Als hätte Boeing aktuell nicht schon genug um die Ohren, macht nun auch das neuste Modell des amerikanischen Flugzeugbauers Probleme, sodass sich die geplante Auslieferung wahrscheinlich deutlich verzögern wird.
Das dürfte allen voran Erstbetreiber Lufthansa gar nicht gefallen, da der Kranich so eine Einführung der Boeing 777X im kommenden Jahr – und damit einher das neue Business Class-Produkt der Airline – höchstwahrscheinlich verpassen dürfte.
Zu hoher Verschleiss an Triebwerksteil
Das von General Electric für die 777X entworfene grösste Triebwerk der Welt, das GE9X, ist der Grund für die Verzögerung. Ein durch hohen Verschleiss gefährdeter “Stator der Kompressorstufe” muss neu designed und robuster gestaltet werden, weswegen das Triebwerk auch eine neue Zertifizierung benötigt. Bereits diesen Sommer sollte ursprünglich der Erstflug der 777-Weiterentwicklung stattfinden. Zuvor führte Boeing denn auch immer wieder an, dass sich der Erstflug der 777X aufgrund der 737 MAX-Krise nicht verzögern werde. Inzwischen musste der erste Testflug jedoch aufgrund der Probleme mit dem Triebwerk auf Anfang nächsten Jahres verschoben werden.
Boeing hält aktuell allerdings immer noch an den ursprünglichen Auslieferungsterminen fest, trotz der Erstflug-Verspätung von mehreren Monaten. Experten halten den Fahrplan jedoch für sehr unwahrscheinlich, da sich mit Beginn der Testflüge diese zumeist gut ein Jahr in Anspruch nehmen würden. Dadurch sei es gar nicht möglich den geplanten Start der Auslieferungen Ende 2020 einzuhalten. Zwischenzeitlich gab die europäische Luftaufsichtsbehörde EASA ausserdem bekannt, Boeings neuste Maschine unabhängig der amerikanischen Kollegen der FAA auf eine Zulassung hin zu überprüfen.
Neue Lufthansa Business Class verzögert sich
Durch eine Auslieferungsverzögerung würde sich freilich auch die geplante Einflottung der Boeing 777X bei Erstbetreiber Lufthansa im kommenden Jahr verschieben. Ebenfalls verschiebt sich dadurch denn auch die Einführung des neuen und komplett überarbeiteten Business Class-Produktes des deutschen Flag Carriers. Ganze 34 Maschinen des neusten Boeing-Flugzeuges hat der Kranich bei den Amerikanern bestellt. Bisher äusserste sich die Lufthansa noch nicht zur wahrscheinlichen Verspätung des Boeing-Modells.
Die Boeing 777X basiert auf den Vorgängern 777-200 sowie -300 und bietet in den Varianten 777-8 und -9 zwischen 350 und 425 Passagieren Platz, kommt mit höheren und grösseren Fenstern, einer gut zehn Zentimetern breiteren Kabine mit höherer Luftfeuchtigkeit und höherem Kabinendruck, sowie einklappbaren Flügelspitzen daher. Emirates ist mit 150 Bestellungen grösster Kunde der 777X, während Qatar Airways mit 60 Bestellungen auf Platz zwei rangiert. Zu den weiteren Kunden zählen ausserdem British Airways, Singapore Airlines und Cathay Pacific.
Fazit zur Verspätung der Boeing 777X
Erwartet man heutzutage bei neuen Flugzeugen eigentlich überhaupt noch pünktliche Auslieferungen? Unter den Flugzeugbauern ist Pünktlichkeit rar gesät und so verwundert es eigentlich auch nicht, dass die Boeing 777X ebenfalls der negativen Tradition folgt und höchstwahrscheinlich verspätet an die Kunden – und damit auch an die Lufthansa – ausgeliefert werden wird, auch wenn Boeing das zum jetzigen Zeitpunkt noch anders sieht. Damit verschiebt sich denn mit aller Voraussicht nach auch die Einführung der lang ersehnten und heiss erwarteten neuen Business Class des Kranichs. Aber vielleicht behält Boeing mit seinem Optimismus ja doch noch recht.