfare. At least this one had a last hurrah by flying across the iconic #Sydney skyline one last time. I fear this situation will change commercial #aviation for ever. #boeing #Boeing747 pic.twitter.com/uzocaxJeZ7
— Scott Bateman MBE (@scottiebateman) March 29, 2020
Das plötzliche Verschwinden vieler Boeing 747 spiegelt auch das Verschwinden des anderen gigantischen doppelstöckigen Passagierflugzeugs wider, des Airbus A380. Noch grösser als die 747, ist der A380 auch deutlich zu gross für die aktuelle “Welt der reduzierten Nachfrage” nach Flugreisen, wie wir sie momentan erleben. Viele A380 sind zwar nun am Boden, aber einige werden wahrscheinlich wieder in Betrieb gehen, sobald die Nachfrage erneut steigt, einige andere jedoch nicht.
Fazit zur Ausmusterung der Boeing 747
Schon jetzt ist absolut klar: Die Zukunft gehört den Zweistrahlern. Sowohl KLM als auch Qantas haben bereits die Boeing 787 in ihren Flotten, die auf den Langstrecken die 747 ersetzen wird. Der Dreamliner und auch das Konkurrenzmodell, der Airbus A350, sind kleiner und weit weniger “Design-Ikonen”. Diese verbrauchen aber nun mal deutlich weniger Treibstoff, sind günstiger im Unterhalt und viel flexibler. Und angesichts der drastisch schwindenden Einnahmen wird der Fokus der Airlines zwangsweise auf diesen Modellen liegen. Dennoch blutet das Luftfahrtherz natürlich beim Abschied der Jumbojets!