Nach den aufeinanderfolgenden Abstürzen der Boeing 737 MAX Serie, gibt es Neuerungen, die den Zertifizierungs-Prozess sicherer gestalten sollen.
Die Tragödien von 2018 und 2019 haben ihre Spuren hinterlassen: Schärfere Richtlinien bei der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) versprechen mehr Sicherheit für die Zukunft, wie Reuters berichtet. Wir werfen einen Blick auf die Änderungen.
Neue Richtlinien im Zertifizierungs-Prozess
Technische Änderungen betreffend des Flugkontroll-Systems werden in Zukunft bei der Zertifizierung von neuen Maschinen mit mehr Wichtigkeit behandelt. Auch 2021 wurden die Richtlinien schon einmal angepasst. Damals wurden neue Regelungen gegen Manipulation eingeführt.
Vor drei Jahren bereits befasste sich der US-Kongress mit Gesetzen, die sich auf die Zertifizierung der Flugzeuge durch die FAA auswirken und die Sicherheit erhöhen sollten. Zu diesem Zeitpunkt war der zweite der beiden aufeinanderfolgenden Flugzeugabstürze gerade ein Jahr her. Die Gesetze sehen vor, Flugzeughersteller zu verpflichten, gegenüber der Behörde etwaige Sicherheitslücken oder Bedenken offenzulegen. Technische Fehler in der Flugsteuerungssoftware hatten bei den zwei tödlichen Unglücken eine grosse Rolle gespielt.
Die FAA gab nun bekannt, dass es einen Leitfaden geben werde, an dem sich Flugzeughersteller orientieren können, um Probleme und Sicherheitslücken selbst festzustellen. Während des Prüfprozesses sollen gewisse Kontrollpunkte eingebaut werden, an denen festgestellt werden kann, ob gewisse Änderungen an Systemen ungewöhnlich erscheinen. Je nach Ergebnis würden dann weitere Schritte einer Untersuchung folgen.
Zwei Tragödien mit Nachwirkungen
Im Jahr 2018 war ein Flugzeug in Indonesien abgestürzt. Direkt im darauffolgenden Jahr geschah ein erneutes Unglück mit dem gleichen Flugzeugtyp in Äthiopien. 346 Menschen kamen ums Leben. Im Nachhinein hatte Boeing hohe Summen zu zahlen an Entschädigungen, Strafgeldern und Produktionskosten. Als Folge der Abstürze kam es zu einer 20-monatigen Flugpause des Flugzeugtyps.
Der Flugzeughersteller Boeing hatte gegenüber der FAA problematische Informationen verschwiegen, welche mit zur Ursache der Abstürze wurden. Und zwar ging es um ein Sicherheitssystem mit der Bezeichnung MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System). Boeing will sich in Zukunft transparent zeigen.
Boeing hatte in der Vergangenheit das MCAS nicht als sicherheitskritisches System angegeben, da dies den Zertifizierungs-Prozess durch eine intensivere Prüfung verlängert hätte. Die Schuld für die Abstürze kommen teilweise auch der FAA zu, da die Zertifizierung nicht gewissenhaft genug durchgeführt wurde. Aus der Boeing 737 MAX-Reihe sind noch weitere Varianten, deren Zertifizierung durch die FAA noch aussteht: die MAX 7 und die MAX 10. Doch die FAA selbst ist aktuell einer hohen Überlastung ausgesetzt. In der Vergangenheit kam es bereits immer wieder zu Verzögerungen bei Zertifizierungen innerhalb der 737 MAX-Reihe. Grund dafür waren neu auftretende Fehler, die das Auslieferungsziel neuer Maschinen immer weiter nach hinten verschoben.
Fazit zu verschärfter FAA-Zertifizierung
Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen. Welche Folgen es haben kann, wenn nicht genügend Kontrollen durchgeführt werden, hat die ganze Welt gesehen. Die FAA hat nun angekündigt, dass es zusätzliche Kontrollpunkte sowie Leitfäden geben wird, sodass Sicherheitslücken in Zukunft verlässlich erkannt werden sollen.