Seit einigen Wochen läuft ein Modellversuch im Terminal 2 des Flughafen München bei dem die deutsche Bundespolizei zusammen mit dem Sicherheitspersonal des Flughafens eine neue Art der Passagierkontrollen testet. Bei meinen letzten Besuchen in München habe ich immer die neue Kontrolle genutzt und dabei die subtilen Veränderungen bemerkt und die Verbesserungen daraus gespürt. Mehr dazu in diesem Erfahrungsbericht.

Die neue Passagierkontrolle – was ist neu?

Am Flughafen gibt es aktuell zwei Kontrollpunkte, an denen die klassischen zweidimensionalen Röntgen-Geräte gegen Geräte mit Technik aus der Computertomographie ersetzt wurden. Dank dieser neuen Technik, die mit rotierenden Röntgen-Röhren arbeitet, ist es möglich ein dreidimensionales Bild des Handgepäcks zu erstellen. Dieses Bild kann dann sogar im Stil einer Explosionszeichnung auseinander gezogen werden und einzelne Gegenstände gesondert betrachtet werden, ohne das Gepäck öffnen zu müssen. Da diese Betrachtung mehr Details offenbart als die alten 2D-Scans können elektrische Geräte, Laptops und sogar Flüssigkeiten im Gepäckstück bleiben und müssen nicht mehr entfernt werden.

Flughafen München Passagierkontrolle Alt Quelle FMG
So sah die Kontrolle in München früher aus.
Quelle: Flughafen München GmbH

Zusätzlich dazu gibt es nun vier Positionen an denen die Passagiere zeitgleich ihre Jacken, Handgepäck und sonstige persönliche Gegenstände in die bekannten Gepäckwannen einladen können. Dieses zeitgleiche Einladen soll die Wartezeiten an dieser Stelle reduzieren, da manche Fluggäste viel länger für das Vorbereiten brauchen als andere und es so an „konventionellen“ Kontrollen zu Wartezeiten kommt bis der Gast vor einem fertig ist. Das bedeutet auch, dass die Gepäckwannen teilweise gemischt werden, also zwischen zwei Wannen eines Fluggastes auch Gepäck eines anderen Reisenden sein kann.

Sicherheitskontrolle München Terminal 2 Neu
Die neue Sicherheitskontrolle am Flughafen München
Quelle: Flughafen München GmbH

Während die persönlichen Gegenstände durch die Röntgenmaschine fahren reihen die Fluggäste sich in die Schlange für den Körperscanner (auch als „Nacktscanner“ bekannt) ein – eine weitere Kontrolltechnik, die im Terminal 2 in München flächendeckend eingesetzt wird. Hier wurde, basierend auf dem Feedback der Mitarbeiter, eine kleine Führung der Warteschlange hinzugefügt: verschiedene Plexiglas-Scheiben leiten die Gäste nun in einer Z-förmigen Schlange zum Scanner – eine Optimierung, nachdem die Reihe der Wartenden bei meinem letzten Besuch das Beladen des Fliessbandes behindert hatte. Hinter dem Scanner gibt es eine Weiche, an der freigegebenes Gepäck sich von dem für die Nachkontrolle bestimmte getrennt werden. Dieses Umschalten wird nicht mehr von den Mitarbeitern direkt an der Kontrolle bedient, sondern von einem Experten-Team, welche sich auf einem Plateau leicht erhöht neben der Sicherheitskontrolle befindet. Diese Position abseits der eigentlichen Kontrollstelle entspricht dem Vorgehen bei den Körperscannern und ermöglicht damit mehr Platz auf dem Boden für die eigentlichen Kontrollpunkte. Das Team besteht laut Angaben der Mitarbeiter an der Kontrolle aktuell aus Mitarbeitern der Bundespolizei, des Flughafen-Sicherheitsdienstes und der beiden Hersteller der getesteten Geräte. Wie dieses Team sich dann später zusammensetzen wird ist noch unklar.

Die neue Passagierkontrolle – wie gut funktioniert es?

