Die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways plant eine drastische Reduktion der Langstreckenflotte durchzuführen.
Im Sommer 2020 sollten die Olympischen Sommerspiele in Japans Hauptstadt Tokio stattfinden. Um die Welt besser mit Tokio zu verbinden, baute die Fluggesellschaft das Langstreckennetz sukzessive aus. Aufgrund der grassierenden Corona-Pandemie wurden nicht nur die Olympischen Sommerspiele um ein Jahr verschoben, auch die Ticketnachfrage sank um bis zu 96 Prozent. ANA sieht sich zum Handeln gezwungen. Die Langstreckenflotte wird schrumpfen müssen.
Rekordverlust bei All Nippon Airlines
All Nippon Airways rechnet mit einem Rekordverlust von 530 Milliarden Yen, umgerechnet rund 4,26 Milliarden Euro. Um diesen Rekordverlust auffangen zu können, arbeitet die Fluggesellschaft aktuell eng mit den japanischen Banken zusammen, um Kredite in Höhe von bis zu 400 Milliarden Yen, umgerechnet rund 3,22 Milliarden Euro, zu erhalten. Darüber hinaus möchte die Fluggesellschaft nicht nur die laufenden Kosten für die Flotte reduzieren, sondern jene drastisch ausdünnen. Betroffen ist vor allem die Langstreckenflotte. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio, die ursprünglich für diesen Sommer geplant waren, aber wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben wurden, hatte ANA eine expansive Strategie verfolgt, um mehr internationale Passagiere nach Tokio zu befördern. Die Flotte wuchs seit dem Jahr 2008 um über 40 Flugzeuge auf 241 (Stand April 2020) an. Nun soll die Langstreckenflotte drastisch reduziert werden.
All Nippon Airways konzentriert sich aktuell auf Inlandsflüge. Die Zahl der Fluggäste auf Inlandsflügen nimmt sukzessive zu, was zum Teil dem Reisesubventionsprogramm der Regierung zu verdanken ist. Im Gegensatz dazu stagniert die Ticketnachfrage auf internationalen Flügen auf einem unterirdischen Niveau. Die Fluggesellschaft teilte mit, dass die Zahl der Passagiere für ihre internationalen Flüge in den fünf Monaten bis August gegenüber dem Vorjahr um 96 Prozent gesunken sei. Grund dafür sind die weltweit verhängten und anhaltenden Einreisebeschränkungen.
Flottenreduktion als Teil der Umstrukturierung
Die Magazin Kyodo News hat erfahren, dass das Unternehmen sich bereits darauf geeinigt hat, etwa die Hälfte seiner 55 Boeing 777, einschliesslich der geleasten Flugzeuge, aus dem Verkehr zu ziehen. Ziel dieser Massnahme sei die Kosteneinsparung, da die Boeing 777 im Vergleich zu vergleichbaren Flugzeugen eine geringe Treibstoffeffizienz aufweist. Darüber hinaus sind die Ausgaben für Wartungs- und Instandsetzungsmassnahmen erheblich höher als bei vergleichbaren Flugzeugtypen. Zum jetzigen Zeitpunkt geht man davon aus, dass All Nippon Airways an seiner Boeing 787-Flotte festhält. ANA ist mit 36 Boeing 787-8, 35 Boeing 787-9 und zwei 787-10 der grösste Betreiber der 787. Darüber hinaus sind weitere 13 Boeing 787-9 sowie zwölf Boeing 787-10 in den Bestellbüchern wiederzufinden.
Dabei plant ANA einige Flugzeuge direkt an Langstreckenflugzeuge an Flugzeugleasingfirmen zu verkaufen als auch an Flughäfen zu parken. Sogar der Ausbau von Einzelteilen, die dann verkauft werden, wird in Erwägung gezogen, so der Insider von Kyodo News.
Fazit zur Flottenumstrukturierung bei All Nippon Airways
Im Zuge der ausstehenden Olympischen Sommerspiele erweiterte und modernisierte ANA die Langstreckenflotte erheblich. Daher trifft die Airline die Pandemie umso härter, da sowohl alte als auch neue Flugzeuge wenig bis gar nicht im Einsatz sind. Um den drohenden Rekordverlusten entgegenzuwirken erwägt ANA den Verkauf älterer Grossraumflugzeuge, wie die Boeing 777. Neben Krediten sollen die erzielten Verkaufserlöse die finanzielle Situation bei der Fluggesellschaft entspannen.