Die Nachfolge-Fluggesellschaft von Germania Schweiz hat für das neue Jahr einen radikalen Schwenk der Strategie bekanntgegeben: Zukünftig fliegt die Airline nur noch in den Balkan und verzichtet stattdessen auf Ferienstrecken.

Nachdem die deutsche Germania in die Pleite gerutscht ist, konnte sich der Schweizer-Ableger durch seine andere Anteilsstruktur retten. Kurz darauf wurde die Fluggesellschaft umbenannt und agiert seitdem unter dem Namen Chair Airlines und in komplett neuen Farben. Doch ruhig wurde es um die Airline damit noch nicht, denn es folgte ein längerer Kampf rund um Strategie und Kontrolle. Nun scheint die Entscheidung für die Airline gefallen zu sein.

Enge Verflechtungen an der Spitze für Entscheidung verantwortlich

Die Geschichte hinter dem Richtungswechsel der Fluggesellschaft hat wohl auch viel mit engen Bänden der Familie zu tun. Shpend Ibrahimi hat den Machtkampf um die Kontrolle der Fluggesellschaft gewonnen und den neuen Strategieschwenk eingeleitet. Eine große Rolle dabei gespielt hat wohl auch Zürcher Reiseunternehmerin Leyla Ibrahimi-Salahi, die Ehefrau von Ibrahimi. Sie hat nicht nur nach der Pleite von Germania Flug den Mehrheitsanteil der Gesellschaft übernommen, sondern leitet gleichzeitig auch noch das größte auf Reisen in den Balkan spezialisierte Reisebüro in der Schweiz, Air Prishtina. Entsprechend groß scheint auch der Einfluss auf die Airline zu sein, bei der Ibrahimi-Salahi offiziell nicht im Vorstand sitzt.

Chair Airlines A319 Rendering

Die engen familiären Bünde sorgen voraussichtlich dafür, dass es bei Chair im kommenden Sommerflugplan eine neue Zusammensetzung der Ziele geben wird. Air Pristhina wird dabei wohl zukünftig einen Großteil der Tickets verkaufen, Chair Airlines wird die Flüge entsprechend durchführen. Zwar wird es auch weiterhin einen Einzelverkauf sowie auch Kontingente für andere Reiseveranstalter geben, doch die engste Verflechtung wird Chair mit Sicherheit mit Air Pristhina haben.

Skopje und Ohrid statt Sonnenzielen im Mittelmeer

Der Schwenk ist bei den für den Sommerflugplan 2020 angekündigten Ziele bereits klar zu sehen. Bis auf Ibiza fallen alle Ziele in Spanien und damit auch auf den Balearen weg, darunter etwa die Rennstrecke nach Palma de Mallorca. Auch ansonsten schrumpft das Angebot von Chair zu Zielen in Ferienregionen deutlich, auch nach Griechenland gibt es beispielsweise weniger Frequenzen als noch im vorangehenden Sommer. Statt auf Badeurlaub fokussiert sich Chair Airlines zukünftig auf den ethnischen Verkehr, der in der Schweiz eine wichtige Rolle einnimmt, weil in der Schweiz laut Schätzungen knapp eine halbe Million Menschen aus dem Balkan leben. Auch die Swiss und Edelweiss fliegen beispielsweise zu mehreren Zielen in Südosteuropa.

Edelweiss Airbus A320

Neu im Flugplan tauchen mit Skopje und Ohrid entsprechend auch gleich zwei Ziele in Nordmazedonien auf. Dazu fliegt Chair bereits heute erfolgreich nach Pristina, diese Verbindung wird im Sommer 2020 vermutlich weiter ausgebaut. Zwar verbleiben auch einige Ziele in Nordafrika, im Libanon und besonders in Griechenland, doch statt einem Fokus auf Badeziele wird sich Chair Airlines stärker auf Ziele im Balkan konzentrieren. Reiseveranstalter, welche die Airline nach der Germania-Pleite unterstützt haben, ärgert der Strategieschwenk. Auf den Ferienrouten war Chair bislang eine gute Konkurrenz zu Swiss und ihrer Tochter Edelweiss. Diesen Effekt wird es zukünftig nicht mehr geben, wodurch die Lufthansa Group auf einigen Strecken zum Monopolisten wird.

Fazit zum Strategieschwenk bei der Schweizer Chair Airlines

Die Schweizer Chair Airlines fliegt im Sommer verstärkt in den Balkan, wo sich lukrative Preise für ethnische Reisen erzielen lassen. Dafür fallen einige Ferienstrecken weg. Für Passagiere sind das nicht unbedingt gute Nachrichten, denn die Flüge ab Zürich zu Feriendestinationen wie Palma de Mallorca könnten durch das Monopol von Swiss und Edelweiss deutlich teurer werden.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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