Trotz stagnierender Buchungszahlen und neuerlichen Sparmassnahmen möchte die Lufthansa ihr Vielflieger-Programm Miles & More nicht im Zuge der Krise verkaufen. Andere Unternehmensteile stehen dagegen zur Debatte.
Erst vor Kurzem berichteten wir von einer Ankündigung vonseiten der Lufthansa, mehr als 1’000 Piloten entlassen zu müssen. Noch im Juni hatte man von maximal 600 Stellen gesprochen, nun werden weitere Details bekannt: Insgesamt könnten rund 30’000 Arbeitsplätze bei Deutschlands grösster Fluggesellschaft gestrichen werden – Tendenz steigend, wie das Reiseportal aero.de berichtet. Über die Suche nach nachhaltigen Sparmassnahmen.
Teilverkäufe in Planung – Miles & More bleibt
Der Sparkurs der Lufthansa geht in eine neue Runde: Im Rahmen des in diesem Jahr virtuell stattfindenden World Aviation Festivals kündigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am vergangenen Freitag einige neue Massnahmen zur Kostenredzuierung an. Unter anderem wollte man sich von Firmenanteilen trennen und diese zum Verkauf stellen, die Rede ist hier aktuell von den Sparten Lufthansa Technik, Air Plus oder auch einigen aussereuropäischen Catering-Organisationen. Man wolle allerdings nichts überstürzen, solange der Verkauf der Verpflegungstochter LSG Skychefs an die Gategroup noch aussteht:
Wir wollen mit den weiteren Verkäufen aber noch warten, um bessere Preise zu erzielen. Wir haben genügend Liquidität um keine Notverkäufe vornehmen zu müssen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
In den aktuellen Krisenzeiten käme man nicht umhin, die eigene Liquidität durch Teilverkäufe zu sichern. Im Hinblick auf das hauseigene Vielfliegerprogramm zeigte sich der Lufthansa-Chef allerdings bestimmt: “Das ist so viel wert, das geben wir nicht her, das ist der Schlüssel unserer künftigen Kundenbeziehungen.” Ein Verkauf des Miles & More Programmes im Sinne der Krise scheint also vorerst ausgeschlossen zu sein. Im Rahmen von vergangenen Krisen hatten im internationalen Vergleich einige Airlines und Fluggesellschaften ihre Vielfliegerprogramme zu Geld gemacht, um die Krise überstehen zu können.
Insgesamt bis zu 130’000 Arbeitsplätze bedroht
Nichtsdestotrotz plane man in der Chefetage des Kranichs aktuell mit einer langfristigen Umstrukturierung der Lufthansa Group: Man müsse damit rechnen, dass mindestens zehn aber bis zu 15 Prozent der auf Geschäftsreisen zurückführenden Nachfrage der vergangenen Jahre auch nach der Krise nicht zurückkehren wird. Stattdessen werde sich der Passagierbetrieb hin zu einer massgeblich von Ferien und Freizeitreisen dominierten Sparte entwickeln, weswegen auch Routen und Flugpläne nachhaltig umgestellt werden müssen. “Nicht jede Airline wird die Krise überleben, aber jeder, der sie übersteht wird als schlankere, effizientere Firma da rauskommen. Derzeit sehe ich noch viel zu viele Marktteilnehmer in Europa”, so die Worte des Konzernchefs. Doch auch Kündigungen lassen sich in der aktuellen Situation nicht mehr vermeiden – und das in deutlich grösserem Umfang, als anfänglich gedacht:
Wir werden am Ende eine signifikante Reduzierung des Personals sehen. Wir kommen von 135’000 Angestellten und wir wollen das auf jeden Fall über hunderttausend halten, aber es werden sehr, sehr viele Leute die Lufthansa verlassen müssen. Wir arbeiten im Moment daran, optimierte Wege zu finden, um das durchzuführen, bisher haben nur 8’000 Mitarbeiter uns seit der Corona-Krise verlassen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Trotz alledem müsse das Unternehmen auch in Krisenzeiten weiter investieren, wenn auch in deutlich kleinerem Stil. Der Fokus lag hier zuletzt im Bereich der Nachhaltigkeit, auch durch die Flottenerneuerung: “Dieses blinde Wachstum ist durch Corona beendet worden, wir werden stattdessen fokussierteres, verantwortlicheres und nachhaltigeres Wachstum sehen”, verspricht der Konzernchef. Zuletzt waren bei der Lufthansa eine A320neo sowie eine A350 in die bestehende Flotte mitaufgenommen worden. Und auch in Sachen Passagierqualität werde in der Zukunft wieder investiert, wie Lufthansa-Chef Spohr verspricht: “Die neue Business Class kommt”.
Fazit zum Krisenmanagement der Lufthansa
Der Sparkurs der Lufthansa geht in eine neue Runde, denn Teilverkäufe und Entlassungen stehen auf dem Programm. Man wolle sich von Firmenanteilen trennen und diese zum Verkauf stellen, die Rede ist hier aktuell von den Sparten Lufthansa Technik, Air Plus oder auch einigen aussereuropäischen Catering-Organisationen. Doch trotz stagnierender Buchungszahlen und neuerlichen Sparmassnahmen möchte der Kranich das Vielflieger-Programm Miles & More nicht im Zuge der Krise verkaufen, und auch neuerliche Investitionen sind weiterhin geplant. Man kann gespannt sein, was beim Kranich in den nächsten Wochen und Monaten noch passiert.