Nachdem die Lufthansa Group ihre Winterflugpläne bekannt gegeben hat, wird immer deutlicher wie gering die Nachfrage wirklich ist. Die Gruppe sieht sich Lockdown-ähnlichen Umständen ausgesetzt und legt als Reaktion einen Grossteil der Austrian und Swiss A320-Flotten vorübergehend still.
In den letzten Wochen mussten die Fluggesellschaften ihre Prognosen für die Wintermonate immer weiter nach unten korrigieren. Zu stark nahm die Nachfrage nach einem zaghaft hoffnungsvollen Sommer wieder ab. Die Winterflugpläne rechtfertigen Langstreckenziele lediglich durch eine stabile Frachtnachfrage und auch im Kurzstreckenbereich sieht es aufgrund steigender Fallzahlen im europäischen Raum nicht besser aus. Inzwischen wird nur noch mit Kapazitäten von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gerechnet und der Sparkurs im Konzern verschärft sich. Für die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian bedeutet das nun die vorübergehende Ausserdienststellung der A320-Flotten, so berichtet unter anderem aerotelegraph.
Winterschlaf für den Airbus A320
Die Sommermonate verliefen für die Lufthansa Group wieder verhältnismässig gut. Die Kapazitäten konnten zwischendurch auf rund 40 Prozent erhöht werden und Prognosen für das Jahresende sagten bereits eine Auslastung von bis zu 50 Prozent vorher. Doch dann verstärkte sich das Infektionsgeschehen in Europa wieder und die Reisebereitschaft der Menschen sank. Inzwischen wird in pessimistischen Prognosen nur noch von einem Viertel der Vorjahreskapazitäten ausgegangen.
Im historischen Vergleich sind wir in etwa auf dem Niveau Mitte der 1970er-Jahre: Damals hatte die Deutsche Lufthansa rund 80 ‹Streckenflugzeuge› im Einsatz – in etwa so viele, wie die Lufthansa Airline im kommenden Winter selbst betreiben wird.
Lufthansa Management in einer Mitteilung an die Belegschaft
Swiss hat aufgrund der schlechten Aussichten bereits vor einem Monat damit begonnen, die ersten Maschinen der Airbus A320-Flotte nach Jordanien zu fliegen, wo die Airline aufgrund der guten klimatischen Verhältnisse häufig ihre Flugzeuge einlagert. Seitdem hat sich die Lage jedoch weiterhin verschärft und somit müssen die Sparmassnahmen des gesamten Konzerns erweitert werden. In diesem Zusammenhang wurde am vergangenen Wochenende bekannt gegeben, dass die Swiss “das gesamte Kurzstreckenprogramm im Winterflugplan 2020/21 mit Airbus A220” sowie zwei A320 neo und einem A321 neo fliegen wird. Letzterer wurde erst Mitte September freudig in Zürich empfangen. Die neo-Maschinen können auch in der aktuellen Lage eingesetzt werden, da sie weitaus effizienter sind als die Vorgängermodelle.
Austrian fährt Betrieb weiter runter
Doch auch bei den Austrian Airlines sieht es nicht besser aus. Hier wird ebenfalls “nahezu die gesamte A320-Flotte” gegroundet und auf der Kurzstrecke vermehrt auf die Embraer E195 sowie Dash 8 gesetzt. Für den A320 sehe man eher punktuell Verwendung, sofern die Nachfrage gegeben ist. Wenn man bedenkt, dass etwa 40 Flugzeuge der A320-Familie in Wien ansässig sind, wird das Ausmass dieser Entscheidung noch deutlicher.
Im Langstreckenbereich ist die Boeing 777 das Sorgenkind. Die Triple Seven-Flotte wurde in den vergangenen Monaten nur noch selten eingesetzt – einige von ihnen waren schon lange nicht mehr in der Luft. Das wird sich nun auch erstmal nicht mehr ändern, denn der Konzern-Chef Carsten Spohr erklärte, dass das Langstreckenflugzeug bei Austrian zunächst aus dem Programm genommen wird.
Fazit zur Stillegung eines Grossteils der A320-Flotte bei Swiss und Austrian
Die zweite Welle der Pandemie scheint die Fluggesellschaften noch einmal mit voller Wucht zu treffen. Nachdem sich im Sommer eine kurzfristige Erholung einstellte, sinkt die Nachfrage im Winter auf unbestimmte Zeit wieder. Die seit Monaten laufenden Sparmassnahmen müssen weiterhin angezogen werden. Dieses Mal trifft es die eigentlich aus dem Kurzstreckenbereich nicht wegzudenkenden Maschinen der A320-Flotte von Swiss und Austrian. Wann es ein Comeback der Flotte gibt, ist noch offen – jedoch sieht es zum aktuellen Zeitpunkt nach einer langen und düsteren Durststrecke aus.