Bereits vor einigen Wochen haben wir darüber berichtet, dass die kanadische Airline Air Canada beabsichtigt, den Konkurrenten Air Transat zu übernehmen. Auch aus Europa wissen wir, dass nach einer solchen Absichtserklärung noch einiges passieren kann. Doch die Übernahme scheint tatsächlich näher zu rücken. Zumindest haben beide Unternehmen nun entsprechende Vereinbarungen getroffen.
Mitte Mai dieses Jahres wurde bekannt, dass die grösste kanadische Airline Air Canada die Übernahme von Air Transat plant. Air Transat ist vor allem als Ferienflieger bekannt und bedient ab Kanada Ziele in Mittel- und Südamerika sowie in Europa. Damit steht die Airline in direkter Konkurrenz zu Air Canadas eigenem Ferienflieger Air Canada Rouge. Als die Übernahmeabsichten geäussert wurden, glaubten deshalb nicht wenige daran, dass die geplante Übernahme aus Wettbewerbsgründen nicht zustande kommen wird.
Übernahme deutet sich immer weiter an
Doch nun sieht es danach aus, als würde die Übernahme tatsächlich stattfinden. Zumindest haben Vertreter von Air Canada und Air Transat in den vergangenen Wochen weitreichende Vereinbarungen über einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen getroffen. Zwar bedarf die Transaktion über etwa 520 Millionen Kanadischer Dollar noch der wettbewerbsrechtlichen Zustimmung und der Zustimmung der Aktionäre. Mit den Vereinbarungen sind Air Canada und Air Transat einer Übernahme aber ein ganzes Stück näher gekommen. Sofern nun alles glatt läuft, könnte die Übernahme Anfang 2020 abgewickelt sein.
Wenngleich die Übernahme wenig überraschend ist, sind es die vorläufigen Pläne von Air Canada doch umso mehr. Denn anders als zunächst vermutet, will Air Canada Air Transat nicht in den eigenen Airlines aufgehen lassen. Stattdessen sollen Air Transat und Transat als Marke erhalten bleiben und künftig parallel zu Air Canada operieren. Dazu wolle man auch den Unternehmenssitz von Air Transat in Montreal erhalten. Arbeitsplätze seien insofern nicht in Gefahr.
Grosse Nachteile für Verbraucher erwartet
Auch wenn gerade letzteres durchaus positiv ist, erscheinen die Pläne von Air Canada nicht wirklich sinnvoll. Denn wie bereits angesprochen operiert Air Transat in direkter Konkurrenz zu Air Canada Rouge. Beide Airlines sind günstige Ferienflieger und deren Flugverbindungen überlappen sich in vielen Fällen. Sicherlich wäre denkbar, dass Air Canada die beiden Airlines auf verschiedenen Märkten einsetzt. Wieso man dazu allerdings die Marke Air Transat erhalten will, erschliesst sich auch vor diesem Hintergrund eher nicht. Möglich wäre einzig, dass man die Relevanz der Marke im französischsprachigen Teil Kanadas nutzen will und alle Flüge von Air Transat in Montreal konsolidiert – die von Air Canada Rouge dafür in Toronto und Vancouer.
Eine andere Vermutung, die zurzeit diskutiert wird, ist dass die vorläufigen Pläne mit der ausstehenden Genehmigung der kanadischen Wettbewerbsbehörde zusammenhängt. Vielleicht erhofft man sich durch die vereinbarte Erhaltung der Marke Air Transat eine schnellere und einfachere Genehmigung, die mit weniger Auflagen daherkommt. Sobald die Genehmigung erteilt ist, könnte Air Canada an den Plänen immer noch schrauben oder Air Transat zumindest langfristig in die eigenen Airlines integrieren.
Für die Verbraucher ist das Ergebnis aber eigentlich dasselbe. Sollte die Übernahme genehmigt werden, gehört Air Transat faktisch zu Air Canada, ob nun als eigene Marke oder nicht. Verbindungen und vermutlich auch Preise werden dann zentral gesteuert, wodurch der Wettbewerb deutlich eingeschränkt wird. Air Canada dürfte die beiden Marken wohl kaum in direkter Konkurrenz zueinander weiterlaufen lassen.
Fazit zur voranschreitenden Air Transat Übernahme durch Air Canada
Air Canada und Air Transat nähern sich bei einer möglichen Übernahme weiter an. Durch die neuen Vereinbarungen ist eine Übernahme mehr als wahrscheinlich geworden. Allerdings muss hier auch die kanadische Wettbewerbsbehörde mitspielen, deren Genehmigung noch aussteht. Etwas verwundert sind wir über die vorläufigen Pläne Air Canadas, Air Transat als Marke fortbestehen zu lassen. Womöglich hängt das ganze mit der ausstehenden wettbewerbsrechtlichen Genehmigung zusammen. Doch fest steht, sofern die Übernahme genehmigt wird, herrscht auf vielen Verbindungen ab Kanada weniger Konkurrenz als zuvor, was am Ende vor allem für die Verbraucher ein Nachteil sein wird.