Die International Airlines Group (IAG) sollte die spanische Konkurrentin Air Europa bereits sicher übernehmen. Nun wurde den Aktionären jedoch mitgeteilt, dass man über die Annullierung der Vereinbarung verhandeln würde.
Der Eigentümer von British Airways und Iberia, die IAG, hatte Anfang dieses Jahres zugestimmt, die spanische Air Europa für 500 Millionen Euro, und damit zur Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises, übernehmen zu wollen. Wegen der drohenden Wettbewerbsverzerrung und Monopolstellung an den Flughäfen Madrid und Barcelona muss die IAG nun jedoch von der Vereinbarung zurücktreten, wie FVW berichtet. Doch besteht noch eine Chance zum späteren Zeitpunkt?
Zähe Verhandlungen führen ins Nichts
Nachdem es zwischenzeitlich ziemlich ruhig um die geplante Übernahme von Air Europa durch die IAG-Gruppe wurde, verdichteten sich bereits die Anzeichen, dass die Übernahme von Air Europa durch die IAG scheitern könnte. Dabei sollte bereits vor circa einem Jahr Vollzug vermeldet werden. Der IAG winkte ein Mega-Deal, mit welchen sie die angeschlagene spanische Airline und SkyTeam-Partnerin nach dem eigentlichen Angebot in Höhe von einer Milliarde Euro nur noch zur Hälfte des Preises bekommen sollte. Doch ähnlich wie Air Europa, hatten auch die IAG-Airlines mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen. Während die Spanier noch mit Staatshilfen von rund 475 Millionen Euro in der Luft gehalten wurden, hoffte die IAG auf Erholung des Reiseverkehrs ab Juli 2021. Diese Prognose ist zumindest auch eingetreten, die Übernahme nicht.
Die International Airlines Group und Globalia befinden sich in einer fortgeschrittenen Verhandlungsphase, um die Vereinbarung zu annullieren.
Stephen Gunning, IAG-Finanzchef
Das liegt auch daran, dass sich zeitgleich mit Erholung der Luftfahrt diverse Instanzen und Behörden in den Fall einschalteten und mögliche Auswirkungen einer Übernahme prüften. Die EU-Kommission befürchtete Wettbewerbsverzerrung auf spanischen Inlands- sowie Auslandsstrecken, da kein Wettbewerb mehr vorhanden wäre. Auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority leitete eigene Ermittlungen ein, um mögliche Auswirkungen auf den britischen Markt zu untersuchen. Deshalb bot die IAG für die Übernahme auch Zugeständnisse an und wollte auf insgesamt 15 Kurz- und Langstrecken an den Flughäfen Madrid und Barcelona verzichten. Nicht genügend, weshalb die IAG bereits ihren Aktionären die gescheiterte Übernahme mitteilte. Dennoch sei nicht auszuschliessen, dass die Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt erneut gewagt wird. Offen ist damit zum aktuellen Zeitpunkt nämlich die Zukunft von Air Europa.
Die Übernahme von Air Europa durch die IAG-Tochter Iberia sollte vor allem das Drehkreuz Madrid im europäischen Vergleich stärken. Vor allem mit anderen Drehkreuzen wie in Amsterdam (KLM), Frankfurt (Lufthansa), London Heathrow (British Airways; ebenfalls IAG) und Paris Charles de Gaulle (Air France) hat die Hauptstadt Spaniens an Bedeutung während der Pandemie verloren. Madrid Bajaras wird sowohl von Iberia und Air Europa als Drehkreuz genutzt und dient als wichtige Verbindung nach Mittel- und Südamerika. Vor allem Mittelamerika ist ein Fokusgebiet von Air Europa und wäre die perfekte Ergänzung zu Iberia gewesen, die momentan gemeinsam mit den IAG- und oneworld-Partnern nach Nord- und Südamerika expandieren möchte. Mit der Übernahme von Air Europa wollte die IAG ihre Vormachtstellung zwischen Europa und Südamerika sichern.
Fazit zur gescheiterten Übernahme
Die IAG-Gruppe bekommt wohl doch nicht, was sie will. Nachdem Air Europa für nur noch die Hälfte des Preises übernommen werden sollte, schieben EU-Kommission und Wettbewerbsbehörden dem Vorhaben einen Riegel vor. Damit kommt es auf dem spanischen Luftfahrtmarkt in Zukunft vorerst nicht zu einer Monopolstellung von Platzhirsch Iberia und SkyTeam-Mitglied Air Europa. Genau das waren die Gründe, weshalb die Übernahme nach langen Verhandlungen doch scheitern mussten. Entsprechende Annullierungen werden bereits verhandelt. Ob die IAG nicht jedoch einen weiteren Anlauf zum späteren Zeitpunkt wagen wird, bleibt derweil offen – genauso wie die Zukunft von Air Europa.