Wie bereits angekündigt möchten wir Euch mit uns zugesandten Lesergeschichten einen Einblick in die jüngsten Reiseerfahrungen unserer Leser in Coronazeiten geben. Dazu veröffentlichten wir bereits den abenteuerlichen Leserbrief von Steph und ihrem Mann, wie sie versuchten aus Kolumbien zurückzufliegen und den Bericht von Alex und Dana, wie sie noch anfangs guter Dinge planten, einen schöne Reise nach Dubai zu unternehmen.

Im dritten Teil schildert euch Zoltan, wie sich seine Reise- und Hotelbedingungen im Laufe seiner Indienreise immer weiter verschlechterten, bis er schlussendlich drohte in Delhi in Quarantäne zu stranden und nur dank genügend Meilen und einer Airline-Partnerschaft einen Ausweg fand.

Auch Ihr habt eine Reise-Geschichte zur aktuellen Situation parat? Schickt uns die Geschichte an redaktion@reisetopia.de und wir veröffentlichen auch Eure Geschichte! Alle Details gibt es auch noch einmal hier.


Reiseroute BUD – DEL – FRA

Gebucht hatte ich einen LOT Flug in der Premium Economy von Budapest nach Delhi am 03. März und zurück von Delhi nach Frankfurt am 19. März.

Als ich aus Budapest losgeflogen bin, gab es in Ungarn noch gar keine Corona Fälle. Das Thema schien noch weit entfernt. Angekommen in Delhi mussten sich bestimmte Staatsbürger und Reisende aus Ländern, wie China und Italien einem “Gesundheitscheck” (Fieber messen) unterziehen. Dafür gab es in Delhi mehrere grosse Tafeln mit Informationen für die Länder, aus denen eine Einreise nur mit Stempel vom Gesundheitscheck möglich war. Ungarn und Polen standen nicht auf diesen Tafeln und da ich als ungarischer Staatsbürger von Budapest über Warschau geflogen bin, konnte  ich problemlos einreisen.

Ankunft im Hotel: Wo ist der Stempel vom Gesundheitscheck?

Mein erstes Ziel war Faridabad. Dort im Hotel angekommen wurde ich am Check-in direkt mit meinem angeblich fehlenden Stempel auf der Bordkarte des Gesundheitschecks konfrontiert. Ich gab zu verstehen, dass ich aufgrund der Informationen am Flughafen keinen solchen Stempel benötigte. Erst nachdem der Rezeptionist sich telefonisch vergewissert hatte und ich ihm meinen Streckenverlauf, unter Vorlage meiner Bordkarten und meines ungarischen Reisepasses bewiesen hatte, konnte ich für zwei Nächte einchecken.

Danach bin ich nach Ahmedabad geflogen, wo ich problemlos drei Nächte verbringen konnte. Von dort ging es mit Uber weiter nach Vadodara, wo ich im Grand Mercure Surya Palace Hotel (dort hatte ich schon mal zuvor übernachtet) eincheckte. Im Hotel verlief eigentlich alles problemlos, bis auf das Frühstücksbuffet: kaum Auswahl, nur landestypische Gerichte und die anderen Zweidrittel vom Buffet waren leer. Auf Rückfrage nach der Ursache bekam ich die einfache Antwort: “Wir haben kaum Gäste, deshalb gibt es nur ein stark eingeschränktes Angebot an Speisen und Getränken.“ An der Rezeption bemängelte ich dies, da ich von der ACCOR Gruppe die Platinumkarte besitze und mir eigentlich ein kostenfreies Frühstücksbuffet im Asien-Pazifikraum zusteht. Andere Gäste aus Frankreich sagten mir, dass es sich schon seit Tagen beim Frühstücksbuffet so verhält. Doch wieder erwartend und anscheinend aufgrund meiner Nachfrage, gab es am nächsten Morgen das komplette Buffet.

Immer weitere Einschränkungen in den Hotels

Von Vadodara ging es dann per Flug über Delhi weiter nach Pune. Leider gibt es keine direkte Verbindung mit Air India von Vadodara nach Pune. In Delhi legte ich zur Sicherheit eine Zwischenübernachtung ein, da ich bei Air India auch ohne der Corona-Situation schon von stundenlangen Verspätungen betroffen war. Andere Verbindungen kamen für mich aufgrund der Lufthansa (Star Alliance Gold) Senator Karte nicht infrage.

In Pune übernachtete ich einige Tage im NOVOTEL Nagar Road. Derweil checkte ich täglich den Status meines LOT Rückfluges – bislang sollte er ordnungsgemäss stattfinden. Allerdings  bekam ich immer weitere Einschränkungen in den Hotels zu spüren: Fieber messen beim Eintritt (selbst wenn ich nur kurz vor die Tür ging), Eintragungen für bestimmte Frühstückszeiten, geschlossene Fitnessräume, Schwimmbecken und letztlich wurde sogar die komplette Sonnenterasse inklusive der VIP Lounge gesperrt. Einziger Lichtblick, das kostenlose Abendessen für Platinum und Diamond Mitglieder wurde weiterhin im Restaurant angeboten.

