Umfragen des europäischen Berufsverbandes ECA ergeben: Piloten sind zunehmend übermüdet.

Drei von vier Piloten haben mindestens einmal im Monat Juli einen Sekundenschlaf während des Flugbetriebs gehabt, das ergab eine Studie des europäischen Berufsverbandes ECA. Wie airliners berichtet, übt die Vereinigung Cockpit (VC) nach den schockierenden Ergebnissen ihrer Umfrage zur Übermüdung von Piloten scharfe Kritik an den Airlines. Letztendlich steht auch die Sicherheit der Passagiere auf dem Spiel.

Studie offenbart Sicherheitslücke

Erst im Ende letzten Monats machte ein anonymer Marabu-Pilot mit einer Beschwerde beim Luftfahrtbundesamt Schlagzeilen. Er behauptet damals, dass Marabu die Pausenzeiten nicht einhalten und übermüdete Piloten einsetzen würde. Ein Dauerzustand in der Branche?

LX, Crew
LX, Crew

Im Zeitraum vom 1. bis 22. Juli hat der europäischen Berufsverband ECA rund 7’000 Piloten aus 31 Ländern zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. 54’5 Prozent der Befragten sind sogar Kapitäne. Wie die deutsche Pilotenlobby Vereinigung Cockpit (VC) am Montag mitteilte, fliegen Dreiviertel der Piloten nach eigenen Angaben übermüdet und haben sogar am Steuer einen Sekundenschlaf im untersuchten Zeitraum erlebt. Insgesamt nehme die Übermüdung durch zu lange Dienstzeiten und zu wenig Pausen zu. Die Gründe sind vielfältig: So musste jeder fünfte Kapitän die maximale Dienstzeit aufgrund von schlechtem Wetter verlängern.

Verbände üben Kritik

Die Umfrage hat der VC nach eigenen Angaben bewusst auf das “Hochfahren” vor dem Höhepunkt des Sommerbetriebs gelegt, um das Management der Airlines zu erfassen. Obwohl sie keine Daten zu den Pilotenrückmeldungen einzelner Airlines veröffentlicht, hat die VC Behörden einzelner Länder aufgefordert, Ermittlungen aufzunehmen. Dazu gehören Grossbritannien, Irland, Malta und Spanien. Airlines dieser Länder haben im Test besonders schlecht abgeschnitten.

Frankfurt Flughafen Flugzeug

Vivianne Rehaag, VC-Vorständin für Flugsicherheit, übt weitere Kritik an den Airlines. So würden Sicherheitsrisiken durch Müdigkeit nicht ausreichend ernst genommen. Nur etwas mehr als zehn Prozent der befragten Piloten gaben an, dass Airlines nach Müdigkeitsberichten Verbesserungen vorgenommen hätten. Der Druck laste oft auf den Kapitänen. Drei von fünf Kapitäne haben Bedenken, Verlängerungen der Dienstzeiten für sich und die restliche Crew zu verweigern.

Rehaaf kritisiert aber nicht nur das Risikomanagement der Airlines, sondern nimmt auch die Aufsichtsbehörden in der Pflicht. Sie würden die Airlines nicht genug überwachen. Ähnliche Probleme gibt es auch in den USA. Die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat lässt aufgrund von Personalmangel ihre Kontrolleure bis zur Übermüdung arbeiten, wodurch es zu immer mehr Beinahe-Unfällen kommt.

Fazit zur Lage der Piloten

Die Studie der europäischen Berufsverbandes ECA zeigt grosse Defizite beim Management der Airlines auf. Sie lassen ihre Piloten und die Crews übermüdet arbeiten, was ein grosses Risiko für alle darstellt. Die Studie zeigt aber auch: Die Berichte des anonymen Piloten von Marabu sind glaubwürdig. Nicht nur die Luftfahrtbehörden in den gesondert kritisierten Ländern, sondern überall in Europa sollten die Airlines unter die Lupe nehmen.

Autor

Als Praktikantin bei reisetopia kann Jolina ihre Leidenschaft fürs Reisen mit dem Beruf verbinden und sammelt fleißig Inspiration für ihre Weltreise. Wenn sie nicht bei reisetopia arbeitet, studiert sie Journalismus in Magdeburg.

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