In den letzten Wochen war ich mehr als zehnmal in einer Maschine Lufthansa Gruppe unterwegs – dafür gab es mehrere Gründe, einer davon ist aber zweifelsfrei die Marktmacht der Gruppe, die immer mehr zum grossen Vorteil wird.
Die Krise rund um das Coronavirus hat dazu geführt, dass der Flugverkehr in Europa zwischenzeitlich sehr reduziert war. Seitdem hat sich die Lage wieder stark verändert, doch dennoch werden viele Strecken noch immer nicht mit denselben Frequenzen bedient wie vor der Krise. Manche Verbindungen sind sogar gänzlich weggefallen. Wenngleich nicht mit vollem Angebot, aber dennoch schon wieder vielfältigem Angebot ist die Lufthansa mit ihren Töchtern unterwegs. Das führt dazu, dass man um die Airline teilweise kaum mehr herumkommt.
Unglaubliche Auswahl an verschiedenen Optionen
In den letzten Wochen hat es mich gleich dreimal nach Frankreich verschlagen, zweimal war das Ziel dabei Nizza, einmal sollte es nach Paris und dann von Nizza zurückgehen. Dabei hat sich für mich einmal mehr gezeigt, welche enorme Auswahl an Verbindungen die Lufthansa Gruppe bietet. Nach Paris etwa hätte ich von Berlin auch direkt fliegen können, aber die für mich komfortabelste Verbindung mit Ankunft um die Mittagszeit und keinem ganz frühen Abflug war dennoch eine mit Umstieg in Frankfurt.
Doch das ist noch ein vergleichsweise kleines “Luxusproblem”, denn bei meinen Verbindungen nach Nizza (insgesamt fünf, wenn man die Hin- und Rückflüge zusammennimmt) ist die Dominanz der Lufthansa noch stärker aufgefallen – obwohl es hier theoretisch auch im Winter Direktflüge mit easyJet gibt. Diese jedoch werden nur dreimal pro Woche angeboten, zudem sind die Flugzeiten je nach Tag nicht gerade ideal (was natürlich immer eine subjektive Einschätzung ist). Gleichzeitig bietet die Lufthansa eine schier unglaubliche Auswahl, selbst in der Nebensaison.
Um eine Idee zu bekommen: An meinen Flugtagen gab es insgesamt etwa zwölf Verbindungen, die einigermassen sinnvoll waren – darunter mit Ausnahme der easyJet-Direktflüge im Prinzip nur Umsteigeverbindungen mit Air France-KLM oder eben der Lufthansa Group. Bei Air France gab es aber meist nur zwei Varianten am Tag, KLM fliegt zudem an manchen Tagen, sodass sich maximal drei Optionen ergeben. Bei der Lufthansa Group konnte ich dagegen an manchen Tagen zwischen gleich vier verschiedenen Verbindungen mit der Lufthansa wählen (je zwei via Frankfurt und München), zudem zwei über Zürich sowie oft noch einer via Brüssel und einer weiteren via Wien – teils sogar noch zusätzlich ergänzt um eine Eurowings-Verbindung via Düsseldorf.
Doch es ist natürlich nicht nur die schiere Anzahl der Verbindungen, sondern auch die zeitliche Flexibilität. Fliegen konnte ich entweder ganz früh, um bereits mittags Termine wahrzunehmen, entspannter am späten Vormittag, am frühen Nachmittag, später am Nachmittag oder auch abends, um noch einen ganzen Bürotag zu haben – im Prinzip werden an allen Tagen alle potenziell sinnvollen Verbindungsoptionen abgedeckt, was eine unglaubliche Flexibilität schafft. Das gilt für Geschäftsreisen natürlich insbesondere, ist aber auch für Privatreisen interessant.
Hohe Flexibilität mit Blick auf die Preisgestaltung
Aus Kundenperspektive macht die Lufthansa sich aber auch gerade bei Umsteigeverbindungen selbst sehr attraktiv, indem sie oftmals mit sehr attraktiven Preisen agiert. Teils konnte ich Hin- und Rückflüge für weniger als 150 Euro buchen – mit vier einzelnen Flügen zu von mir genau so gewünschten Zeiten. Ab den Hubs wären die Flüge wegen der Direktverbindungen dagegen deutlich teurer gewesen. Hier wiederum kann man als Freizeitreisender auf Lufthansa Surprise setzen, womit sich auch unglaubliche Preise erzielen lassen, wie ich im Dezember erfahren konnte. Teilweise geht es aber mit vier Segmenten sogar noch günstiger als bei meinen Flügen im Januar, so finden sich sogar Varianten für weniger als 120 Euro (wovon im Beispiel eines mit dem Zug ist).
