Das Grossprojekt soll Passagieren unter anderem eine schnellere Reise zwischen Frankreich und Italien ermöglichen. Allerdings ist es auch umstritten.
Die Genehmigung für den bis dato längsten Absenktunnel der Welt zwischen Deutschland und Dänemark wurde vor vier Jahren erteilt. Aktuell befindet sich ein weiteres Tunnel-Grossprojekt in Planung, wie RND berichtet. Es soll der weltweit längste Eisenbahntunnel werden und den Gotthard-Tunnel in den Schatten stellen. Die Eisenbahnstrecke zwischen Frankreich und Italien bringt neue Möglichkeiten für Reisende.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwischen Lyon in Frankreich und Turin in Italien entsteht eine über 270 Kilometer lange neue Bahnstrecke
- Der Mont-d’Ambin-Basistunnel als Herzstück der Strecke soll länger werden als der Gotthard-Tunnel
- Reisende profitieren aufgrund dieses Bauvorhabens von mehr Zügen und weniger Fahrzeit auf dieser Strecke
Der Gotthard-Tunnel bekommt Konkurrenz
Bisher führt der Gotthard-Tunnel, der erst jüngst nach langer Pause wieder vollständig in Betrieb genommen wurde, die Liste der längsten Tunnel an. Doch der geplante Mont-d’Ambin-Basistunnel, der das wichtigste Element der entstehenden Turin-Lyon-Strecke ist, soll ihn überholen – um mehrere hundert Meter.
Das Schienen-Bauprojekt soll das italienische und französische Eisenbahnnetz über die Alpen hinweg verbinden. Die Strecke misst 270,8 Kilometer und wird auf Hochgeschwindigkeitszüge ausgelegt. Die Route von Turin nach Lyon soll die Lösung sein, das höchste Gebirge Europas auf der Ost-West-Achse zu überqueren. Der grenzüberschreitende Abschnitt soll planmässig bis 2030 in Betrieb genommen werden.
Die sich aktuell im Bau befindende Strecke soll dabei ein sehr wichtiges Element des sogenannten Mittelmeerkorridors werden. Dieser verbindet Spanien mit Ungarn und bildet eine der neun Achsen des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN‑V). Die Europäische Union (EU) arbeitet stetig mit den Mitgliedsstaaten an dem Ausbau dieses Verkehrsnetzes.
Welche Vorteile bietet das Bauvorhaben für Passagiere?
Mit der neuen Strecke sollen Passagiere schneller von Frankreich nach Italien reisen können. Aktuell fahren sechs TGV-Züge täglich auf der historischen Strecke zwischen der französischen und italienischen Stadt. Nach Abschluss des grossen Bauvorhabens sollen allerdings 22 Fernzüge am Tag dort verkehren – somit haben Passagiere mehr Reisemöglichkeiten.
Europa wird über die Schiene so besser vernetzt. Auch zeitlich können Passagiere mit der neuen Verbindung einiges einsparen. Ohne Zwischenstopp soll die Turin-Lyon-Strecke anstatt in 3:47 Stunden in 1:47 Stunden zurückgelegt werden können. Spannend für Reisende könnten ausserdem die entstehenden Routen durch die Zwischenstopps sein. So soll eine Reise von Mailand nach Paris in viereinhalb Stunden möglich sein. Bisher benötigt diese Reise sieben Stunden.
Umstritten ist das Bauvorhaben etwa aufgrund der immensen Kosten von grob 25 Milliarden Euro (23,4 Milliarden Franken). Doch die Bevölkerung protestiert auch gegen den Müll, Lärm und die zerstörte Natur, die mit dem Projekt einhergehen.