Swiss’ Gewerkschaft vom Bodenpersonal zeigt sich verärgert über den Krisen-GAV, der Lohnkürzungen vorsieht. Dies, während Swiss gleichzeitig neues Personal rekrutiert.

Erst kürzlich kam die Neuigkeit, dass alle deutschen Lufthansa-Mitarbeitenden zum Dank ihres Einsatzes in der Corona-Pandemie eine Prämie in der Höhe von 800 Euro erhalten. Swiss-Mitarbeitende sind davon ausgenommen, was zu reichlich Frustration geführt hat. Nun sorgt die Einführung per 1. März des Krisen-Gesamtarbeitsvertrags (GAV) beim Bodenpersonal für Kritik. Während Swiss auf der einen Seite Löhne kürzt, sucht sie auf der anderen Seite neue Mitarbeitende, wie abottravel.ch berichtet.

“Ein Verlust von mehreren Hundert Franken pro Monat” für das Bodenpersonal

Im vergangenen Jahr wurde das Swiss-Personal auf die Probe gestellt. Im Zuge der Corona-Krise erstellte Swiss Sparmassnahmen, die unter anderem eine Massentlassung beinhalteten. Darauf folgte Ende 2020 einen spürbaren Personalmangel wie auch Arbeitsbedingungen, die die “Grenze der Zumutbarkeit überschritten” haben. Nun wurde per 1. März die Kurzarbeit beendet und beim Bodenpersonal trat der Krisen-GAV in Kraft. Dieser Gesamtarbeitsvertrag beinhaltet Sparmassnahmen bis Ende 2023.

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Konkret bedeutet der Krisen-GAV für das Bodenpersonal eine Reduktion des 13. Monatslohns um ein Drittel sowie die Aussetzung von Leistungsprämien. Die Gewerkschaften SEV-GATA, VPOD sowie der kaufmännische Verband kalkulierten daraus “ein Verlust von mehreren Hundert Franken pro Monat”. “Nach Erholung der Krise” erhaltet das Personal, wie bereits die Lufthansa-Angestellten, eine Corona-Prämie in der Höhe von 2’500 Franken, so blick.ch.

Einleitung der Prüfung von rechtlichen Schritten wegen Vertragsbruch

Vor einem Jahr hat Swiss sowie die Gewerkschaft dem Krisen-GAV zugestimmt, mit dem Ziel einer “temporäre Kostensenkungsmassnahmen zur Meisterung der Corona-Krise”. Jedoch sieht die Situation im Frühjahr 2022 etwas anders aus. Der Präsident der Gewerkschaft für das Bodenpersonal (SEV-GATA) kritisiert Swiss’ Verhalten und verkündet die Prüfung von rechtlichen Schritten wegen Vertragsbruch:

Dass der Mutterkonzern Corona-Prämien zahlt und die Swiss im absoluten Krisenmodus weiter sparen will, ist für mich einfach nur stossend. Die finanzielle Lage der Swiss verbessert sich, erste Tranchen der Bundesdarlehen wurden bereits zurückbezahlt und jetzt packt man beim Personal den Sparhammer aus – das ist weder fair noch rechtens.

Philipp Hadorn, Präsident der Gewerkschaft für das Bodenpersonal (SEV-GATA)
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Swiss argumentiert ihr Verhalten einerseits mit dem Verlust von über einer Milliarde, der in den letzten zwei Jahren entstanden sei und nun zu Sparmassnahmen im ganzen Unternehmen führe. Andererseits schreibt ein Sprecher von Swiss: “Der Vorwurf des Vertragsbruchs weisen wir entschieden zurück”. Die Lufthansa-Tochter meint, dass der aktuelle Arbeitsausfall vom Bodenpersonal nicht ausreiche für die noch zugelassene Kurzarbeitsentschädigung.

Schlussendlich führt die aktuelle Rekrutierung von 50 neuen Boden-Mitarbeitenden zu Kopfschütteln bei der Gewerkschaft. Besonders nach der Entlassung von rund 300 Vollzeitstellen während der Corona-Pandemie. Swiss erklärt dies damit, dass es sich hier um “Nachbesetzungen vakant gewordener Stellen” handle.

Fazit zum Krisen-GAV des Bodenpersonals von Swiss

Der Einsatz des Krisen-GAVs beim Bodenpersonal von Swiss sorgt für Kritik von der Gewerkschaft. Während Lufthansa Prämien vergibt, ist bei Swiss das grosse Sparen angesagt. SEV-GATA prüft aktuell rechtliche Schritte wegen Vertragsbruch, da ihrer Meinung nach Swiss aktuell noch auf Kurzarbeitsentschädigung des Bundes zurückgreifen kann, ohne Lohnkürzungen beim Bodenpersonal vornehmen zu müssen.

Autorin

Grossgeworden in einer Swissair-Familie, wurde Livia die Liebe zum Reisen quasi in die Wiege gelegt. Nichts macht die gebürtige Zürcherin so glücklich, wie auf Reisen zu sein, darüber zu schreiben und recherchieren. Begleitet Livia auf reisetopia quer durch die Welt!

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