Hier ist eine sehr spannende Entwicklung zu sehen. Während bei meinem ersten Besuch, nur Tage nach der Ersteröffnung, noch grosse Verwirrung unter den Fluggästen und damit pures Chaos geherrscht hat, hat dieser Eindruck sich nun grundlegend geändert. Dies liegt aber nicht daran, dass die Fluggäste nun besser wüssten, was sie tun müssen. Die Mitarbeiter an der Kontrollstelle sind einfach nur wesentlich direkter und deutlicher mit ihren Anweisungen geworden. Ab und an schwingt eine sehr bayerische Direktheit mit, nachdem die chinesische Touristin auch nach mehrfacher Aufforderung nicht den Koffer wieder geschlossen hat und ihr Hab und Gut auf der Suche nach einer Powerbank auf dem Förderband ausbreitete. Auch ist die Abfertigung im Rahmen des Körperscanners effizienter geworden und es werden mehr Stellen für die Nachkontrolle auf der anderen Seite genutzt. So kamen bei meinen Tests Gepäck und Passagier immer fast zeitgleich auf der anderen Seite der Kontrolle an. Der grösste Problemfaktor ist aktuell noch der Faktor „Mensch“: Sobald Gäste sich nicht trauen, aus Höflichkeit andere Reisende zu „überholen“. Das andere Problem, welches ich bisher erlebt habe ist, dass die Gäste nach der Kontrolle die leeren Gepäckwannen nicht wieder zurück legen, sondern diese irgendwo gestapelt werden. So fehlen die Wannen für die ankommenden Reisenden und so kommt der ganze Vorgang wieder zum Stehen.

Die neue Passagierkontrolle – München ist nicht der erste Flughafen

Ich habe diese Kontrollen auch schon an der Priority-Sicherheitskontrolle, unter anderem im Rahmen eines Pilot-Versuchs in Lissabon, erlebt. Dort ist der Ansturm übersichtlicher als in München gewesen, die direkt mit einem Test der Economy Class Passagiere gestartet sind. Das Problem bleibt aber auch dort das gleiche: der Faktor Mensch macht den eigentlich sehr effizient gedachten Prozess wieder zunichte. Auch hier war das System sehr gut gedacht, sogar mit einer Beleuchtung welche Checkpoints aktuell leer sind und deshalb besetzt werden sollen. Leider wird das in den seltensten Fällen verstanden, sodass der Prozess sich wieder verlangsamt und man beim legitimen Überholen mit abfälligen Blicken bedacht und über einen gelästert wird. Es braucht also noch eine weitere Erziehung der Passagiere, die gerade erst gelernt haben, wie sie mit der normalen Kontrolle umzugehen haben.

Fazit zu den neuen Passagierkontrollen am Flughafen München

Ich bin positiv davon überrascht wie effizient der Ablauf an den Kontrollpunkten bisher abgelaufen ist. Auch die Mitarbeiter haben ihre anfängliche Skepsis zu grossen Teilen abgelegt und sprechen teils begeistert über die neuen Kontrolltechniken. Wie lange es dauern wird, bis die Fluggäste aber gelernt haben was sie an welcher Art der Kontrolle tun müssen, ist schwer absehbar. Viele haben heute grosse Probleme mit Nacktscannern, da sie bei manchen die Arme nach oben, bei anderen nach unten halten müssen. Dass die richtige Richtung mit einem lebensgrossen Piktogramm dargestellt wird hat auch hier nicht geholfen 😉 Auch die Kontrollen der Flüssigkeiten scheint für viele auch heute noch eine unbekannte Neuerung zu sein, auch wenn diese seit weit mehr als 10 Jahren Standard ist. Die neuen Kontrollen bieten aber ein grosses Potential bei der Effizienz des Reisens und ein höheres Niveau an Sicherheit. Wenn ich in München die Auswahl habe, nehme ich gerne diesen neuen Kontrollpunkt, auch weil die Technik mich fasziniert.

Was denkt Ihr? Würdet Ihr diese neuen Sicherheitskontrollen nutzen, wenn Ihr die Auswahl habt?

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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