Im Januar und Februar sahen die Prognosen für das Jahr 2020 noch sehr vielversprechend aus. Doch dann kam die Corona-Pandemie und traf auch die Schweizerischen Bundesbahnen hart. Nun meldet die SBB für die erste Jahreshälfte einen Verlust von rund 479 Millionen Franken.
Nicht nur die Fluggesellschaften oder Flughäfen mussten für das erste Halbjahr 2020 hohe Verluste verzeichnen, nun kommen ähnliche Meldungen auch von den Schweizerischen Bundesbahnen. Ein Drittel weniger Passagiere als noch in der Vorjahresperiode beförderte die SBB. Da dennoch ein gewisses Grundangebot aufrechterhalten wurde, liefen die Kosten dementsprechend weiter und führten schlussendlich zu dem Millionenverlust, wie Travelnews.ch berichtet.
Teure Kulanzmassnahmen
Besonders teuer zu Buche schlugen im zweiten Quartal des Jahres 2020 umfangreiche Kulanzmassnahmen. Die Abo-Kunden der SBB erhielten 100 Millionen Franken als Entschädigung. Auch gegenüber den Mitarbeitern waren die SBB immer fair und zahlten alle Löhne vollständig aus. Zudem wurden Geschäftsmieten für von der SBB vermieteten Objekte reduziert oder ganz erlassen. All diese Massnahmen führten aber auch mit dazu, dass die SBB kaum Kosten einsparen konnte – und das bei drastisch sinkenden Erträgen.
Im Vorjahr transportierte die SBB im Schnitt 1,29 Millionen Reisende am Tag, in 2020 sank diese Zahl auf 810’000 Passagiere. Positiv zu erwähnen ist, dass in diesem Jahr mehr Menschen mit dem Halbtax reisen, weniger jedoch mit dem Generalabonnement.
Auch wenn einige der Massnahmen teuer waren, sie haben sicher dazu beigetragen, dass die Kundenzufriedenheit weiter angestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 1,1 Prozent angestiegen. Auch die Pünktlichkeit konnte noch ein wenig verbessert werden.
Ab jetzt heisst es Sparen
Durch den enormen Verlust ist die verzinsliche Nettoverschuldung der SBB über die vom Bund geforderte Höchstgrenze gestiegen. Um Liquiditätsengpässen vorzubeugen hat der Bund den Kreditrahmen um 550 Millionen Franken erhöht, um der SBB über die nächsten Monate zu helfen.
Aber auch Sparmassnahmen müssen ergriffen werden, um die finanzielle Lage wieder auf Kurs zu bringen. Dafür hat die SBB bereits einen Einstellungsstopp für Verwaltungsbereiche erlassen, der zu einer Ersparnis von rund 250 Millionen Franken pro Jahr führt. Ein Kurzarbeitsgesuch wurde zunächst abgelehnt, dagegen hat die SBB jedoch Rekurs eingelegt. Kostspielige Investitionsprojekte sollen ebenfalls reduziert beziehungsweise bis in die nächsten Jahre verschoben werden. Die Kunden werden von den Massnahmen wenig mitbekommen, denn sie beziehen sich nicht auf den operativen Bahnbetrieb.
Fazit zum hohen Verlust der SBB
Wie fast alle Unternehmen hat auch die SBB die letzten Monate nicht ohne Blessuren überstanden. Der hohe Verlust wird auch trotz bereits eingeleiteter Massnahmen noch einige Zeit den weiteren Geschäftsverlauf bestimmen und eine weitere Reduzierung der Kosten nötig machen. Trotzdem sind die Zukunftsprognosen für die SBB nicht schlecht. Seit Beendigung des Lockdowns steigen bereits die Kundenzahlen wieder und aufgrund der sehr kulanten Haltung der SBB gegenüber ihren Kunden, ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage weiterhin steigen kann.