Nachdem wir gerade die Insolvenz und das Grounding von Aigle Azur vermeldet haben gibt es heute das Gegenteil: Die isländische WOW Air möchte mit neuen Geldgebern schon bald den Betrieb wieder aufnehmen – die Erfolgsaussichten sind allerdings nicht gerade gross.

Für Billig-Fluggesellschaften mit einem transatlantischen Geschäftsmodell ging es in den letzten zwölf Monaten allen voran in eine Richtung: In die Insolvenz. Dies galt auch für WOW Air. Die besonders aggressiven Isländer hatten zwar noch auf eine Rettung von Icelandair und einem bekannten Investor gerechnet, schlussendlich liess sich die Insolvenz der Airline aber nicht mehr verhindern. Umso kurioser erscheint, dass die Airline einige Monate nach der Insolvenz wieder auferstehen soll.

Flüge sollen bereits im Oktober 2019 wieder starten

Schon vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass eine amerikanische Investorin mit ihrer Gruppe die Namensrechte und weitere Pakete an WOW Air erstehen wollte, wie die Kollegen von OMAAT berichtet hatten – danach wurde der Deal allerdings vorerst abgesagt, weil eine Zahlung nicht getätigt wurde. Mittlerweile scheint allerdings alles in trockenen Tüchern zu sein, denn WOW Air plant einen Neustart und dass schon sehr bald. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde bekanntgegeben, dass WOW Air schon im Oktober 2019 wieder Flüge aufnehmen wird. Damit wäre die Airline nur wenige Monate am Boden gewesen – zumal sich auf den ersten Blick für Kunden wenig verändern wird. Der Name und die Lackierung der Airline bleiben gleich.

Washington USA 2
Washington soll das erste Ziel der neuen WOW Air sein

Der erste Flug der Airline soll vom früheren Hub in Keflavik nach Washington D.C. eingehen, eine Route, die auch die frühere WOW Air geflogen ist. Auf dieser Strecke ist allerdings auch der lokale Konkurrent Icelandair unterwegs. Dies ist aber keineswegs das einzige Problem an den Plänen von WOW Air, denn auch wenn die Gruppe hinter Investorin Michele Ballarin den Neustart mit insgesamt 85 Millionen US-Dollar absichern möchte, erscheint das Geschäftsmodell äusserst fraglich.

Gründe für den Neustart bleiben äusserst nebulös

Dass man sich für eine Übernahme der Reste von WOW Air entschieden habe, liege unter anderem an der starken Marke, heisst es von Investor USAerospace. Die Menschen würde es vermissen, mit WOW Air zu fliegen – bei einem Billigflieger, der selten gut bewertet wurde, sicherlich eine zweifelhafte Behauptung. Damit aber noch nicht genug, denn anstatt sich auf eine homogene (und damit günstigere) Flotte aus Airbus- oder Boeing-Flugzeugen zu fokussieren, möchte WOW Air Typen von beiden Flugzeugherstellern mischen. Gerade bei Low-Cost-Fluggesellschaften gehört eine Fokussierung auf einen Typen eigentlich zum Geschäftsmodell.

Auch die Wachstumspläne in Zeiten von stagnierendem Wachstum im Luftverkehr erscheinen mehr als nur ambitioniert. Aus zwei Maschinen zum Start sollen bis zum Sommer vier werden, mittelfristig ist eine Erweiterung auf zehn bis zwölf Maschinen folgen – dann soll die Airline auch profitabel sein.

Lounges, Premium-Verpflegung und trotzdem Low-Cost

Die neue WOW Air soll dabei gleichzeitig ein Günstigflieger sein und dennoch Fliegen gleichzeitig wieder zu etwas machen, worauf sich die Leute freuen. Dabei will man bei WOW Air in ein besonders gutes Catering investieren – sogar Michelin-Chefs möchte man einbinden. Dazu kommt, dass man plant Lounges für alle Passagiere am Flughafen an Keflavik anzubieten. Zudem bleiben viele weitere Aspekte des neuen Flug-Erlebnisses mehr als nebulös. Noch lassen sich die neuen Flüge zudem nicht buchen – man darf sicherlich auch in Frage stellen, ob der Neustart überhaupt gelingen wird.

In Frage wird das neue Projekt nicht umsonst auch von renommierten internationalen Webseiten wie OMAAT oder auch The Points Guy. Der Ruf von der Investorin Ballarin gilt ebenfalls nicht gerade als lupenrein.

Fazit zum Neustart von WOW Air

Der Neustart von WOW Air ist mehr als nur ein Kuriosum. Vermutlich hatte nicht mehr nur niemand damit gerechnet, die gesamten Hintergründe erscheinen mehr als fraglich. Von der Investorin hin zu den Plänen der Airline über das “neue” Bordprodukt passt auf den ersten Blick sehr Vieles nicht zusammen. Es bleibt abzuwarten, wob WOW Air wirklich bereits im Oktober wieder startet – man darf zumindest einige Fragezeichen dahinter setzen.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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