Flugpreise gehen in Asien und Europa grossflächig zurück. Während Menschen dieser Kontinente zudem sparen müssen, ist in Amerika das Gegenteil der Fall.
Die Reiselust der Deutschen ist weiterhin ungebremst und befindet sich sogar auf einem Rekordniveau. Beinahe 80 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre unternimmt mindestens eine Ferienreise im Jahr. Es sind Entwicklungen wie diese, die sogar Experten dazu veranlasst haben, global einen Tourismus-Boom für das aktuelle Jahr vorherzusehen. Doch sind diese Annahmen noch realistisch? Wie Reuters berichtet, entwickeln sich die Flugpreise in Asien und Europa aktuell nach unten – was ein Indiz für den Rückgang des Reisefiebers sein könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Flugpreise sind im Vergleich zum Preisanstieg nach Corona im Rückgang
- Menschen in Asien und Europa müssen beim Reisen sparen, in den USA hingegen steigt die Nachfrage nach Premium-Reisen
- Reisen verliert nicht an Bedeutung – mehr Menschen müssen allderdings auf ihr Budget achten
Die Abwärtskurve der Flugpreise
Flugpreise sind bekanntlich sehr sprunghaft und können heute anders sein als morgen. Sie orientieren sich dabei an dem Angebot und der Nachfrage – welche besonders nach der Pandemie deutlich gestiegen ist, als es für Menschen wieder uneingeschränkt möglich war, das eigene Land für Reisen zu verlassen. Durch diese angestaute Nachfrage kam es nach der Pandemie zu einer Preissteigerung. Nun scheint eine Relativierung der Preislandschaft stattzufinden. Wo die Euphorie nach der Pandemie das bedingungslose Reisen vorangetrieben hat, kehrt jetzt wieder ein realistischerer Blick ein und auch das Bedürfnis angesichts der ökonomischen Einflüsse und der Inflation mehr zu sparen.
Für Fluggesellschaften ist diese negative Entwicklung besonders gravierend. Sie sind auf Touristen angewiesen, um sich weiter von der Corona-Pandemie zu erholen und die steigenden Kosten zu verkraften. Noch stärker als in Europa ist der Trend in Asien zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Tarife im Zeitraum zwischen Januar und April etwa um 16 Prozent gesunken. Die Branche ist allerdings zuversichtlich gestimmt:
We believe supply and demand will rebalance itself … airfares would continue to normalise throughout 2024.
Ronald Lam, CEO von Cathay Pacific
Eine Steigerung im Vergleich zur Prä-Corona-Zeit hat dennoch stattgefunden. 2019 waren die Flugpreise im asiatisch-pazifischen Raum im Schnitt etwa sieben Prozent günstiger.
Ökonomen sehen noch keinen Grund zur Sorge
Dass Reisen an Wichtigkeit verlieren könnte, davon gehen Ökonomen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aus. Eine Mastercard-Studie hatte erst im April belegt, dass Deutsche immer mehr Geld für Erlebnisse – inklusive Reisen – ausgeben. Allerdings machen Experten auf die Preisbewusstheit der Bevölkerung aufmerksam:
Even though consumers are still interested in travel, European consumers in particular are very price sensitive.
Natalia Lechmanova, Mastercard
Laut Lechmanova sind daher aktuell günstigere Reiseziele im Trend – etwa die Türkei, Rumänien oder der Balkan.
Die europäische Reisekommission gibt bekannt, dass Verbraucher im Jahr 2024 745’4 Milliarden Franken auf dem europäischen Kontinent ausgeben werden und damit ein Plus von 14,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 verzeichnet wird. Allerdings müssen diese Ausgaben nicht von europäischen Bürgern selbst stammen, sondern können auch von wohlhabenden Touristen anderer Kontinente eingebracht worden sein.
Etwa in den Vereinigten Staaten ist die Tendenz zum Sparen nämlich nicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil – dort wird die Nachfrage nach Premium-Reisen immer grösser. Im ersten Quartal des Jahres reisten bereits 16 Millionen US-Bürger ins Ausland. Doch warum können sich die Amerikaner diesen Luxus aktuell eher leisten als die Europäer? Ökonomen machen dafür den starken Arbeitsmarkt der USA verantwortlich, der es Bürgern weiterhin ermöglicht, weiterhin grössere Ausgaben zu tätigen.