Nachdem unterdessen neo-Versionen der bekannten Airbus Maschinen zum Alltag der Schweizer Flughäfen gehören, erheben sich nun zwei weitere Flugzeuge in die Lüfte. Sowohl die A319neo mit P&W Triebwerken und die ACJ319neo feierten diese Woche ihren Erstflug.

Was “neo” für Reisende wie Anwohner bedeutet und was sich hinter dem Kürzel “ACJ319neo” verbirgt, beleuchten wir im folgenden.

Erfolgsmodell neo?

Bei Airbus verlassen unterdessen neo-Versionen von drei Baureihen die verschiedenen Produktionsstandorte. Prominentester Vertreter dieser Gattung dürfte die A330-900neo sein, welche im vergangenen Jahr die Übergabe an TAP Air Portugal als Launch-Kunden hatte. Die A330-800neo, die kürzere Version, kämpft aktuell noch mit Start-Schwierigkeiten – es finden sich keine Käufer in der Nische, die dieses Modell abdecken sollte.

Nach Problemen beim Start-Kunden des A320neo, Lufthansa, hat das Programm bei den kleineren Maschinen aber auch Fahrt aufgenommen. Die A320neo ist nicht mehr von vielen Flughäfen wegzudenken und die A321LR, eine weitere Version der A321neo, soll die Luftfahrt für die kommenden Jahre revolutionieren. Nun ist die A319neo mit den P&W Triebwerken zu ihrem Erstflug gestartet, sodass lediglich die A318 nur als “normale” Version existiert.

Was verbirgt sich hinter “neo”?

neo steht für “New engine option”, also vereinfacht gesagt einer neuen Turbinen-Option am Flugzeug. Airbus passt hier aber nicht nur die Auswahl des Antriebs an, es werden eine Vielzahl von Teilen ausgetauscht und weiter optimiert. Die prominenteste Veränderung sind und bleiben aber die Turbinen, die auf den ersten Blick auffallend viel grösser sind, als bei der “ceo” (Current Engine Option). Mit den neo-Versionen verspricht Airbus bei der A320-Familie eine rund 50 Prozent kleinere Lärmkontur. Als Lärmkontur bezeichnet der Flugzeughersteller den Bereich, in dem die Geräusche des Flugzeugs beim Start die Grenze von 85 dB überschreiten. Besonders in Ländern mit einer hohen Lärm-Empfindlichkeit und vielen Anwohnern im Umkreis grosser Flughäfen, wie der Schweiz, sind die neo Versionen deshalb recht beliebt. Dass die Maschinen dabei auch wesentlich weniger Kerosin verbrauchen macht aus einem Umwelt-Thema auch eine wirtschaftliche Rechnung, weshalb Easyjet Switzerland auf die A320neo setzt.

Erstflug mit dem neuen Triebwerk

Die A319neo wurde zunächst, genau wie die A320neo, mit CFM-LEAP-1A Triebwerken zur Zertifizierung angemeldet. Nachdem Airbus bei der A320neo letztes Jahr aber grosse Probleme mit dem Turbinenhersteller, dank Lieferengpässen und anderer technischer Themen, hatte, ist das A319neo Testflugzeug nun mit Triebwerken von Pratt&Whitney gestartet. Bis zum vierten Quartal 2019 soll die Maschine mit dem GTF-Triebwerk des amerikanischen Herstellers zertifiziert sein und kurz danach an Kunden übergeben werden können.

ACJ319neo spricht andere Kundengruppe an

Die neo Versionen der ACJ-Flugzeuge stellen für Airbus immer eine spannende Zielgruppe dar. Dieses etwas sperrige Kürzel bezeichnet die “Privatjet”, beziehungsweise “Airbus Corporate Jet” Version.

1st Flight ACJ319neo
Auch der Businessjet hatte seinen Erstflug. Quelle: Airbus

Mit der A319neo sind grössere Reichweiten und damit mehr Flexibilität möglich, als mit der alten Version. Diesen Vorteil wird Airbus nun auch im Bereich der Geschäftsflugzeuge ausnutzen und hofft die exklusiv ausgebaute Version des neuen kleineren Flugzeugs mit den grossen Triebwerken an solvente Kunden verkaufen zu können. Dank bis zu fünf weiterer Tanks im vergleich zur normalen Linien-Version sind die Einsatzmöglichkeiten des ACJ schon enorm. Mit der mehr als 12 Prozent grösserer Reichweite sind als neo aber noch deutlich weitere Strecken möglich. Die maximale Reichweite soll bei 6’751 Meilen liegen.

Fazit zum Erstflug von A319neo und ACJ319neo

Auch wenn die wenigsten von uns jemals das Vergnügen haben werden in einem ACJ abzuheben, sind diese Jets faszinierend und mich beeindruckt die enorme Reichweite die diese Maschinen erreichen können. Was die “normale” A319neo angeht werden wir als Fluggäste nur einen Unterschied im Innenraum beim Start hören können. Deshalb bin ich darauf gespannt wie viele Airlines die neuen Flugzeuge kaufen werden und wie sie diese dann einsetzen werden – vielleicht lässt sich dann ein Flug im direkten Vergleich zwischen neo und ceo buchen. Ein Markt ist für die Maschinen auf jeden Fall gegeben, sollte sie die Lärmversprechen halten können und ähnlich effizienter sein, wie ihre grossen Schwestermodelle es vorgelegt haben.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

    • Bisher hat Avianca 20 Maschinen bestellt, Air Cote d’Ivoire hat 3 und die restlichen, rund 30, bekannten Bestellungen, gehen an Leasingnehmer und andere “unbekannte” Kunden. Dazu wurden 3 Flugzeuge des Typs ACJ319neo bestellt, bei denen der Kunde wahrscheinlich bis zur Auslieferung verborgen bleiben wird.

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