Gehen die Niederlande einen bis dato nahezu undenkbaren Weg? Die Regierung plant die Einführung einer gravierenden Steuer für Transitpassagiere, welche den Wettbewerb verändern könnte.
Seit Jahren und teils Jahrzehnten ist es üblich, dass Staaten teils geringere und teils höheren Steuern für Abflüge erheben. Nicht zuletzt mit dem verstärkten Fokus auf den Klimaschutz sind die Passagier-Steuern über die Jahre stark gestiegen und machen neben den ebenfalls vielfach ansteigenden Flughafengebühren mittlerweile einen relevanten Teil der Ticketpreise aus. Doch es gilt bislang als ungeschriebene Regel, dass die Steuern immer nur am Abflugort erhoben werden und nicht auch beim Transit, damit im internationalen Flugbetrieb keine Wettbewerbsnachteile entstehen. Die Niederlande könnten dieses System nun umschmeissen, wie unter anderem Bloomberg berichtet. Die Folgen für die niederländische KLM wären katastrophal.
50 Franken zusätzliche Steuern beim Umstieg in Amsterdam
Sollte das vom niederländischen Unterhaus Ende letzter Woche gebilligte Gesetz, in Kraft treten, wären die Folgen für KLM gravierend. 50 Franken zusätzliche Steuern wären dann zukünftig bei einem Flug mit Umstieg in Amsterdam zu entrichten, wobei nicht klar hervorgeht, ob die Werte für einen Hin- und Rückflug gelten. Dies scheint wahrscheinlich, liegt die Steuer für Abflüge ab Amsterdam aktuell bei 26 Euro, respektive 25 Franken, und damit genau der Hälfte der 52 Euro oder 50 Franken, die in Medienberichten zum Thema genannt werden. Erst Anfang des Jahres hatten die Niederlande die inzwischen auch im internationalen Vergleich hohe Abflugsteuer verdreifacht.
Dass die niederländische Fluggesellschaft KLM gegen das neue Gesetzesvorhaben auf die Barrikaden geht, dürfte nicht überraschend kommen. Immerhin handelt es sich um den potenziell nächsten schweren Schlag, ist für den Amsterdamer Flughafen doch auch generell eine weitere Absenkung der Zahl der Flugbewegungen geplant. KLM dürfte schon mit dieser Regelung gegenüber der Konkurrenz an anderen europäischen Flughäfen relevante Nachteile haben, bedeuten weniger Flugbewegungen doch auch weniger Optionen, um Umsteigeverbindungen anzubieten. Sollte nun auch noch die neue Steuer für Transitpassagiere kommen, dürfte die Lage für die Airline nicht einfacher werden.
Steuern für Umsteigepassagiere wären ein Novum
Auf den ersten Blick erscheint die Regelung, die sich gerade im Gesetzgebungsprozess befindet, sinnig. Dass nur diejenigen Passagiere, die Steuer bezahlen müssen, die in Amsterdam starten, benachteiligt die niederländischen Passagieren gegenüber Reisenden, die umsteigen. Doch mit Blick auf den internationalen Wettbewerb ergeben sich dennoch gravierende Probleme, denn wenn die Niederlande eine solche Regelung im Alleingang einführt und nicht abgestimmt mit anderen Ländern – etwa innerhalb der Europäischen Union – wird Amsterdam als Umsteigeflughafen deutlich weniger attraktiv. Besonders treffen würde das fraglos KLM, denn die niederländische Airline, die gemeinsam mit Air France einen der grössten Airline-Konzerne des Kontinents bildet, bietet als einzige Fluggesellschaft in grösserem Mass Umsteigeverbindungen via Amsterdam an.
Sollten bei einem Hin- und Rückflug insgesamt 52 Euro, respektive 50 Franken, Steuern für Transitpassagiere hinzukommen, müsste KLM die Preise für die verkauften Tickets auch entsprechend anpassen. Zudem wäre sie damit im Vergleich zu den meisten Konkurrenten, etwa der Lufthansa oder British Airways, deutlich weniger konkurrenzfähig. Auf die Weitergabe der Gebühr an Passagiere zu verzichten, erscheint nicht nur unwahrscheinlich, sondern dürfte hinsichtlich der geringen Margen in der Luftfahrt sogar komplett unmöglich sein, insbesondere in der Economy Class. Bei Tickets in den Premiumklassen fällt die Steuer im Verhältnis zum Ticketpreis dagegen etwas weniger stark ins Gewicht.
Fazit zur geplanten Steuer für Transitpassagiere in den Niederlanden
Sollte das niederländische Parlament sich schlussendlich für eine Steuer für Transitpassagiere entscheiden, dürfte die Wettbewerbssituation für KLM sich dramatisch verschlechtern – wenig überraschend geht die Fluggesellschaft bereits auf die Barrikaden. Man darf gespannt sein, ob sich die Niederlande nichtsdestotrotz zu der Entscheidung durchringen kann und damit einen Paradigmenwechsel in der europäischen Luftfahrt anstösst.