Norwegian sucht Schutz vor ihren Gläubigern, während der Low-Budget-Carrier versucht, das Geschäft umzustrukturieren und die Coronavirus-Pandemie zu überleben.
In Irland hat Norwegian die eigenen Töchter-Unternehmen in den Gläubigerschutz gerettet, um Schulden abbauen, die Flottenstruktur anpassen und neues Kapital sichern zu können. Das berichtet unter anderem aeroTELEGRAPH.
Zur „Sicherung der Zukunft Norwegians“
Die Günstig-Airline Norwegian erklärte am Mittwoch in einer Mitteilung, dass sie beschlossen hat, in Irland für die beiden Töchter-Unternehmen Norwegian Air International – zuständig für Flugoperationen innerhalb der Europäischen Union – und Arctic Aviation Assets – über die die Flugzeuge angemeldet sind – Gläubigerschutz in Dublin zu beantragen. Das Examinership erlaubt es Unternehmen, bis zu 100 Tage lang den Schutz eines Gerichts vor Gläubigern in Anspruch zu nehmen, und entspricht in etwa der Insolvenz nach Chapter 11 in den USA.
“Der Zweck des Verfahrens ist es, Schulden abzubauen, die Flottenstruktur anzupassen und neues Kapital zu sichern”, teilte Norwegian mit. Der Prozess werde voraussichtlich bis zu fünf Monate dauern, fügte das Unternehmen hinzu. Norwegian-CEO Jacob Schram erklärte dazu:
Seeking protection to reorganize under Irish law is a decision that we have taken to secure the future of Norwegian for the benefit of our employees, customers and investors. […] Our aim is to find solutions with our stakeholders that will allow us to emerge as a financially stronger and secure airline.
Norwegian-Statement
Norwegian wurde 1993 gegründet und begann vor fast einem Jahrzehnt mit einer raschen Expansion und versuchte, das von Ryanair in Europa und im Südwesten der Vereinigten Staaten eingeführte Geschäftsmodell auf Transatlantikflüge anzuwenden. Doch die aggressive Strategie liess die Ariline mit riesigen Schulden und wenig Handlungsspielraum zurück, als die Dinge schief liefen.
„Schlag ins Gesicht“
Norwegian teilte am Mittwoch mit, dass sie ihr Streckennetz, das durch das Coronavirus stark eingeschränkt wurde, weiter betreiben werde und ihre Aktien wie gewohnt an der Osloer Börse handeln würde. Die Aktie hat in diesem Jahr mehr als 98 Prozent ihres Wertes verloren.
Die Fluggesellschaft warnte letzte Woche, dass sie zusätzliche Barmittel benötigen werde, um den Betrieb bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres und darüber hinaus fortsetzen zu können. Im Mai erhielt Norwegian ein staatlich abgesichertes Darlehen in Höhe von 3 Milliarden Norwegischen Kronen (etwa 320 Millionen Franken), aber die Regierung des Landes hat die Bereitstellung weiterer finanzieller Unterstützung ausgeschlossen – eine Entscheidung, die Airline-Chef Schram als “einen Schlag ins Gesicht” bezeichnete.
Der Low-Cost-Carrier beförderte im dritten Quartal nur eine Million Passagiere, verglichen mit 10,5 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der vierteljährliche Betriebsverlust belief sich auf 2,8 Milliarden Kronen (etwa 410 Millionen Franken), während die liquiden Mittel Ende September auf nur noch 3,4 Milliarden Kronen (etwa 490 Millionen Franken) geschrumpft waren.
Fazit zur Beantragung des Gläubigerschutzes durch Norwegian
Es ist aktuell keine gute Zeit für die Airlines und Norwegian hatte schon vor der Pandemie mit grossen Problemen bei ihrer Liquidität zu kämpfen. Die Situation rund um den Günstig-Flieger verschärft sich entsprechend weiter zusehends, weshalb das Unternehmen für seine Töchter in Irland nun in den Gläubigerschutz gehen musste, um überhaupt noch an der Restrukturierung arbeiten zu können. Wie weit das der Airline helfen kann, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.