Wegen der anhaltenden Sanktionen sieht sich die grösste russische Fluggesellschaft Aeroflot gezwungen, den internationalen Linienbetrieb nahezu komplett einzustellen. Was das für die russische Luftfahrt bedeutet, erfahrt Ihr in diesem Überblick zur aktuellen Lage.
Russland verlängert angesichts der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine und den daraus resultierenden internationalen Konflikten die Flugverbote im eigenen Land. Während internationale Airlines Umwege südlich von Russland wählen können, bleiben russischen Fluggesellschaften kaum noch Alternativen vorhanden. Deshalb hat sich die grösste russische Fluggesellschaft dazu entschieden, den internationalen Flugverkehr gänzlich einzustellen, wie aero.de berichtet. Der letzte kommerzielle Linienflug ins Ausland fand am gestrigen Montag von Dubai nach Moskau statt.
Letzter internationaler Flug nach Dubai
Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija hat kürzlich neben der Aufrechterhaltung der Sperrzonen auch ein Flugverbot für im westlichen Ausland geleaste Maschinen ausgesprochen. Flüge aus dem Ausland nach Russland sollen ab dem 08. März eingestellt werden. Als Grund für letztere Beschlüsse werden die Sorgen darum genannt, dass die von russischen Gesellschaften geleasten Flugzeuge im Ausland von den entsprechenden Eigentümern beschlagnahmt werden könnten. Und so kam es, dass Aeroflot-Flug SU521 am 7. März von Dubai nach Moskau SVO der vorerst letzte internationale Linienflug in der Historie von Aeroflot war.
Der für den heutigen Morgen geplante Flug SU525 von Dubai nach Moskau SVO war bereits annulliert. Russische Inlandsflüge sowie die internationale Verbindung nach Minsk in Belarus bleiben hiervon allerdings unberührt. Diese dürfen demnach normal operieren. Wie lange diese aber noch reibungslos durchgeführt werden können, bleibt offen. Fehlende Wartungsverträge mit Airbus und Boeing dürften den Betrieb der Flotten mittelfristig als kaum darstellbar gestalten. Nach dem Ende der Sowjetunion haben Airlines wie Aeroflot und S7 Airlines sukzessiv auf moderne Flugzeuge aus dem Hause Airbus und Boeing umgestellt und konnten so sogar profitabel wirtschaften.
Das Ende der russischen Zivilluftfahrt?
Kürzlich hatten Boeing und Airbus alle Verträge mit Russland aufgekündigt. Das hat zur Folge, dass für Maschinen der beiden Hersteller, die sich unter russischer Flagge operieren, die üblichen Wartungsangebote und die Ersatzteilversorgung entfallen. Während Boeing auch beschlossen hat, auf russisches Titan für den Flugzeugbau zu verzichten, sieht der europäische Flugzeugbauer von diesem Schritt noch ab und bezieht auch weiterhin das Titan aus Russland. Russland ist Hauptproduzent für die Komponente. Andere Quellen zu finden, wird durchaus schwierig – Boeing zehrt vorerst aber noch von den eigenen Lagerbeständen. Moderne Flugzeuge wie die Boeing 787 können kaum auf das verhältnismässig leichte Metall verzichten. So befinde sich circa 15 Prozent Titan im Dreamliner. Boeing soll etwa ein Drittel der Titanbestände aus Russland erhalten haben, Airbus die Hälfte.
Wie es nun mit der zivilen Luftfahrt in Russland weitergeht, bleibt offen. Fehlende Wartungs- und ausgelaufene Leasingverträge werden den Flugverkehr auf mittlere Sicht äusserst schwierig gestaltet. Zudem dürften die aktuellen Sanktionen den Flugzeugbau in Russland weit zurückwerfen. Nachdem weniger erfolgreichen Suchoi Superjet hatte der Flugzeugbauer nach Kooperation mit Airbus ein durchaus konkurrenzfähiges Produkt entwickelt, welches schon bald den Weltmarkt erobern sollte. Die Irkut MC-21 (auch bekannt als MS-21) sollte als Pendant zur Airbus A320-Familie sowie zur Boeing 737 dienen und hätte durchaus Chancen gehabt, das Oligopol beider Flugzeugbauer aufzubrechen und Airlines weltweit damit eine wahre Alternative bieten zu können.
Fazit zum letzten Linienflug von Aeroflot
Die Entwicklungen der internationalen Sanktionspolitik zeichnen sich nun auch für die russische Luftfahrt ab und zeigen ihre Wirkung. Das Land verlängert die geltenden Flugverbote und sieht sich selbst gezwungen, internationale Flugverbindungen bis auf Weiteres einzustellen. Der letzte internationale Linienflug fand am gestrigen Montag von Dubai nach Moskau statt. Ob und wann die zivile Luftfahrt in Russland wieder aufatmen kann, bleibt derweil offen.