Gleichzeitig agiert die Lufthansa Gruppe beim Yield Management auch sehr schlau, so kosten die Flüge immer dann wenig, wenn easyJet auch Direktflüge bietet oder Air France-KLM ein etwas grösseres Angebot fährt. Zudem verändern sich die Preise täglich, womit kurzfristige Buchungen sehr teuer werden. So wollte ich einen Flug etwa eigentlich drei Wochen vor Abflug buchen, wo er 150 Euro gekostet hatte. Durch Terminverschiebungen ging es dann doch erst sechs Tage vorher und auf einmal waren wir bei 300 Euro angekommen – aus Kundenperspektive nicht unbedingt toll, aber eben auch ein gutes Beispiel für die Marktmacht, die es ermöglicht, eine solche Strategie zu fahren.
Praktische Umbuchung und die Vorteile des Status
Was mir mit Blick auf die Lufthansa auch noch aufgefallen ist, sind wirklich praktische Umbuchungen. Direkt in der App kann man selbst im Economy Light Tarif gegen eine Gebühr von 30 Euro auf eine andere Verbindung umbuchen – selbst noch am selben Tag und ganz einfach auch für Flüge einen Tag vorher oder einen Tag später. Natürlich kommt noch die Tarifdifferenz dazu, was kurzfristig teuer werden kann, aber eben auch nicht muss. So hatte ich auch bei einem sehr günstigen Flug die Option für 70 Euro auf eine andere Verbindung umzubuchen – einen Tag früher. Das ist natürlich nicht “geschenkt”, aber je nach Situation eine durchaus praktische Option.
Angenehm ist dann auch wieder, dass man ganz einfach zwischen ganz unterschiedlichen Verbindungen wählen kann und immer einen Flug findet, der zu den Terminverschiebungen oder Planänderungen. Das hat man so zumindest aktuell auf vergleichbaren Verbindungen bei keiner anderen Fluggesellschaft, was die für die Lufthansa Gruppe förderliche Situation noch einmal verdeutlichen sollte. Aus Kundenperspektive ergibt sich so gewissermassen eine positive Abhängigkeit, die mich als Kunden wiederum treuer macht – schlichtweg, weil ich diesen Komfort und die Flexibilität mittlerweile zu schätzen weiss.
Nun gilt es aus meiner Perspektive natürlich abschliessend auch immer noch darauf hinzuweisen, dass man mit einem Star Alliance Gold Status mit der Lufthansa natürlich generell noch einmal deutlich komfortabler unterwegs ist. So profitiere ich auf allen Verbindungen von der Security Fast Lane, dem Priority Boarding sowie Zugang zu den guten Lounges von Lufthansa und Swiss in Berlin, Frankfurt, München und Zürich. In Nizza kommt dazu, dass auch noch die unabhängige Lounge sehr gut ist. Nicht zu vergessen ist weiterhin, dass ich auf fast allen Flügen dank des Status auch noch von einem freien Nebensitz profitiert habe – dann stört auch der etwas grössere Zeitaufwand als für einen Direktflug nicht.
Fazit zur faszinierenden Marktmacht der Lufthansa
Zu viel Macht ist nie genug – deshalb schadet es nicht, dass die Lufthansa Group in den nächsten Monaten wieder mehr Konkurrenz bekommt. Doch sollte auch noch die ITA-Übernahme gelingen, wird um die Lufthansa gerade in Richtung Südeuropa wohl selten ein Weg herumführen – schon wegen der schieren Auswahl an Verbindungen und der Möglichkeit, bei den Preisen besonders flexibel zu agieren. Solange man als Kunde dadurch zumindest von viel Flexibilität profitiert, ist das sicher eine gute Sache – bei den Preisen sieht die Sache ganz anders aus, wobei hier sicherlich auf eine verstärkte Rückkehr von Günstigfluggesellschaften zu setzen ist. Insbesondere im Sommer kann man fest davon ausgehen, dass easyJet und Ryanair wieder zum Angriff blasen!