Ryanair fliegt ab Basel und Genf zu einigen Zielen. Flugzeuge und Crew mit Standort Schweiz hat die Airline aber nicht. Deshalb ist die Entwicklung aus Deutschland auch für die Schweiz sehr relevant!

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat einen grossen Erfolg bei den Verhandlungen mit Ryanair um ihre Piloten errungen: Demnach erhalten Cockpit-Besatzungen künftig mehr Grundgehalt und werden mit richtigen Tarifverträgen ausgestattet.

Auch bei den besonders harten Verhandlungen, die die Frage des Steuerrechts klären sollten, konnte eine Einigung erzielt werden, wonach deutsche Ryanair-Piloten fortan dem deutschen Steuerrecht zugeordnet werden. In anderen Punkten konnte sich beide Parteien indes noch nicht einigen.

Deutsche Ryanair-Piloten künftig bei Air Malta

Die Vereinigung Cockpit – kurz VC – hat nach langwierigen Verhandlungen und etlichen Streikwellen bei Europas grösstem Günstig-Flieger nun die beachtlichen Ergebnisse präsentieren können. Dabei erhalten alle deutschen Piloten der irischen Airline künftig Arbeitsverträge nach Tarif. Demnach wird das Bruttogrundgehalt der Co-Piloten gar verdoppelt auf nun mehr 50’000 Euro jährlich, während Kapitäne hier eine Steigerung von gut 33 Prozent auf dann 100’000 Euro im Jahr erfahren. Allerdings ist aufgrund einer gleichzeitigen Reduzierung der flexiblen Lohnanteile die Steigerung der Gehälter nur geringfügig. Bis zum Ende der Laufzeit im März 2023, sollen die Gehälter darüber hinaus aber jährlich angehoben werden.

Ryanair Boeing 737

Deutsche Ryanair-Piloten sollen ausserdem fortan dem deutschen Steuerrecht unterliegen. Bisher zahlten die Cockpit-Besatzungen ihre Steuern nach dem Recht des Heimatlandes von Ryanair, Irland, wo die Steuersätze deutlich höher liegen als hierzulande. Jedoch sollen die Piloten mitsamt der in Deutschland stationierten Flugzeuge nun zum Ryanair-Ableger Air Malta übertragen werden, denn weiter im irischen Steuersystem angestellt und gemeldet zu sein. Hier hatte die Vereinigung Cockpit bis zuletzt Ryanair dazu aufgefordert, einen eigenen deutschen Flugbetrieb zu gründen. Das maltesische Steuerrecht erlaubt Steuerzahlungen ins EU-Ausland. Hier werden die deutschen Piloten mitsamt der neuen Tarifverträge aber immerhin direkt angestellt sein.

Steuerrecht grösster Knackpunkt bei Ryanair

Des weiteren konnte sich die VC mit Ryanair auf einen Sozialplan einigen, der bei der Schliessung und Reduzierungen von Basen des Günstig-Fliegers in Kraft treten soll. Noch offen sind hingegen die Forderungen der Cockpit-Gewerkschaft über die Bildung eines Betriebsrat der Piloten, die Einführung sogenannter Manteltarifverträge – welche unter anderem in der Regel längerfristige und allgemeinere Regelungen enthalten – und eine ebenfalls auf deutschem Recht basierende Altersvorsorge. Diese Punkte sollen aber Teil zukünftiger Verhandlungen werden.

Ryanair

Über ganze neun Monate verhandelten die VC und Ryanair über die genannten Punkte, wobei hierbei besonders das Steuerrecht im Vordergrund stand. Eigentlich hatten sich beide Parteien bereits im Dezember letzten Jahres auf ein Papier mit diversen Eckpunkten – darunter Gehaltssteigerungen – geeinigt, nachdem es zu mehreren Streikwellen bei der irischen Günstig-Airline gekommen war. Jedoch wurde die Unterzeichnung der Vereinbarung, die die rund 400 Ryanair-Piloten in Deutschland betraf, ständig verschoben. Indes kommt es immer wieder zu Pilotenstreiks bei Ryanair-Piloten in anderen europäischen Ländern, zuletzt etwa in Grossbritannien.

Fazit zum Verhandlungserfolg der VC

Die Vereinigung Cockpit hat nach langen und sehr zähen Verhandlungen nun endlich grössere Erfolge für ihre zu vertretenden Piloten vermelden können. Das kommt bei Ryanair schon fast einer kleinen Revolution gleich, schliesslich ist Europas grösste Günstig-Airline nicht gerade für ihre guten Arbeitsbedingungen bekannt. Wenngleich es noch einige Punkte zu klären gibt, scheint VC hier gut was ausgehandelt zu haben. Abzuwarten bleibt, ob dies auch Auswirkungen auf die anderen europäischen Basen von Ryanair haben könnte, wo es ebenfalls immer wieder zu Streiks der Piloten kommt.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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