Um den CO2-Ausstoss in Frankreich deutlich zu reduzieren, planen zwei Politiker des Nachbarlandes etliche Inlandsflüge zu streichen. Reisende sollen dann vom Flugzeug auf den Zug umsteigen.

Allerdings wären davon nur bestimmte Routen betroffen, die über gute Bahnverbindungen verfügen und gewisse Zeiten nicht überschreiten dürfen. Auf anderen Inlandsstrecken sei eine Aufgabe der Flugverbindungen indes aus zeitlicher Sicht unsinnig.

Zwei Politiker lösen Debatte aus

In Frankreich hat sich eine heisse Debatte um die Inlandsflüge entfacht. Dabei fordern vor allem die Chefin der grünen Génération Écologie, Delphine Batho und François Ruffin, Abgeordneter der linken Partei LFI, eine deutliche Reduzierung des französischen Inlandsverkehrs in der Luft und eine grössere Fokussierung auf die Bahn. Dadurch könnte der CO2-Ausstoss in Frankreich laut der Politiker um bis zu 55 Prozent bis zum Jahr 2030 reduziert werden. Ausserdem soll dadurch das unvermeidliche Temperaturplus auf 1.5 Grad begrenzt werden. Allen voran würde es Inlandsflüge treffen, bei denen die selbe Strecke mit dem Zug in unter zweieinhalb Stunden gefahren werden kann, zumindest wenn es nach Ruffin geht. Bathe fordert dagegen sogar eine vergleichbare Regel mit Zugfahrten von bis zu fünf Stunden. Würden diese Regelungen wahr, würden Routen wie von Paris nach Lyon oder von Paris nach Brest als Flugverbindung wegfallen.

Air France A320 Hamburg

Allerdings gäbe es auch einige Strecken, die nicht ersetzt werden könnten, da hier die Fahrt mit dem Zug schlicht zu lange dauert. Um die neun Stunden braucht der Zug zum Beispiel von Bordeaux nach Nizza, mit dem Flugzeug sind es nicht einmal eineinhalb Stunden. Im Grunde ist das Eisenbahnnetz in Frankreich auch durchaus gut ausgebaut, allerdings gibt es hier je nach Region teils riesige Unterschiede. Die Pläne der beiden Politiker stossen indes natürlich auch auf Kritik: So sieht der französische Luftfahrtexperte Xavier Tytelman Air France gar am Ende, würde eine so grosse Anzahl an Flügen einfach wegfallen. Auch, weil sich dann viele Passagiere, die diese Verbindungen als Zubringer nutzen würden, zum Beispiel für Flüge mit Lufthansa und British Airways entscheiden und einfach in Frankfurt oder London umsteigen würden. Denn wer von Marseille nach New York wolle, würde nicht zuvor in einen Zug nach Paris steigen wollen.

Grösste Tageszeitung rechnet Zahl der Flüge nach

Die französische Zeitung “Le Monde” hat nachgerechnet: 41 der 149 wichtigsten Inlandsrouten mit dem Flugzeug würden demnach komplett wegfallen. Mit dem Jahr 2018 als Beispiel, würden von insgesamt 26.8 Millionen Flugpassagiere gut 13,8 Millionen bei der schärferen geforderten Regelung dann mit dem Zug fahren müssen. Knapp 6.6 Millionen Personen wäre bei einer Regelung mit einer Begrenzung von bis zu zweieinhalb Stunden Zugfahrt betroffen.

TGV Duplex Strassburg

Tatsächlich gibt es mit Flugverbindungen wie der zwischen Lyon und Marseille, wo ein Flug zumindest fragwürdig ist, lässt man den “Zubringergedanken” mal ausser Acht: Der reinen Flugzeit mit etwa 55 Minuten – wozu noch die Sicherheitskontrolle, etwaige Wartezeiten, ein möglicher Check-in vor Ort und einer An-, sowie Abfahrt zum und vom jeweiligen Flughafen hinzugerechnet werden müssen –, steht eine Bahnfahrt von gerade einmal 1:45 Stunden entgegen und das direkt ins jeweilige Zentrum. Hier entschieden sich im Jahr 2018 dennoch gut 51’000 Passagiere für das Flugzeug. Dabei finden sich noch einige sehr ähnliche Strecken, auf denen der Vergleich ähnlich aussieht.

Fazit zu den Plänen der Reduzierung von Inlandsflügen

Die Vorschläge der beiden Politiker die Inlandsflüge in Frankreich teils drastisch zu reduzieren, mag anfangs etwas übertrieben klingen, gerade mit Blick auf die “Fünf-Stunden-Regel”. Sieht man sich allerdings Flugverbindungen wie die zwischen Lyon und Marseille an, scheint der Gedanke plötzlich gar nicht mehr weit hergeholt und natürlich irgendwo auch sinnvoll. Dennoch darf man hier auch nicht die wahrscheinlich heftigen Auswirkungen auf die Airlines, allen voran Air France, ausser Acht lassen, die solch eine Regelung enorm treffen dürfte. Der Blick zum Nachbarn ist auch deshalb spannend, weil hierzulande erst kürzlich sehr ähnliche Diskussionen entfacht wurden.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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