Australien plant den Bau einer 2’700 Meter langen Start- und Landebahn in der Antarktis, damit diese ganzjährig und auch von grossen Maschinen angeflogen werden kann. Doch dabei hagelt es auch scharfe Kritik.
Im von Australien beanspruchten Teil der Antarktis plant das Land den Bau einer befestigten Start- und Landebahn, sodass auch grössere Flugzeuge wie eine 787 oder ein A330 dort landen können. Doch Forscher schlagen ob der bedrohten und vor Ort lebenden Tierarten Alarm und kritisieren die Pläne scharf – auch weil die Gründe des Baus andere seien, als angegeben. Das berichtet unter anderem aeroTELEGRAPH.
Eine Antarktis-Piste für 787 und A330
Die australische Regierung sucht aktuell nach Unternehmen, die den Bau einer 2’700 Meter langen befestigten Landebahn in der Nähe der australischen Forschungsstation Davis in der Ostantarktis übernehmen möchten. Die Landebahn würde eine ganzjährige Flugverbindung zwischen dem australischen Hobart und der Antarktis ermöglichen. Der kostspielige und ehrgeizige Plan, die erste asphaltierte Landebahn in der Antarktis zu bauen, stösst jedoch auf Kritik.
Australien beansprucht etwa acht Millionen Quadratkilometer (oder etwa 42 Prozent) der Antarktis. Der wichtigste Ausgangspunkt für Reisen der Australier in die Antarktis ist Hobart, die Hauptstadt von Tasmanien. Während eines Teils des antarktischen Sommers können Flugzeuge eine dreieinhalb Kilometer lange Gletscherlandebahn auf dem australischen Wilkins Aerodrome nutzen. Es gibt auch eine kleinere, zwei Kilometer lange Piste, die immerhin noch Turboprops in der Nähe der Davis Station abfertigen kann.
Im Sommer werden auf der Piste des Wilkins Aerodrome Flugzeuge des Typs Airbus A319 und gelegentlich auch C-17A der Royal Australian Air Force abgefertigt. Diese Start- und Landebahnen sind jedoch nur zu Beginn und am Ende der Sommermonate in Betrieb, aufgrund der günstigeren Wetter- und Witterungsverhältnisse. Australien möchte jedoch das ganze Jahr über einen zuverlässigen Zugang zur Antarktis verfügen, um besser forschen und auf Notfälle reagieren zu können – so die Begründung.
The construction of a paved runway at Davis research station would represent a significant capability boost that would revolutionize our scientific activities and enhance Australia’s leadership and long-term interests in the region.
Statement der Australian Antarctic Division
Zurzeit sucht die australische Regierung offiziell nach Unternehmen für den Bau der milliardenteuren Landebahn. Der Bau der Landebahn wird Jahrzehnte dauern und umfasst eine 2’700 Meter lange asphaltierte Start- und Landebahn, die etwa auch grössere Maschinen wie die Boeing 787 Dreamliner oder den Airbus A330 abfertigen können soll. Ausserdem wird es eine zugehörige Infrastruktur geben, darunter eine Rollbahn, ein Vorfeld, eine Landebahnbefeuerung und zugehörige Gebäude, um Dienstleistungen wie Flugverkehr, Rettungs- und Feuerwehrdienste unterzubringen. Hinzu kommen eine neue Werft und eine Zufahrtsstrasse zur Davis Station.
Tasmanische Forscher üben scharfe Kritik
Dabei überrascht es natürlich nicht, dass nicht jeder von dem Plan begeistert ist. Die Universität von Tasmanien ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen in der Antarktis. In einem Mitte 2020 veröffentlichten Papier argumentieren die Forscher Shaun Brooks und Dr. Julia Jabour, dass Australiens Motivation für den Bau der asphaltierten Landebahn vor allem geopolitischer Natur sei:
Influence in Antarctica has traditionally corresponded to the strength of a nation’s scientific program, its infrastructure presence, and engagement in international decision-making. […] Australia is a well-regarded member of the Antarctic Treaty. It was an original signatory.
Shaun Brooks und Dr. Julia Jabour
[…] It also has a solid physical and scientific presence, maintaining three large year-round research stations. But other nations are also vying for influence. China is constructing its fifth research station.
Neben den Kosten weisen die Gegner der Landebahn auch auf die Umweltschäden hin, die der Bau verursachen wird. Die australische Regierung und ihr Ableger, die Australian Antarctic Division, haben den Standort vorgeschlagen, weil es sich um ein eisfreies Küstengebiet mit günstigen geotechnischen Eigenschaften handelt. Die vorgeschlagene Landebahn ist etwa fünf Kilometer von der Davis-Forschungsstation entfernt, das Klima ist relativ mild und gutartig, und das Wetter ist einigermassen vorhersehbar – alles natürlich im arktischen Verhältnis gesehen.
Die Forscher der Universität von Tasmanien argumentieren, dass Wilson-Sturmschwalben, Adélie-Pinguine und Weddell-Robben in der Nähe der vorgeschlagenen Landebahn brüten und durch den Bau gefährdet wären.
Construction will require more than three million cubic meters of earthworks – leveling 60 vertical meters of hills and valleys along the length of the runway.
Shaun Brooks und Dr. Julia Jabour
Weiter argumentieren die Forscher, dass der Bau das Potenzial für signifikante Staubemissionen hat und die Auswirkungen auf die umliegende Umwelt nur unzureichend bekannt sind. Ironischerweise argumentiert die Australian Antarctic Division wiederum, dass ein ganzjähriger Zugang die Forschung verbessern und es Wissenschaftlern besser ermöglichen würde, die Auswirkungen des Menschen und seiner Infrastruktur auf eine relativ unberührte Umwelt zu verstehen.
Fazit zur geplanten Antarktis-Piste Australiens
Die Antarktis, oder zumindest der jener Teil, den Australien für sich beansprucht, soll künftig das ganze Jahr und auch mit grossen Flugzeugen erreichbar sein. Dazu ist eine befestigte Landebahn notwendig, die nun gebaut werden soll. Aus welchen Gründen auch immer Australien die Piste tatsächlich plant, dass diese vor Ort lebende Tierarten bedroht, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Scheinbar ist das Projekt dennoch bereits beschlossene Sache und dürfte in nächster Zeit tatsächlich angegangen werden.