Das sogenannte Project Sunrise von Qantas wird zu einer Art Wettstreit zwischen Boeing und Airbus. Die Europäer preschen nun vor und haben bekanntgegeben, dass der A350 die Strecke zwischen Sydney London sowie Melbourne London sowie Sydney und New York fliegen könnte.
Seit letztem Jahr werden die Pläne rund um das Project Sunrise von Qantas konkreter. Das Ziel der Australier sind drei neue Strecken, die sich bislang noch nicht bedienen lassen:
- Sydney – New York | 9’940 Meilen oder 15’997 Kilometer
- Melbourne – London | 10’503 Meilen oder 16’902 Kilometer
- Sydney – London | 10’573 Meilen oder 17’015 Kilometer
Die bislang längsten Route der Welt, von Singapur nach New York, ist 9’529 Meilen lang und auch Qantas selbst ist bereits auf einem knapp über 9’000 Meilen langen Flug von Perth nach London unterwegs – äusserst erfolgreich, weswegen die Expansion auf weitere Ultra-Langstrecke nach Europa und Nordamerika auch auf dem Plan der Australier steht.
Airbus A350 soll alle Routen fliegen können
Airbus hat bereits vor einigen Tagen eine interessante Neuerung für den Airbus A220 bekanntgegeben – durch leichte Änderungen kann die Maschine in Zukunft deutlich weiter fliegen als bisher. Ähnliches scheint auch beim Airbus A350 möglich, denn laut dem CCO der Firma könne Airbus sogar beide Varianten seines neuesten Flugzeuges für das Sunrise-Projekt optimieren und anbieten. Dies hat Christian Scherer beim IATA-Meeting in Seoul bekanntgegeben. Gemeint sind damit sowohl der Airbus A350-900 als auch die gestreckte Version, der Airbus A350-1000.
Dabei ist besonders interessant, dass Scherer konkret auf das Sunrise-Projekt eingegangen ist. Die notwendige Reichweite hätte die Maschine von Airbus nämlich schon heute, der Airbus A350ULR kann theoretisch bis zu knapp über 11’000 Meilen fliegen – das würde für alle drei gewünschten Strecken reichen. Das Problem dran: Möglich ist dies nur mit strikten Kapazitätsbeschränkungen, sodass die Maschine nicht mit der gewünschten Konfiguration der meisten Airlines und nur mit einer begrenzten Zahl an Passagieren und Fracht fliegen könnte. Das Ziel von Qantas ist dagegen, die Flüge ohne relevante Einschränkungen dieser Art anzubieten – und Airbus scheint bereits, die entsprechenden Modifikationen vorzunehmen, um das möglich zu machen.
Entscheidung für Airbus oder Boeing soll im August fallen
Boeing hält sich in Hinblick auf das Projekt Sunrise aktuell noch zurück und hat noch nicht bekanntgegeben, ob eine der Maschinentypen, also entweder die Boeing 777 oder die Boeing 787 möglicherweise entsprechend optimiert werden können, um die Kriterien von Qantas zu erfüllen. Die Amerikaner müssen sich allerdings heranhalten, denn Qantas möchte noch in diesem Sommer, konkreter im August, eine Entscheidung für einen der beiden Hersteller treffen. Aufgenommen werden sollen die Flüge dann im Jahr 2022, wobei natürlich abzuwarten bleibt, ob dieser straffe Zeitplan am Ende auch wirklich eingehalten werden kann.
Geht es nach Qantas, sollten die Maschinen insgesamt vier Klassen bieten und insgesamt über 300 Passagiere befördern können. Theoretisch bietet der Airbus A350 in beiden Varianten diese Möglichkeit, wobei unwahrscheinlich scheint, dass eine optimierte Version für die Ultra-Langstrecke wirklich auf eine solche Kapazität kommen könnte. Die Airbus A350ULR von Singapore Airlines haben beispielsweise gerade einmal 161 Sitze in einer Konfiguration mit zwei Klassen. Qantas ist dagegen schon auf der Strecke von London nach Perth mit drei Klassen unterwegs, die Routen nach London und New York sollen allerdings zusätzlich auch eine First Class bieten – so zumindest der ursprüngliche Plan.
Fazit zum Airbus A350 für das Project Sunrise
Es scheint ein wenig, als hätte Airbus aktuell die Nase vorne, wenn es um das Project Sunrise geht. Wenn tatsächlich sogar der Airbus A350-1000 entsprechend modifiziert werden kann, sollte die Marke von 300 Passagieren auf den neuen Qantas-Ultralangstrecken durchaus überschritten werden können. Ob es am Ende aber wirklich für vier Klassen und dennoch so viele Plätze reicht, bleibt abzuwarten – genauso, ob Boeing auch noch ein passendes Angebot auf den Tisch legt und Qantas so zu einer schweren Entscheidung zwingt.