Schon vor Beginn der aktuellen Krise musste Norwegian schwer kämpfen. Nun steht die norwegische Airline erneut vor dem Kollaps – könnte aber vom Staat gerettet werden.

Es vergeht nahezu kein Monat, in dem eine potenzielle Pleite von Norwegian nicht im Raum steht. Vor der Krise war die Airline bereits enorm ins Schlingern geraten und hatte die Strategie infolge immer weiter wachsender Verluste geändert. Doch das Coronavirus hat danach alles noch schlimmer gemacht, entsprechend türmt die Airline Monat für Monat Millionenverluste auf. Nun ist klar: Ohne weitere staatliche Hilfe geht es nicht weiter. In Norwegen scheint mir dabei trotz der Verluste ohne Ende zur Hilfe bereit, wie aero.de berichtet.

285 Millionen Euro Kreditbürgschaft sind nicht genug

Dass Norwegian erneut Hilfe braucht, kommt nicht gänzlich überraschend. Genauso wie fast alle Airlines weltweit fliegen die Norweger aktuell nur mit einem Bruchteil ihrer Flotte und können kaum einen Flug rentabel betreiben. Das Ausmass der Verluste der Fluggesellschaft ist dennoch gravierend, allein im von Corona nur teilweise getroffenen ersten Halbjahr lag der Verlust der Airline bei 460 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr dürfte das Ergebnis schlussendlich noch schlechter aussehen, sodass die Zukunft von Norwegian mehr denn je am seidenen Faden hängt. Eine Pleite der Airline war entsprechend schon vor einigen Wochen wieder ein Thema.

Dabei hat Norwegian bereits zahlreiche liquiditätserhaltende Massnahmen ergriffen. Neben Lohnkürzungen und der Schliessung von Basen durfte sich die Airline auch bereits über Kreditgarantien in Höhe von umgerechnet 265 Millionen Euro durch den norwegischen Staat freuen. Damit aber noch nicht genug, denn der Airline ist darüber hinaus eine spektakuläre Umschuldung gelungen. Schulden von insgesamt einer Milliarde Euro konnten durch eine Einigung mit den Gläubigern in Aktien umgewandelt werden. Seitdem gehören relevante Anteile der Fluggesellschaften unter anderem verschiedenen Leasinggesellschaften. All das allerdings scheint noch nicht genug, denn für den Winter reicht das Geld von Norwegian schlichtweg nicht mehr – das hat der Chef der Airline in einem Gespräch mit der norwegischen Regierung klargemacht.

Norwegian von “hoher Wichtigkeit” für den norwegischen Staat

Bei einem Krisengipfel am Montag musste die Führung von Norwegian deutlich machen, dass ohne weitere Hilfen im Winter die endgültige Pleite droht. Mit Blick auf die weiterhin in Europa stark steigenden Infektionszahlen scheint eine baldige Besserung der Lage zudem sehr unwahrscheinlich. Die Regierung hat sich bei dem Gipfel am Montag allerdings auch überraschend offen gegenüber weiteren Hilfen für die Airline gezeigt. Dabei hiess es unter anderem, dass die Fluggesellschaft für das Land von “hoher Wichtigkeit” sei. In anderen Ländern, in denen Norwegian ebenfalls aktiv ist, wurden Hilfen dagegen abgelehnt. Das gilt unter anderem für Schwende, wo Norwegian bei der Regierung abgeblitzt ist.

Der norwegische Staat denkt dagegen über eine direkte Beteiligung an der Fluggesellschaft nach und möchte sich dabei scheinbar am Lufthansa-Modell orientieren. Der deutsche Staat hatte bei der Fluggesellschaft einen Teil der Aktien übernommen, zusätzlich aber auch Kredite zur Verfügung gestellt. Eine ähnliche Lösung mit einem klaren Exit-Szenario erscheint auch bei Norwegen für Norwegian eine Option zu sein. Es erscheint allerdings deutlich weniger klar als bei der Lufthansa, ob Norwegian überhaupt eine Zukunft hat. Die grossen Probleme der Fluggesellschaften haben anders als bei der Lufthansa schon weit vor der Pandemie begonnen. In Norwegen scheint man sich aber dennoch schützend hinter die Airline stellen zu wollen.

Fazit zur wahrscheinlichen Beteiligung an Norwegian

Der norwegische Staat möchte die darbende Norwegian retten – erneut. Dies ist gleichzeitig auch zwingend notwendig, denn Norwegian kommt nach eigenen Angaben ohne weitere Hilfen nicht über den Sommer. Eine Refinanzierung auf dem Kapitalmarkt ist dagegen nahezu ausgeschlossen, in dieser Hinsicht hat die Airline bereits alle Register gezogen. Es wird am Ende wohl am norwegischen Staat hängen, ob die Airline eine Zukunft hat oder nicht.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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