TAP Air Portugal kann dem “Horrorszenario” einer Verstaatlichung entgehen. Stattdessen erhöht der Staat die eigenen Anteile an der Airline drastisch, nachdem sich Investor Neeleman von seinem Anteil verabschiedet.
Statt einer Verstaatlichung, möchte Portugals Regierung den eigenen Anteil an der strauchelnden Fluggesellschaft deutlich erhöhen und damit fast Dreiviertel der Airline halten, nachdem sich der brasilianisch-amerikanische Unternehmer David Neeleman zurückziehen wird.
Regierung erhöht Anteil auf Dreiviertel
Die meisten Fluggesellschaften durchleben aktuell schwierige Zeiten mit finanziellen Verlusten, Liquidationen und der Gefahr der Verstaatlichung. Dies sind alles Probleme, die die portugiesische Fluggesellschaft TAP Air Portugal nur allzu gut kennt. Erst vor kurzem kamen Berichte auf, wonach TAP Air Portugal die Verstaatlichung drohe. Die Nachricht kam nach einer gescheiterten Vereinbarung über Darlehensbedingungen von staatlichen und privaten Interessengruppen.
Entsprechend hätte die Regierung nun bekannt geben sollen, dass die Fluggesellschaft in Staatsbesitz überführt wird. Eine Reihe von Gesprächen, die kurz zuvor in den frühen Morgenstunden abgeschlossen wurden, scheint die Fluggesellschaft jedoch vor ihrem Schicksal bewahrt zu haben.
Nach Berichten der portugiesischen Zeitung “Expresso” wird die Regierung nun ihren Anteil an der Fluggesellschaft um 22.5 Prozent erhöhen, was einem Gesamtanteil von 72.5 Prozent entspricht, die der Staat künftig an der Airline hält. Gleichzeitig soll David Neeleman auf seinen Anteil an TAP Air Portugal verzichten. Dieser hielt zuvor mitsamt seines Konsortiums Atlantic Gateway eine 45 Prozent-Beteiligung an der Airline. Zu diesem Zeitpunkt lag der Anteil der Regierung noch bei 50 Prozent, während die Mitarbiter die restlichen 5 Prozent besassen.
Staatskredit war an Anteilserhöhung gebunden
Expresso berichtet weiter, dass David Neeleman seine Beteiligung an dem Unternehmen für 55 Millionen Euro bereits verkauft haben soll, die von der Regierung ausgezahlt wurden. Sein Engagement bei TAP Air Portugal ist jedoch noch nicht ganz beendet. Neeleman wird weiterhin von 7.5 Prozent Zinsen auf seine Anleihen profitieren, nachdem er sich geweigert hat, diese in Aktien umzuwandeln. Erst nach Ende der Laufzeit wird Neeleman nicht mehr als Interessenvertreter tätig sein und seine Investition wird ihm zurückgezahlt.
Infolge dieser neuen Vereinbarung wird sich die finanzielle Lage von TAP wahrscheinlich ändern. Die Fluggesellschaft wird nun das staatliche Darlehen in Höhe von 1.2 Milliarden Euro (fast 1.3 Milliarden Franken) erhalten, das von der EU-Kommission am 10. Juni genehmigt wurde. Trotz der Genehmigung des Darlehens hatte die Airline bisher nichts von dem Geld gesehen. Das liegt daran, dass die Regierung zunächst die eigene Beteiligung erhöhen wollte, bevor das Geld ausgezahlt wird.
Da dies nun geregelt ist, kann TAP Air Portugal die Mittel zur Bekämpfung der finanziellen Probleme einsetzen. Das Darlehen wird erheblich zur Tilgung der Schulden in Höhe von 800 Millionen Euro (etwa 850 Millionen Franken) und zum Überstehen der aktuellen Situation beitragen, um den Weg in die neue Normalität zu finden.
Fazit zur Erhöhung des Staatsanteils
Bei TAP Air Portugal herrscht Erleichterung, nachdem eine Verstaatlichung abgewendet werden konnte, die sogar bereits vor der Krise lange ein Thema war und als sehr wahrscheinlich galt. Nun erhöht der Staat stattdessen die Anteile an der Airline enorm und zahlt einen saftigen Kredit an TAP aus, um die Zukunft des portugiesischen Flag-Carriers zu sichern. Inwiefern sich die Staatsbeteiligung künftig auf das Geschäft der Fluggesellschaft auswirken wird, bleibt mit Spannung abzuwarten.