Austrian Airlines muss ihre Werbeaktion zum Thema Klimaschutz zurückziehen. Grund dafür ist die Beschwerde eines bekannten Luftfahrt-Kritikers.
Eric Stam, ein bekannter Kritiker der Luftfahrtindustrie, hatte gegen die Werbeaktion von Austrian Airlines, die klimaneutrales Fliegen versprach, eine Beschwerde eingereicht. Der Werberat gab ihm nun recht. Die Airline muss die Werbung zurückziehen, wie aeroTelegraph berichtet.
Werbung von Austrian suggeriert klimaneutrales Fliegen
Die Werbekampagne, um die es in diesem Fall geht, wurde von Austrian Airlines im Zuge der Biennale in Venedig entwickelt. Alle Kundinnen und Kunden von Austrian, die sich ein Flugticket nach Venedig holen und die Möglichkeit nutzen, als Ausgleich Geld für den Erwerb von nachhaltigem Kerosin zu spenden, bekommen für kurze Zeit zusätzlich kostenlosen Eintritt zur Ausstellung in Italien sowie ein Ticket für die Wiener Flughafenschnellbahn. Der Slogan auf den Plakaten lautet wie folgt:
CO2-Neutral zur Biennale fliegen? Für uns keine Kunst!
Die Werbeaussage von Austrian Arlines
Kritiker: falsche Werbeaussage
Kurz nach der Veröffentlichung der Aktion im Juli schaltete sich der Luftfahrtkritiker Eric Stam ein. Er reichte sofort Beschwerde bei dem Werberat Österreichs ein. Der Vorwurf: die Werbeaussage lässt Verbraucher und Verbraucherinnen in dem Glauben, dass klimaneutrales Fliegen bereits möglich ist. Zudem spart der nachhaltige Treibstoff, den die österreichische Fluggesellschaft derzeit verwendet, nur 80 Prozent der Abgase, die mit herkömmlichen Kerosin produziert werden würden.
Wer als Kunde oder Kundin also nicht ausreichend spezifisches Hintergrundwissen zum Thema SAF hat, wird laut Eric Stam durch die Werbeaussagen seitens Austrian in die Irre geführt. Der österreichische Werberat gab dem Kritiker recht – und mahnte Austrian Airlines, die jetzige Kampagne zurückzuziehen. Zudem solle man in Zukunft genauer auf Aussagen zu diesem Thema achten. Die Fluggesellschaft selbst sieht in den eigenen Aussagen derweil kein Problem.
Dieser Fall ist nicht der erste, mit dem Eric Stam einen Erfolg verbuchen kann. KLM ist in der Vergangenheit ebenfalls in sein Blickfeld geraten. Auch hier ging es um irreführende Werbeaussagen und auch hier bekam Eric Stam recht.
SAF als Zukunft der Luftfahrt
Sustainable Aviation Fuel, kurz SAF, ist ein nachhaltiger Treibstoff, mit dem die Luftfahrtindustrie einiges an Abgasen einsparen kann. Das nachhaltige Kerosin besteht dabei aus Pflanzen und Bioresten, die durch chemische Vorgänge in Treibstoff umgewandelt werden. Die Produktion ist derzeit jedoch noch ziemlich teuer. Der Bedarf an SAF, um Fliegen tatsächlich nachhaltig zu gestalten, ist weitaus höher als das, was gerade produziert werden kann.
In Bezug auf Werbung ist das Thema SAF eher eine schwierige Angelegenheit. Bereits mehrere Airlines wurden unter dem Vorwurf des Greenwashings von diversen Organisationen verklagt. Oft wird der Begriff zu leichtsinnig und ohne ausreichend Kontext verwendet, was Verbraucher und Verbraucherinnen eine falsche Vorstellung des tatsächlichen Entwicklungsstandes des Treibstoffes vermittelt. Neben Austrian Airlines und KLM musste sich unter anderem auch United Airlines sowie die seit kurzem von der Bildfläche verschwundene Green Airlines mit derartigen Vorwürfen auseinandersetzen.
Fazit zum Werbeskandal von Austrian Airlines
Aufgrund einer Beschwerde des Luftfahrtkritikers Eric Stam und der Entscheidung des österreichischen Werberates muss Austrian Airlines ihre Werbung zur Biennale zurückziehen. Die Aussage auf den Werbeplakaten habe fälschlicherweise suggeriert, dass klimaneutrales Fliegen bereits möglich sei. Ob Austrian Airlines jedoch bewusst Greenwashing betrieben hat oder ob sie tatsächlich davon überzeugt ist, dass die Aussage keine falschen Versprechen suggeriert, wissen nur die Verantwortlichen selbst.