Die Zukunft des nachhaltigen Flugverkehrs ist ungewiss: Ohne staatliche Unterstützung könnten viele Fluggesellschaften in den kommenden Jahren ernsthafte finanzielle Probleme bekommen.

Nachhaltigkeit ist besonders im Flugverkehr ein wichtiges Thema. Für die deutsche Airlinebranche ist ab 2026 eine Mindestquote von 0,5 Prozent an strombasierten Kraftstoffen vorgesehen, die jetzt jedoch angepasst werden soll. Dabei soll die Quote gesenkt werden, wie airliners.de berichtet. Die Präsidentin für Nachhaltigkeit bei der International Air Transport Association (IATA), Marie Owens Thomsen, äussert Bedenken. Können so die Klimaziele der Regierung noch erreicht werden?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ursprünglich geplante Quote für E-Kerosin im Flugverkehr wird stark gesenkt
  • Das Bundesumweltministerium plant schärfere Prüfungen auch von Fluggesellschaften
  • Deutsche Airlines, wie Lufthansa, setzen zunehmend auf nachhaltige Initiativen

Ohne politische Hilfe sei die Branche gefährdet

Die aktuelle Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen (Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF) reicht bei weitem nicht aus: 2023 wurden weltweit nur eine Million Tonnen SAF produziert – weniger als ein Prozent der globalen Nachfrage nach nachhaltigem Treibstoff. Laut Thomsen seien bis 2030 etwa 70 neue Raffinerien nötig, um den Bedarf zu decken. Doch ohne eine entschlossene Politik, die in die Produktion investiert, sei die Zukunft der Branche gefährdet. Vor diesem Hintergrund plant das Bundesumweltministerium, die bisher vorgesehene Mindestquote für strombasiertes E-Kerosin im Flugverkehr von 0,5 Prozent ab 2026 auf nur noch 0,1 Prozent zu senken.

Nachhaltigkeit

Um wiederholte Skandale, um angeblich klimafreundliche Kraftstoffe zu vermeiden, ist ein weiteres Ziel des Bundesumweltministeriums die Bekämpfung von Missbrauch im Bereich der nachhaltigen Flugkraftstoffe. So sollen Airlines künftig strenger in ihren Umweltauflagen kontrolliert werden. Ob die Pläne in ihrer jetzigen Form umgesetzt werden, hängt nicht zuletzt von der nächsten Bundesregierung und der Unterstützung durch die Branche ab.

Auch innerhalb der weltweiten Branche wächst die Kritik an SAF. David Neeleman, CEO von Breeze Airways, bezeichnete die aktuellen Massnahmen in Richtung nachhaltiger Flugkraftstoffe als “Unsinn”. Er warnte davor, dass die Einführung von SAF weltweit die jährlichen Kosten der Fluggesellschaften um 187 Milliarden Dollar erhöhen könnte – ein Vielfaches der derzeitigen Gewinne, wie FVW berichtet.

Nachhaltigkeitsbemühungen der Airlines

Die Pläne des Bundesumweltministeriums reihen sich in eine wachsende Bewegung ein, die den Flugverkehr klimafreundlicher gestalten möchte. Auch deutsche Airlines setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit. Unter anderem setzt die gesamte Lufthansa Group sich dafür ein, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. So wurden beispielsweise die Green Fares auf alle Langstreckenflüge ausgeweitet. Doch trotz dieser Initiativen gibt es immer wieder Kritik an den Nachhaltigkeitsbemühungen der Regierung.

Nachhaltigkeit beim Fliegen

Auch die Fortschritte bei der Entwicklung von E-Kerosin und anderen emissionsfreien Alternativen bleiben hinter den Erwartungen zurück. Wenn sich die geplanten Regulierungen des Bundesumweltministeriums durchsetzen, könnte dies sowohl die Branche als auch die Airlines unter Druck setzen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu überdenken. Gleichzeitig könnte die endgültige Entscheidung auch eine Entlastung für die Branche darstellen, da nach wie vor zu wenig SAF produziert wird. Die Einführung schärferer Klimaschutzvorgaben könnte jedoch auch zu höheren Kosten für Airlines führen, was sich letztlich auch auf Ticketpreise und Wettbewerbsfähigkeit auswirken könnte.

Autor

Anna Schulte ist als Duale Studentin seit September 2022 im reisetopia Content-Team tätig. Mit einer Ausbildung startete ihr beruflicher Weg in die Reisebranche und mittlerweile hält sie Euch mit aktuellen News des Reisealltags immer up to date.

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