Gute Nachrichten für den deutschen Ferienflieger. Der Brückenkredit der Airline wird verlängert. Zudem erhält die Fluggesellschaft einen weiteren Kredit in Höhe von 200 Millionen Euro. Die konkrete Zukunft der Fluggesellschaft bleibt dennoch offen.
Der deutsche Ferienflieger Condor erfreut sich einer sehr grossen Beliebtheit, doch vom Glück verfolgt ist die Airline in den letzten Monaten nicht. Nach der Insolvenz der Mutter Thomas Cook konnte die Airline durch einen Brückenkredit der deutschen Regierung gerettet werden. In einem Bieterkampf setzte sich schlussendlich die polnische PGL, die Muttergesellschaft von LOT, gegen zwei andere Investoren durch. Kurz vor dem Abschluss des Kaufvertrags aber scheiterte der Deal – PGL zog sich wohl auch aufgrund der Verwerfungen durch das Coronavirus zurück. Nachdem das Schicksal von Condor wieder offen war, steht nun fest: Die Airline wird vorerst erneut vom Staat gerettet, wie Reuters berichtet.
Condor erhält weitere 200 Millionen zur Überbrückung
Der eigentlich in dieser Woche fällige Brückenkredit, den die Condor von der staatlichen Förderbank KfW erhalten hat, muss die Airline vorerst nicht zurückgezahlt. Damit bleiben die 380 Millionen Euro weiterhin offen, über einen genauen neuen Zeitrahmen gibt es bislang keine Informationen. Ebenfalls erhält Condor neue 200 Millionen zur Überbrückung der schwierigen Phase, womit der Kredit insgesamt auf ein Volumen von mehr als einer halben Milliarde Euro anwächst. Auch bei der zweiten Kredittranche sind die genauen Konditionen unklar. Bislang haben weder Condor noch das Wirtschaftsministerium den entsprechenden Kredit bestätigt.
Das Ziel des Kredits ist weiterhin ein erfolgreicher Verkauf der Airline mit entsprechender positiver Fortführungstendenz. Diese steht man Condor weiterhin zu, weil die Airline im letzten Jahren und auch in den meisten Vorjahren in die Gewinnzone geflogen ist. Ein formeller Verkaufsprozess soll allerdings wohl erst nach den Verwerfungen des Coronavirus gestartet werden. Im Zuge dessen muss ein Investor auch die gesamten Kredite wieder zurückzahlen. Ob sich allerdings wirklich ein Investor findet, der einen Kredit von insgesamt 580 Millionen Euro bedienen möchte, erscheint aktuell sehr fraglich, zumal Fluggesellschaften nach der Krise wohl deutlich weniger wert sein werden.
Condors Zukunft steht weiterhin in den Sternen
Die Zukunft des deutschen Ferienfliegers bleibt trotz der Rettung allerdings so unsicher wie nie. Zwar gibt der Staat der Airline erneut Liquidität für einige Monate, doch ob Condor in der Lage sein wird, das Geld je wieder zurückzuzahlen, darf man anzweifeln. Die Airline ist zwar ohne eigenes Verschulden in die komplexe Situation geraten – nun sogar schon zum zweiten Mal. Doch dennoch wird das Coronavirus vermutlich dafür sorgen, dass die Airline nur schwer einen neuen Investoren finden wird und zudem noch grössere Probleme hat als zuvor: Das Ferienfluggeschäft wird sich besonders auf der Langstrecke wohl erst in vielen Monaten erholen und könnte laut negativen Prognosen sogar bis 2023 oder 2024 nicht das aktuelle Niveau erreichen.
Die Lehren der Finanzkrise haben zwar gezeigt, dass sich Fluggesellschaften von so einem Schock erholen können, doch ein solcher Prozess kann Jahre dauern. Man darf bei einem Kredit von 580 Millionen Euro allerdings infrage stellen, ob Condor genau diese Zeit hat. Dazu kommen hausgemachte Probleme der Airline wie eine starke Abhängigkeit von Reiseveranstaltern: Auch diese straucheln in der aktuellen Krise so sehr wie nie zuvor, sodass Condor zukünftig auch wichtige Kunden wegbrechen könnten. Ein weiteres Problem ist die Flotte von Condor, die aus vielen wartungsanfälligen Boeing 757 und Boeing 767 besteht. Eine Erneuerung der Flotte in den nächsten Jahren ist eigentlich zwingend notwendig und war auch seitens der PGL eigentlich geplant – die Finanzmittel dafür werden jetzt fehlen.
Fazit zur erneuten Rettung von Condor
Man kann sich für Condor nur freuen, denn das die Airline erneut gerettet wird, ist sicherlich eine gute Nachricht. Ob das allerdings auch für den Steuerzahler gilt, bleibt abzuwarten, denn so sehr Condor unverschuldet in diese Situation geraten ist, ist eine positive Fortführungstendenz doch fraglich. Ob Condor den Kredit je wieder zurückzahlen kann und mit einer solchen Hypothek auf den Schultern einen Investor finden wird, ist leider relativ unwahrscheinlich.