Der europäische Flugzeughersteller Airbus droht Airlines, die sich weigern bestellte Flugzeuge anzunehmen oder stornieren zu wollen, mit einer Klage. Qatar Airways droht im Gegenzug mit der Beendigung aller Geschäftsbeziehungen.
Der europäische Flugzeughersteller Airbus droht damit, Fluggesellschaften zu verklagen, die sich weigern, bestellte und auslieferungsbereite Flugzeuge zu übernehmen. Dies geschieht inmitten eines eskalierenden Streits darüber, wer die Hauptlast der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise tragen soll.
Auf Höhepunkt der Krise wurden sogar Anrufe von Airbus ignoriert
Airbus-Chef Guillaume Faury nannte dabei jedoch nicht, welche Fluggesellschaften genau Gefahr laufen, vor Gericht gezerrt zu werden und warnte davor, dass rechtliche Schritte das letzte Mittel sein würden: “Das wird hoffentlich die Ausnahme bleiben, denn wir versuchen immer, einen anderen Weg zu finden, als vor Gericht zu gehen”, sagte Faury in einem Interview mit Medien und führte weiter aus: “Aber wenn die Fluggesellschaften – und das ist der Fall – keine andere Wahl haben, als vollständig in Verzug zu geraten und nichts Besseres als nichts vorzuschlagen, oder nicht bereit sind, dies zu tun, dann wird es zu (Gerichtsverfahren) kommen”.
Faury sagte ausserdem, dass einige Fluggesellschaften sich auf dem Höhepunkt der Krise sogar geweigert hätten, Telefonanrufe von Airbus anzunehmen. Im Mai lieferte Airbus dabei dann auch nur insgesamt 24 neue Flugzeuge aus und verzeichnete während des gesamten Monats null Neuaufträge – das zweite Mal innerhalb von vier Monaten, dass der Flugzeughersteller keine Käufer gefunden hatte.
Viele Fluggesellschaften gehen davon aus, dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauern könnte, bis sich die Nachfrage nach Reisen von der COVID-19-Pandemie erholt und planen vermehrt, ihre Flugzeugflotten in den kommenden Jahren erheblich zu verkleinern. Selbst im Jahr 2024 wird nach Schätzungen der Lufthansa beispielsweise, die eigene Flotte um 100 Flugzeuge kleiner sein als noch vor wenigen Monaten. Die einzige Hoffnung – neben einer überraschenden Nachfrageerholung – für Flugzeughersteller wie Airbus ist, dass der Fokus der Airlines künftig noch mehr auf treibstoffeffizienteren Flugzeugen liegen wird, die den angeschlagenen Fluggesellschaften helfen, weiter Kosten zu sparen.
Qatar Airways droht Beziehungen zu Airbus zu beenden
Anfang dieser Woche teilte Qatar Airways-Chef, Akbar Al Baker, er werde in Zukunft einfach keine Geschäfte mehr mit Airbus machen, wenn sich der Flugzeugbauer weigere, die massive Order der Fluggesellschaft zu verschieben oder zu verzögern. “Sie haben keine andere Alternative, als dem nachzukommen und wenn sie [Airbus] sich weigern, dem nachzukommen, werden wir sie im Auge behalten und keine weiteren Geschäfte mit ihnen machen”, sagte Al Baker in einem Interview mit dem Nachrichtendienst “Reuters”. Qatar Airways hat 50 Flugzeuge vom Typ Airbus A321neo und 27 A350-1000 im Gesamtwert von jeweils 366 Millionen US-Dollar bei dem europäischen Flugzeughersteller bestellt.
Airbus hat vor Massenentlassungen in seinem gesamten Unternehmen gewarnt, da neue Aufträge ausbleiben und die Produktion zurückgefahren wird. Der konkurrierende Flugzeughersteller Boeing hat bereits fast 7’000 der insgesamt 16’000 Mitarbeiter entlassen, die ebenfalls wegen den Auswirkungen der Pandemie gehen mussten.
Fazit zur Drohung seitens Airbus
Letztlich sind beide Seiten zu verstehen, sprich sowohl Airbus, als auch die Fluggesellschaften, schliesslich hat die gesamte Branche enorm unter den Auswirkungen der Corona-Krise zu leiden. Wenn jedoch nur eine Seite auf Forderungen – in dem Fall in Form mancher Airlines – beharrt, bleibt der anderen Seite – Airbus – wohl tatsächlich nur noch rechtliche Schritte, schliesslich muss auch der Flugzeugbauer plötzlich um die eigene Existenz kämpfen. Dabei bleibt nur zu hoffen, dass sich Airlines und Flugzeughersteller irgendwie einigen können, das alle gemeinsam und glimpflich aus der aktuellen Situation herauskommen.