Die Dachorganisation europäischer Transportgewerkschaften kritisiert in einem Brief an Lufthansa Chef Carsten Spohr die Herabsetzung der Sozial- und Arbeitsstandards bei der neuen Airline Eurowings Discover.
Mitte Juni erhielt die neue Ferienfluggesellschaft der Lufthansa, Eurowings Discover, ihre Betriebserlaubnis. Wenige Wochen später startete dann der Erstflug nach Mombasa. Doch schon vor dem Start war das neue Konzept nicht unumstritten. Bereits als es noch unter dem Namen Projekt Ocean lief, gab es scharfe Kritik an den Jobausschreibungen und den darin genannten Bedingungen. Nun wendet sich die Dachorganisation der Gewerkschaften an die Lufthansa und fordert, dass die “Nivellierung nach unten” stoppen müsse, wie aerotelegraph berichtet.
Arbeitsstandards wie bei Billigfluggesellschaften
In der Dachorganisation europäischer Transportgewerkschaften formieren sich die Gewerkschaften der einzelnen Länder. Die Mitglieder Kapers (Schweiz), Vida (Österreich), Aircrew Alliance und Verdi (Deutschland) sowie B United (Tschechien) haben sich nun in einem kritischen Brief an die Lufthansa gewandt. Das Problem: Die Sozial- und Arbeitsbedingungen bei der neuen Airline Eurowings Discover seien deutlich schlechter als bei den anderen Airlines der Gruppe. Die Lufthansa wolle sich zwar damit dem immer grösser werdenden Wettbewerbsdruck am Markt stellen, jedoch lehnen die Gewerkschaften die Vorgehensweise dabei ab. Laut ihnen führt dies nicht zur gewollten Wettbewerbsfähigkeit, sondern zu einem “gruppeninternen Kannibalismus”.
Der Lufthansa wird vorgeworfen, dass die Bedingungen, die bei Eurowings Discover herrschen, denen der europäischen Billigfluggesellschaften ähneln und ein Niveau erreicht haben, das nicht mehr mit den Standards der Gruppe zu tun habe. Hier wird eine Kehrtwende gefordert. Ein Lösungsvorschlag, den die Dachgewerkschaft fordert, ist ein Tarifvertrag, der für alle Tochtergesellschaften gleichermassen gelte.
Bereits vor wenigen Wochen gab es seitens der Schweizer Gewerkschaft Kapers schon massive Kritik an der Lufthansa und Eurowings Discover, da im Intranet der Swiss Eurowings-Discover-Stellenausschreibungen publiziert wurden. Der Vorwurf: Man wolle die “teuren” Mitarbeiter bei der günstigeren Tochtergesellschaft anstellen, um Kosten zu sparen.
Fazit zur Kritik durch die Gewerkschaften
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Gewerkschaften kritisch gegenüber der Lufthansa äussern, doch dieses Mal wird sogar die Dachorganisation laut. Der “gruppeninterne Kannibalismus” der betrieben werde, müsse aufhören, die Arbeitsstandards wieder erhöht werden. Die Arbeitnehmervertreter sind sichtlich unzufrieden mit der Situation im Konzern, seit es die neue Ferienfluggesellschaft gibt. Bisher gibt es noch keine offizielle Stellungnahme seitens der Lufthansa. Es bleibt also definitiv spannend, wie sich die Lage weiter entwickelt.