Seit wenigen Tagen ist bekannt, dass der Bund ein Rettungspaket für die Swiss geschnürt hat. Nun ist auch klar, wie enorm die Sicherheit für die Bürgschaft ist: Der Bund hat sich das gesamte Aktienkapital für den Fall eines Kreditausfalls gesichert.

Während in Belgien, Deutschland und Österreich noch verhandelt wurde, hatte der Bundesrat seine Hilfen für die Swiss bereits beschlossen. Insgesamt 1,5 Milliarden Franken kann die Swiss als Hilfskredit über ein Bankenkonsortium, angeführt von Credit Suisse und UBS, anfordern. Dafür fallen marktübliche Zinsen an, die wohl an den Erfolg der Fluggesellschaft in den nächsten Jahren gebunden sind. Ein pikantes Detail ist allerdings erst verzögert ans Licht gekommen, denn nach Informationen des Tagesanzeiger hat sich der Bundesrat den Deal besonders abgesichert.

Swiss fällt bei Kreditausfall zurück an den Bund

Das Eidgenössische Finanzdepartement hat dem Tagesanzeiger bestätigt, dass der Kredit durch das gesamte Aktienkapital der Swiss abgesichert ist. Sofern sich die Konzernmutter Lufthansa Group also für den vom Bund bereitgestellten Kredit entscheiden sollte, müsste sie diesen Bedingungen zustimmen. Relevant ist diese Klausel natürlich nur im Falle der Ultima Ratio, also dann, wenn die Lufthansa Group den Kredit nicht mehr bedienen kann. Sollte dieser Fall jedoch eintreten, würden alle Anteile an der Swiss an den Bund übergehen, wodurch der Staat nach vielen Jahrzehnten wieder Eigner der Schweizer Nationalairline wäre.

Swiss Airbus A220
Die EU-Fluggastrechte gelten für die Schweiz und Airlines aus der Schweiz nicht uneingeschränkt

Gewünscht ist dieses Szenario aber sicherlich nicht, denn gute Erfahrungen mit staatlichen Airlines haben die wenigsten Länder gemacht und auch der Preis des ausgefallenen Kredits wäre keineswegs ohne. Gleichzeitig zeigt sich gut, dass der Bund sich rund um das Hilfspaket auch durchaus konkrete Gedanken darüber gemacht, was bei einem potenziellen Ausfall des Kredits passieren würde. Selbst wenn die Lufthansa Group die Krise nicht überleben würde, könnte die Schweiz so am Ende profitieren, immerhin handelt es sich bei der Swiss um eine vor der Krise jahrelang hochprofitable Airline.

Annahme der Hilfen ist noch nicht verbrieft

Gleichwohl lohnt der Hinweis, dass die Hilfen für die Swiss aktuell noch nicht beschlossen sind. Auch wenn die Bedingungen im Verhältnis zu den angebotenen Staatshilfen in anderen Ländern gut tönen, muss die Lufthansa Group etwa in Deutschland wohl mit einer Subsidiaritätsklausel leben. Das Hilfspaket über zehn Milliarden Euro, das die deutsche Bundesregierung der Airline-Gruppe gewähren würde, wird durch die Hilfen in anderen Ländern gemindert. Es könnte also durchaus passieren, dass die Lufthansa sich gegen Hilfen aus der Schweiz sowie Belgien und Österreich entscheidet, um den gesamten Umfang des Pakets in Deutschland in Anspruch zu nehmen.

In diesem Szenario müsste die Lufthansa auch nicht damit leben, dass die schöne Tochter Swiss im Falle eines Kreditausfalls zurück an die Schweizer Regierung geht.

Fazit zur Absicherung des Bundes beim Swiss-Kredit

Dass der Bund sich den Kredit für die Swiss, für den er zu 85 Prozent bürgt, absichern lassen würde, war zu erwarten. Dass es in den Verhandlungen aber scheinbar gelungen ist, das gesamte Aktienkapital als Absicherung zu gewinnen, darf sicherlich als Erfolg gewertet werden. Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass die Swiss bei einem Ausfall des Kredits zurück an den Staat gehen würde – ein unwahrscheinliches, aber aus verschiedenen Perspektiven sicher auch interessantes Szenario.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.