Trotz einer leichten Erholung in den letzten Wochen ist die Luftfahrtbranche immer noch stark von der weltweiten Pandemie betroffen. Zahlreiche Airlines mussten ihre Flotte bereits reduzieren. Nun trifft es auch Cathay Pacific, da die Nachfrage weiterhin deutlich unter den Flugkapazitäten liegt.
Als Mitglied der Oneworld Alliance musste die Heimatfluggesellschaft Hongkongs, Cathay Pacific, schwerwiegende Verluste durch die Pandemie hinnehmen – im März hatte die Airline daher ihren Flugbetrieb um ganze 96 Prozent reduzieren müssen, im Juni konnte sie sich die dann dank Staatshilfen durch die Krise retten und ihre Zukunft sichern. Mit einer Flotte von insgesamt 180 Passagierflugzeugen, beschloss der Konzern im August ein Drittel seiner Flugzeuge langfristig zu parken – diese Umstände wurden nun verschärft, nach aktuellen Informationen sollen die Hälfte aller Flugzeuge zur Lagerung nach Alice Springs geschickt werden, da man derzeit davon ausgeht, dass die Nachfrage an Langstreckenflügen vor 2024 nicht wieder zur Normalität zurückkehren wird.
Grossraumflugzeuge bilden fast ausschliesslich die Flotte der Airline
Fluggesellschaften auf der ganzen Welt stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Die erneute Einstufung von Risikogebieten und Verkündung von Reisewarnungen lassen die Nachfrage nach Flugreisen wieder stärker einbrechen, berichtete die Website scmp.com. Die Hongkonger Fluggesellschaft hat bereits eine Vielzahl von Flugzeugen nach Alice Springs in Australien geflogen, wo diese langfristig eingelagert werden, da bei der gesamten Cathay-Gruppe die überwiegende Mehrheit aller 235 Flugzeuge Grossraum-Jets, wie die Airbus A330 und A350 oder die Boeing 777 sind. Die Fluggesellschaft könnte in naher Zukunft also bis zur Hälfte der 180 grossen Flotte einlagern. Luya You, Transportanalystin beim Brokerunternehmen Bocom International analysiert die Situation wie folgt.
I think given what we know right now about Cathay’s fleet, they’re essentially uniquely unsuited for the current markets. We know that widebodies make even less economical sense to fly right now when load factors remain abysmal. Therefore, it’s much more cost effective to ground than to fly.
Luya You, transport analyst at brokerage Bocom International
Im August und September flog Cathay Pacific gerade einmal nur acht Prozent ihres Flugplans im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Nach aktuellen Branchenprognosen dürften sich Inlands- und Kurzstreckenflüge am schnellsten erholen, was sich auch gut durch die fast vollständige Wiederaufnahme des innerchinesischen Flugverkehrs auf dem chinesischen Festland erkennen lässt. Für den Langstreckenverkehr dürfte es bis mindestens 2024 dauern, um wieder den Stand vor der Pandemie zu erreichen.
1,27 Milliarden Dollar Verlust nach einem halben Jahr
Die anhaltende Krise macht der Hongkonger Airline weiter sehr schwer zu schaffen und trotz des milliardenschweren Rettungspakets der Regierung in Höhe von insgesamt 27,3 Milliarden Hongkong-Dollar, sieht die Zukunft der Airline in den kommenden Jahren nicht besonders positiv aus. Gerade in Hinblick auf die finanzielle Situation befinden sich die Fluggesellschaften eher in einer “relativ fragilen Situation”, meint Brian Pearce, Chefökonom der International Air Travel Association (IATA). Allein in den ersten sechs Monaten hat Cathay Pacific einen Verlust in Höhe von 9,87 Milliarden Hongkonger Dollar (1,27 Milliarden US-Dollar) hinnehmen müssen.
Das liegt vor allem daran, dass der internationale Reiseverkehr sich in Hinblick auf den asiatisch-pazifischen Raum nur sehr langsam und wenig erholt hat, sodass derzeit in Zusammenarbeit mit anderen Ländern, wie z.B. Thailand, Japan und Südkorea, wieder verstärkt über die Einführung von Reiseblasen diskutiert wird. Das Prinzip der Reiseblase soll es ermöglichen, Touristen aus Ländern, in denen das Infektionsrisiko und die Infektionsraten gering sind, in ein anderes Land einreisen zu lassen, um so dennoch touristische Einnahmen garantieren zu können und die Länder wirtschaftlich zu stärken. Brendan Sobie, welcher lange Zeit für das Unternehmen Sobie Aviation, einem Beratungsunternehmen für Fluggesellschaften sowie Luft- und Raumfahrt tätig war, behauptete, dass Reiseblasen innerhalb Asiens für internationale Drehkreuze, wie Hongkong und Singapur entscheidend seien, um sich zu erholen und einen “leichten Aufschwung” zu verzeichnen.
Unfortunately traffic has been stalled now for several months at unimaginably low levels, as the international market is limited to one-way repatriating traffic and a minuscule amount of essential business or government traffic.
Brendan Sobie, consultant of Sobie Aviation
Diese Reiseblasen sind nicht nur für das Land selbst, sondern auch für die Fluggesellschaften eine wichtige und unbedingt notwendige Massnahme. Allerdings benötigt es hierfür ein gut durchdachtes Konzept, um zu vermeiden, das Infektionsgeschehen auf andere Länder zu übertragen. Es bleibt also spannend, wie sich die Zukunft der Airline gestalten wird und ob das Thema der Reiseblasen vielleicht wirklich eingeführt wird. Aktuell hat sich die Lage in Hongkong im Vergleich zum Anfang des Jahres, wo die Stadt ein Hotspot der Pandemie war, deutlich beruhigt und die Fallzahlen sind sogar wieder gesunken, da mittels einschneidender Massnahmen das Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht wurde.
Fazit zur Flottenreduzierung der Cathay Pacific
Cathay Pacific wird in der kommenden Zeit aufgrund der tief einschneidenden Auswirkungen der Krise wahrscheinlich rund die Hälfte ihrer Flotte langfristig einlagern müssen. Erste Flieger wurden bereits nach Alice Springs in Australien zur Lagerung geschickt, da die Flotte hauptsächlich auf Langstreckenflüge spezialisiert ist und vor dem Jahr 2024 die Nachfrage nicht das Vorkrisenniveau erreichen wird. Zudem ist die Airline mit schweren Umsatzverlusten konfrontiert. Die Überlegungen zu den sogenannten Reiseblasen wurden in den letzten Wochen wieder verstärkt aufgegriffen, um noch schlimmerem Einbrüche zu vermeiden.