Einstellung LOT Flugbetrieb und Verzehnfachung der Corona-Fälle

Als LOT schliesslich den Flugbetrieb einstellte, war in schon im Radisson Blu Hotel in Pune, Kharadi angekommen. Sogleich kontaktierte ich das ungarische Konsulat in Mumbai (gleiches Bundesland – Maharashtra) und die ungarische Botschaft in Delhi. Da ich vom Radisson auch die Platinumkarte besitze, waren die Hotelmitarbeiter an der Rezeption sehr hilfsbereit und haben mir für die Anrufe keine Gebühren berechnet! Von der ungarischen Botschaft erhielt ich jedoch nur die nachfolgende, ernüchternde „Hilfestellung“.

“… wir empfehlen, das Land so bald wie möglich zu verlassen, da diese Möglichkeit später ungewiss ist. Reisen oder Auslandsaufenthalte sind eine individuelle Verantwortung und eine individuelle Entscheidung.”

Somit bin ich von der Botschaft allein gelassen worden. Wie geplant flog ich deswegen noch am selben Tag zurück nach Delhi. Wie sich rausstellte, war dies auch sehr gut so, da ich von der Lounge in Pune die Information erhielt, dass es ab dem Tag nach meiner Rückreise nicht mehr möglich gewesen wäre das Bundesland zu verlassen, da sich hier die Corona Fälle innerhalb eines Tages verzehnfacht haben.

Von Expedia im Stich gelassen

In Delhi angekommen, begleitete mich ein indischer Freund zum Park Inn Hotel (Radisson Gruppe), in welchem mir ein entsprechendes Mitgefühl für meine missliche Situation vermittelt wurde. Die Mitarbeiter zeigten sich äusserst Hilfsbereit (gefühlt nicht nur aufgrund meiner Platinum Karte) und riefen für mich LOT India an. Da ich allerdings mein Ticket bei Expedia gekauft hatte, müsste ich auch dort anrufen. Expedia India wiederum konnte jedoch nichts mit meiner Buchung anfangen, da ich bei Expedia Deutschland das Ticket gekauft hatte. Immerhin wurde ich direkt mit Expedia Deutschland verbunden, wo jedoch nach einer kurzen automatischen Durchsage die Verbindung abbrach. Auch online war es nicht mehr möglich ein Flugticket im Streckenverlauf zu ändern. Expedia blieb für mich telefonisch nicht erreichbar – entweder kam die Durchsage: “Aufgrund von technischen Störungen …” oder nach mehr als zwei Stunden Wartezeiten gab ich es auf.

Als Erstattungsalternative probierte ich es via dem Portal Geld-für-Flug, welches mir jedoch nur 21 € für das Rückflugticket (im Wert von 500€) anbot, was ich als Abzocke empfand. Expedia hatte mich bereits bei der Spanair Pleite, bei der MALÉV Pleite und jetzt auch in dieser Corona-Situation im Stich gelassen.

Ausweg aus Delhi via AUH dank Alitalia

Bei IBERIA besitze ich zwar die Gold Karte mit genügend Meilen, jedoch fliegt IBERIA nicht selbst nach Indien. Als Folge hätte ich wieder eine Hotline in Deutschland oder Spanien anrufen müssen, um die die Verfügbarkeiten mit oneworld herauszufinden. Diese Option schied jedoch aufgrund meiner bisherigen Telefon-Erfahrung aus. Auf meiner Lufthansa Senator Karte hätte ich auch noch genügend Meilen gehabt, es wurden mir jedoch nur Verbindungen mit der Lufthansa selbst oder mit der Turkish Airlines angeboten, die zu der Zeit gar nicht mehr geflogen wurden.

Meine Rettung war schlussendlich die Freccia Alata Plus Karte von Alitalia. Dort konnte ich ein Prämienticket in der Business Class für 90.000 Meilen und 17,13 Euro von Delhi via Abu Dhabi nach Frankfurt erwerben.

Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie es damals bei Air Berlin war, wenn man ein Etihad Prämienticket gekauft hat. Ich gab die Alitalia Buchungsnummer und meinen Nachnamen ein und das System spuckte mir sogleich die Buchung mit einer Etihad Buchungsnummer aus. Es waren zwar verhältnismässig viele Meilen (normalerweise kostet ein Hin- und Rückflug nach Indien mit der Alitalia in der Business Class nur 80.000 Meilen + etwas über 300€ Zuzahlung), aber nachdem ich im Fernsehen gesehen hatte, wie die Quarantäne in Dwarla (Vorort von Delhi) aussieht, war mir bewusst, ich MUSS das Land verlassen, koste es, was es wolle. Zudem war ich der Meinung, dass Alitalia diese Krise nicht überleben wird (mittlerweile ist die Airline schon verstaatlicht), weshalb es mir egal war, wie viele Meilen dieses Ticket kostet.

Unterwegs an Bord hörte ich noch, wie viele Tausende von Euro die meisten für ihren One-Way Flug ausgeben mussten und schätzte mich umso glücklicher mit meinen Meilen an Bord zu sein.


Wir danken Zoltan für diese tolle Geschicht – es ist spannend zu sehen, wie schnell sich die Situation in Indien drehte. 

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Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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