Die im Jahr 2019 insolvent gegangene indische Fluggesellschaft Jet Airways kehrt trotz der Pandemie noch im Laufe diesen Jahres auf den Airline-Markt zurück.

Der 17. April 2019 ging als trauriger Tag in der Geschichte von Jet Airways ein, denn an diesem Tag gab die indische Fluggesellschaft das Grounding bekannt und stellte den Flugbetrieb ein. Aus diesem temporären Grounding wurden letztendlich mehr als zwei Jahre – doch noch im Laufe diesen Jahres soll die Airline ihr Comeback feiern. Die Gerüchte haben sich also bestätigt und Jet Airways 2.0 wird noch im Sommer 2021 den Zweitversuch starten, wie Simple Flying kürzlich berichtet.

Freude bei den Airline-Chefs, Frust bei den ehemaligen Stakeholdern

Die neue Version der ehemaligen Jet Airways steht in den Startlöchern und möchte noch im Laufe diesen Jahres, bevorzugt im Sommer 2021, ihr Comeback in der Luftfahrtbranche feiern. Das NCLT (National Company Law Tribunal) hat vergangene Woche den Abwicklungsplan des Kalrock-Jalan-Konsortiums für Jet Airways genehmigt, sodass der Fluggesellschaft aus rechtlicher Sicht nichts mehr im Wege steht.

Jet Airways plant, diesen Sommer erst einmal Inlandsflüge durchzuführen. Das könnte an einer gesonderten Regel der indischen Regierung liegen, die besagt, dass neue Airlines in Indien zunächst nur im Inlandsflugverkehr fliegen und erst einige Jahre später auch international starten dürfen. Hierbei ist allerdings unklar, ob Jet Airways überhaupt als neue Airline gesehen wird. Denn eigentlich existiert die Fluggesellschaft seit geraumer Zeit, trotz des Insolvenzverfahrens. Die geplanten Inlandsflüge sprächen zumindest dafür, internationale Destinationen bleiben vorerst völlig unbeachtet.

Die neue Version der Airline ist deutlich kleiner als der insolvent gegangene Vorgänger. Insgesamt werden unter all den ehemaligen Mitarbeitern lediglich 50 Arbeitnehmer wieder eingestellt. Diese unterliegen ausserdem neuen Verträgen. Alle anderen Ehemaligen müssen die Hoffnung auf eine erneute Übernahme aufgeben – und das, obwohl seit der Insolvenz nicht einmal alle Löhne gezahlt werden konnten. Aus diesem Grund hatten Mitarbeiter von Jet Airways am 13. April 2019 vor dem Indira Gandhi International Airport in Delhi wegen der Verzögerung ihrer Gehälter protestiert, jedoch ohne Erfolg. Nach zwei Jahren des Bangens auf die unbezahlten Gehälter werden sich die ehemaligen Mitarbeiter von Jet Airways mit der Einigung wohl kaum zufriedengeben.

Alle 50 Angestellten erhalten eine Einmalzahlung in Höhe von 11’000 indischen Rupien, was umgerechnet lediglich 124 Euro entspricht. 5’100 Rupien, rund 57 Euro, sollen für medizinische Kosten und Schulgebühren ausbezahlt werden. Darüber hinaus bekommen die Angestellten eine einmalige Aufladung ihres Mobiltelefons im Wert von 500 Rupien, knapp sechs Euro.

Den einzig erwähnenswerten Vorteil erhalten die ehemaligen Angestellten durch einen 76-prozentigen Anteil an der Bodenabfertigungsfirma Airjet, was ihnen eine Kontrollbeteiligung verschafft. Dieser Mitarbeiter-Trust wird zudem 0,5 Prozent der neu wiederbelebten Jet Airways beinhalten. Insgesamt fällt dieser Ausgleich deutlich geringer aus, als von Vielen erhofft.

Welche Slots erhält die Airline?

Die Regierung hatte beschlossen, der Airline infolge der Insolvenz alle Slots zu entziehen. Das National Company Law Tribunal setzt sich allerdings für die Airline ein und fordert, dass die Regierung zwar nicht alle Slots zurückgeben müsse, jedoch sicherstellen solle, dass Jet Airways zumindest einige Slots als fairen Anteil zurück erhalte, um die geplanten Inlandsflüge ohne Probleme antreten zu können.

We trust that the authorities concerned including the Government of India shall take a holistic approach and provide necessary assistance to the Corporate Debtor [Jet Airways] in terms of the guidelines in allocation of slots as and when they are sought, so that the Airlines takes off the ground and possibly regain its lost glory.

Auszug aus den Gerichtsverhandlungen, Sprecher des National Company Law Tribunal

Hinsichtlich der Finanzierung des Airline-Neustarts ist anzumerken, dass das Kalrock-Jalan-Konsortium mit 90 Prozent einen sehr grossen Anteil an der wiederbelebten Jet Airways besitzen wird. Der Unternehmenszusammenschluss plant, insgesamt umgerechnet rund 156 Millionen Euro zu investieren.

Fazit zum Neustart von Jet Airways

Die Wieder-Inbetriebnahme von Airlines trotz der schwerwiegenden Folgen der Corona-Pandemie für die Luftfahrtindustrie, gehen meist mit grossem Unverständnis einher. Denn es scheint so, als könnte der Zeitpunkt solcher Vorhaben nicht schlechter sein. Dennoch lassen sich die neuen Jet Airways-Chefs nicht aus der Ruhe bringen und blicken optimistisch auf das Jahr 2021 – denn das Comeback soll noch in diesem Jahr gefeiert werden. Im Gegensatz zu den Unternehmern, bleibt den ehemaligen Angestellten allerdings nicht viel zum Feiern übrig, denn wie so oft, bietet der Umstrukturierungsplan nur wenige Vorteile für die alten Stakeholder. Ob die Airline tatsächlich noch in diesem Jahr problemlos an den Start geht, bleibt abzuwarten. Bislang sind noch nicht einmal Informationen über Crew, Flotte und Destinationen bekannt.

Autor



Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.