Die Schweizer Luftfahrt kämpft mit der Pünktlichkeit. Der Flughafen in Zürich war bisher chronisch überlastet und die Probleme mit der Flugsicherung in den vergangenen Wochen haben die Lage nicht verbessert. Während in Deutschland Airlines und Flughäfen es bisher schaffen, Verspätungen wie im Rekordsommer 2018 zu umgehen, scheint Zürich weiter an den Herausforderungen zu scheitern.

80 Prozent Pünktlichkeit als Ziel

“Pünktlicher Abflug” bedeutet in der Luftfahrt eine Verspätung von unter 15 Minuten. Der Flughafen in Kloten hat das Ziel, diesen Wert für 80 Prozent der Flugbewegungen zu erreichen – bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Die Ursachen dafür sieht der Betreiber aber nicht nur in der Schweiz: die Engpässe in der Kapazität bei der europäischen Flugsicherung durch Personalmangel sind ein grosser Treiber der Verspätungen.

Wegen der sogenannten “ATC Delays”, die auch Flughäfen wie London Heathrow und Lissabon regelmässig in eine Verspätungskette stossen, können pünktlich abflugbereite Flugzeuge das Gate nicht verlassen, da es keinen Slot zum Start gibt. So musste ich auch auf meinem letzten Flug nach Budapest rund eine Stunde auf dem Vorfeld in Basel warten, obwohl die vorherige Abfertigung nach Zeitplan verlief.

Das grösste Problem im Kontext dieser Verspätungen sind die letzten Flüge eines Tages, die knapp an den Nachtflugverboten geplant sind: hat die Maschine am Morgen eine halbe Stunde Verspätung gesammelt, verliert sie diese über den Tag nicht mehr und so steigt das Risiko, abends den letzten Slot vor Schliessung des Flughafens zu verpassen. Ist dies der Fall, so wird sie umgeleitet und kann am nächsten Morgen den Rückflug nicht bedienen – weitere Verspätungen sind die Folge. Oft gehen die Flughäfen dafür eine Sonderlösung ein, weshalb Basel vereinzelte Flüge auch nach Mitternacht noch landen lässt.

Drehende Winde und internationaler Luftraum bedrohen Pünktlichkeit

Beim Flughafen München kann entweder von Osten oder Westen gelandet werden, mit identischer Kapazität. In Zürich ist dies aber unterschiedlich: Wenn das sogenannte “Nordkonzept” genutzt werden kann, erreicht der Flughafen die höchste Frequenz bei Starts und Landungen. Bei anderen Konzepte, so auch das Bisenkonzept, gibt es eine hohe Abhängigkeit der drei Pisten, die schon seit Jahren für eine grosse Belastung von Tower, Piloten und Flugplanern sorgt.

Da das Ostkonzept einer Änderung bei der Deutschen Flugsicherung bedarf, weil hier Anflugsrouten angepasst werden müssten, und auch andere Konzepte noch in verschiedenen Gremien fest stecken ist die Planung schwierig. Die Verantwortlichen befürchten, dass die relevanten Veränderungen erst in einigen Jahren erfolgen werden. So lang müsse man mit den bestehenden Konzepten “überleben”.

Zeitgleich Passagierspitzen und Gewittersaison

Dieser Sommer war nicht nur für die höchste Anzahl an “Spitzentagen” (Tage über 100’000 Passagiere) in der Geschichte Zürichs verantwortlich, es gab auch sehr viele Gewitter. Da durch hohe Passagierzahlen auch die Zahl an Starts und Landungen hoch ist, müssen diese enger getaktet werden. Es liege aber an jedem Passagier selbst, pünktlich am Flughafen anzukommen und entsprechend Zeit für den Weg durch Sicherheitskontrolle und zum Gate zu finden, um einen pünktlichen Abflug zu gewährleisten.

Die Gewitter- und Schlechtwetterlage über dem Bodensee und entlang des gesamten Deutsch-Schweizerischen Gebiets über die Sommermonate hinweg hat auch zu grossen Problemen bei der Pünktlichkeit geführt. Wenn Deutschland die Zahl der Slots zum Durchflug reduziert, können keine Flugzeuge in diese Richtung starten. Wenn das schlechte Wetter dann in der Schweiz angekommen ist, geht auch hier wieder nichts. So schaukeln sich Verspätungen auf, selbst wenn am Flughafen selbst bestes Wetter zu sein scheint.

Fazit zur Pünktlichkeit in Zürich

Die Probleme gehen weiter: Viele der Themen, an denen der Flughafen arbeiten möchte sind durch die einzigartige geografische Lage des Airports gegeben: neben Winden, Wetter und der Politik machen die verschiedenen Flugsicherungen das Erreichen der Ziele nicht einfacher. Wir hoffen darauf, dass die beteiligten Parteien weiter an einem Kompromiss arbeiten, denn an den Faktoren wie Wetter und dem Passagieraufkommen wird so schnell keine grosse Veränderung möglich sein.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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