Die Luftfahrt steckt tief in der Krise. Aktuell wird ein Stellenabbau noch nicht konkret in Erwägung gezogen, jedoch ist klar, dass Personalkosten eingespart und Pensen gekürzt werden müssen. Um den Swiss-Piloten im Ernstfall Alternativen anzubieten, gibt es nun erste Gespräche über eine mögliche Kooperation zwischen Swiss und der SBB.

Swiss hat im ersten Halbjahr 2020 erhebliche Verluste eingefahren, über Stellenstreichungen wird bisher nur spekuliert, aber möglich scheint Vieles zu sein. Auch die Schweizerischen Bundesbahnen mussten Verluste hinnehmen, jedoch nicht in diesem Ausmass. Trotz Sparmassnahmen plant die SBB mit neuen Lokführern, denn aufgrund von vorheriger defensiver Personalplanung werden diese in den Bundesbahnen bald knapp. Jetzt gibt es einen interessanten Vorstoss. Wie die Luzerner Zeitung berichtet, haben die SBB und Swiss über mögliche Personal-Kooperationen nachgedacht. Werden Piloten bald zu Lokführern?

Win-win-Situation für beide Seiten

Nie in der Geschichte der Luftfahrt gab es eine so lang anhaltende Krise wie die Aktuelle. Nach einem Hoffnungsschimmer im Sommer rechnet aktuell keiner mehr mit der Verbesserung der Lage in diesem Jahr. Aktuell betont Swiss, dass versucht wird, auf Entlassungen zu verzichten, jedoch ist bei den angekündigten Sparmassnahmen nicht ausgeschlossen, dass es doch dazu kommen wird. Immerhin sollen 15 Prozent der Personalkosten reduziert werden. Was durch die schlechte Lage in der Aviatik zurzeit schon zu erkennen ist, ist, dass vielen Pensen verkürzt werden, die Piloten also nicht mehr voll eingesetzt werden.

LX, Crew
Quelle: Swiss

Bei der SBB hingegen, die ihrerseits zwar auch krisenbedingte Verluste eingefahren hat, herrscht ein Mangel an Lokführern. Jahrelang wurde die Rekrutierung vernachlässigt und nun stehen die Schweizerischen Bundesbahnen vor der Situation, dass sie schon einige Strecken mit der aktuellen Personalstärke schon gar nicht mehr durchführen können.

Wie bekannt, haben wir den Bedarf an Lokpersonal in den vergangenen Jahren unterschätzt und die Rekrutierung zu defensiv geplant.

Kommentar eines SBB Sprechers zur möglichen Kooperation

Nun wurde vonseiten der SBB bekannt, dass es “Überlegungen für mögliche Kooperationen” zwischen Bundesbahnen und Swiss gäbe, Piloten also zu Lokführern umgeschult werden könnten. Swiss hat sich dazu noch nicht geäussert. Dennoch scheint die Idee gar nicht so unmöglich wie sie zunächst scheint. Piloten müssten zwar eine Weiterbildung absolvieren, jedoch gibt es Überlegungen, dass diese in verkürztem Rahmen stattfinden könnte, da die Piloten, insbesondere im Bereich der Gesundheits- und Sicherheitsstandards, bereits häufig den Anforderungen des Lokführerberufes entsprechen.

Interesse scheint zu bestehen

Auch wenn sich die Airline bisher noch nicht geäussert hat und ein Stellenabbau bei den Piloten längst nicht spruchreif ist, sondern lediglich hypothetische Überlegungen stattfinden, scheint auch vonseiten einiger Piloten ernsthaftes Interesse zu bestehen. Insbesondere auch dadurch, dass zurzeit kaum ein Pilot seine vollen Kapazitäten fliegen kann.

Wenn mein Pensum bei der Swiss stark gekürzt wird, könnte ich mir eine Nebenbeschäftigung als Lokführer vorstellen.

Swiss-Pilot zur möglichen Kooperation

Wie ähnlich beziehungsweise unterschiedlich die Berufe sind, hat Travelnews.ch vor rund zwei Jahren in der Reportage “Jobtausch Swiss/SBB” untersucht und damit interessante Einblicke geliefert.

Interessant für die Piloten ist diese mögliche Kooperation im Ernstfall auch, da ihre Pilotenausbildung sehr spezifisch ist und kaum auf andere Berufe vorbereitet. Dann ein Angebot mit einer verkürzten Fortbildungsdauer zu erhalten, kann je nach Dauer der Krise also attraktiv sein. Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass Massen an Piloten in der Zukunft als Lokführer arbeiten werden. Zumindest nicht im Vollzeitmodell – denn ihr Lohnmodell als Pilot ist häufig an die Betriebszugehörigkeit gekoppelt. Es ist also schwer vorstellbar, dass ein Pilot komplett wechselt. Was möglich scheint, sind Teilzeitformen, um die durch die Kürzung der Pensen gewonnene Kapazität mit einer Nebenbeschäftigung zu füllen. Das machen seit jeher schon einige Teilzeit arbeitende Piloten auch in anderen Bereichen.

Fazit zur möglichen Kooperation zwischen der SBB und Swiss

Es sind auf jeden Fall interessante Meldungen, die in den letzten Tagen von den Schweizerischen Bundesbahnen kamen. Auch wenn Swiss sich bisher nicht geäussert hat – in dieser Krise scheint nichts unmöglich zu sein. Vielleicht können beide Unternehmen sich mit einer solchen Massnahme gegenseitig unterstützen und Personal dort eingesetzt werden, wo es gebraucht wird. Dennoch halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass eine Vielzahl an Piloten zum Lokführer umschulen wird – dafür weisen die Berufe doch zu viele Unterschiede auf.

Autor

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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