Die geplante Fusion von ITA Airways und der Lufthansa ist vorerst auf Eis gelegt. Grund dafür sind Wettbewerbsdenken der EU-Kommission.
Die EU-Wettbewerbsbehörde stellt sich im Übernahmeprozess von ITA Airways durch die Lufthansa quer – zumindest vorläufig. Dies gründet auf Zweifel seitens der Kommission. Befürchtet wird eine zu mächtige Marktposition der Lufthansa im Zuge des Zusammenschlusses. Dies haben jüngste Untersuchungsergebnisse offengelegt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Monopolstellung vermeiden
Die Verfahrensdauer im ITA-Übernahmeprozess wird sich erneut in die Länge ziehen. Was bereits von Experten antizipiert wurde, hat sich indessen bewahrheitet. Der EU-Wettbewerbsbehörde zufolge haben vorläufige Untersuchungsergebnisse aufgezeigt, dass eine Fusion der Airlines auf einigen Kurz- und Langstrecken für ungleiche Wettbewerbsbedingungen sorgen würde. Auf entsprechenden Verbindungen zwischen Italien und Mitteleuropa wurden überdies gänzliche Überschneidungen zwischen ITA- und Lufthansa-Nonstop-Flügen festgemacht. Diesbezüglich konnten schlicht Low Cost Carrier, wie Ryanair, als Konkurrenz identifiziert werden, welche jedoch vornehmlich abgelegenere Airports bedienen.
Nun liegt es an der EU-Kommission, bis zum 6. Juni 2024 einen Beschluss zu fassen. Die italienische Regierung rechnete bereits mit einer Prozess-Verzögerung, wie Finanzminister Giancarlo Giorgetti Ende 2023 mitteilte. Gleichwohl beklagt er sich mittlerweile über die lange Prüfzeit:
Die Tatsache, dass wir weitere Zeit verlieren, ist keine gute Sache.
Giancarlo Giorgetti, Italienischer Minister für Wirtschaft und Finanzen
Verzögerung hat sich bereits angebahnt
Die jüngsten Erkenntnisse scheinen jedoch nicht allzu überraschend, da viele Zeichen bereits auf eine Verlangsamung im Prozess hingewiesen haben. Bereits nachdem sich die Lufthansa mit Angeboten für mögliche Zugeständnisse auf die EU-Kartellbehörde zu bewegt hatte, und kein Markttest seitens der Kommission folgte, wurde das erste Zeichen einer Prozess-Verlängerung sichtbar. In der Regel wird – folgend auf ein Angebot von Abhilfemassnahmen – ein Markttest gestartet, um Konkurrenz und Kunden zu befragen, ob kartellrechtliche Bedenken in ihrer Sicht aus dem Weg geräumt wurden. Dieser Schritt wurde allenfalls nicht eingeleitet und war ein klares Indiz auf eine Verzögerung.
Die Lufthansa Zugeständnisse umfassten beispielsweise das Abtreten von Slots am Flughafen Mailand-Linate. Brüssel forderte bereits im November 2023 vom Kranich Langstrecken-Kapazitäten ab Frankfurt und München nach Nordamerika und Asien einzusparen. Der EU-Kommission waren die vorgeschlagenen Abhilfemassnahmen wohl nicht ausschlaggebend genug.
Ferner setzten sich bereits im November 2023 diverse Gewerkschaften für eine raschere Übernahme durch die Lufthansa ein. Aus derzeitiger Sicht ist jedoch vielmehr das Gegenteil eingetreten.
Fazit zur Verzögerung im ITA-Airways-Übernahmeprozess
Eine Verlangsamung der Fusionskontrolle zur Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa wurde bereits vorhergesagt. Nun ist das Szenario eingetreten. Der Prozess wird sich noch weiter in die Länge ziehen. Brüssel fordert das Einhalten eines fairen Wettbewerbs und befürchtet aktuell eine zu mächtige Stellung der Lufthansa im Falle eines Zusammenschlusses mit ITA Airways. Die EU verwehrt die Fusion vorerst. Es bleibt spannend, welche weiteren Forderungen beziehungsweise Zugeständnisse folgen werden und vor allen Dingen wann der Prozess letztendlich geschlossen werden kann.