Der Finanzchef des Flugzeugherstellers hat offengelegt, wie sehr der Unfall bei Alaska Airlines dem Unternehmen finanziell bisher geschadet hat.

Die Krise bei Boeing wirkt sich mittlerweile nicht mehr nur auf das Vertrauen in den Konzern aus, sondern auch mächtig auf die Finanzen. Der US-Flugzeugbauer muss für das erste Quartal 2024 mit mehreren Milliarden Franken an Geldabfluss rechnen, wie aero berichtet. Damit verdüstert sich die Zukunft der Ziele, die sich Boeing für die nächsten Jahre gesteckt hatte.

Hoher Geldabfluss im ersten Quartal

Auf einer Konferenz der Bank of America in London legte Boeing seine Zahlen offen. Doch die Bilanz, die Finanzchef Brian West ziehen musste, sieht angesichts der harten Auflagen nach dem Alaska Airlines Vorfall nicht gut aus. Denn nachdem ein Rumpfteil einer Boeing 737 MAX 9 beim Start herausgerissen war, muss Boeing sich harten Auflagen und Inspektionen unterziehen. Die Einbussen aufgrund der Krise werden den Konzern voraussichtlich 3,6 bis 4 Milliarden Franken alleine im ersten Quartal kosten.

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Die finanziellen Ziele von Boeing werden später erreicht als geplant

Da die Einbussen bereits im ersten Quartal so einschneidend sind, könne Boeing nach Aussagen des Finanzchefs das Ziel eines Barmittelzuflusses von 10 Milliarden Dollar (rund 8,7 Milliarden Franken) nicht in naher Zukunft erreichen. Das Ziel hatte sich der Flugzeughersteller für das nächste Jahr gesteckt – spätestens 2026 hätte es erreicht werden sollen. Die Boeing-Aktie hat bisher bereits mehr als 30 Prozent an Wert verloren.

We are not at the moment where we can manage the near term for these financial outcomes because of the work at hand around stability.

Brian West, Finanzchef bei Boeing

Boeing produziert aktuell weniger als erlaubt

Ein operativer Verlust in der Verkehrsflugzeugsparte ist laut West vorhersehbar. Dazu käme es aus unterschiedlichen Gründen. Einerseits muss das Unternehmen Entschädigungszahlungen leisten. Erst vor einigen Tagen kam es vor Gericht allerdings zu Zweifeln, da sich laut gerichtlicher Unterlagen weder Boeing noch die beteiligte Airline für die Schäden der Passagiere zuständig fühlt.

Alaska Airlines Boeing 737 900ER Photographed In April 2016 By Chad Slattery.
Der Alaska Airlines Vorfall kommt Boeing teuer zu stehen

Hinzu kommt die gesenkte Produktionsrate der Boeing 737 MAX 9. Diese wurde von der Federal Aviation Administration (FAA) verhängt, da die Produktion an diesem Flugzeugtyp ausgehend vom Unfall in scharfer Kritik steht. Laut FAA ist die Produktion auf 38 Jets monatlich begrenzt – allerdings produziert Boeing aktuell sogar weniger, wie Reuters berichtet.

We’re deliberately going to slow to get this right. We are the ones who made the decision to constrain rates on the 737 program…and we’ll feel the impact of that over the next several months.

Brian West, Finanzchef bei Boeing

Fünftes Jahr in Folge mit finanziellen Lasten

Das defekte Teil stammte aus der Produktion des Zulieferers Spirit Aerosystems. Boeing überlegt, das Unternehmen wieder in den eigenen Konzern einzugliedern. Dafür sei laut West kein zusätzliches Eigenkapital nötig. Der Zulieferer war in der Vergangenheit bereits einmal Teil des Boeing-Konzerns.

Boeing 737 MAX 9
Die Boeing 737 MAX 9

Durch die negative Prognose für das aktuelle Jahr wird Boeing in seiner Entwicklung zurückgeworfen. Denn bereits seit fünf Jahren am Stück kämpft der Konzern mit roten Zahlen. Ausgelöst von den zwei tragischen Flugzeugabstürzen der Boeing 737 MAX 8 hat sich der Flugzeughersteller kaum erholen können. Der Alaska Airlines Vorfall erschwert diese Erholung nun extrem.

Fazit zu finanziellen Einbussen bei Boeing

Dass der Vorfall bei Alaska Airlines viele Folgen hat, ist bereits die vergangenen Monate über die Medien mitzuverfolgen. Wie sehr es die Finanzen des eigenen Konzerns bereits gebeutelt hat, hat der Boeing-Finanzchef nun offengelegt. Bereits im ersten Quartal wird ein Geldabfluss von 3,6 bis 4 Milliarden Franken vermutet. Es bleibt abzuwarten, wie Boeing seine finanziellen Ziele weiterhin im Auge behält.

Autorin

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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