TAP Air Portugal befindet sich noch beziehungsweise wieder zu 100 Prozent im portugiesischen Staatsbesitz. Könnte Azul ihre Anteilsansprüche an der Airline bei unsachgemässer Rückzahlung der Anleihe verlieren?
Nachdem Portugal zu Beginn der 2010er Jahre in eine finanzielle Krise geschlittert war, wirkte sich dies auch auf die nationale Fluggesellschaft TAP Air Portugal aus. Schliesslich musste das Land unter den Schutzschirm der Europäischen Union genommen werden, was zu Privatisierungsvorhaben der nationalen Airline geführt hat. Zwar sind die Pläne einer gänzlichen Übernahme gescheitert, doch liess sich im Jahr 2015 ein Investor finden und dieser fordert nun sein Geld zurück, wie Air Data News berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2016 gewährte Azul der finanziell instabilen TAP eine Anleihe in Höhe von rund 85 Millionen Franken
- Nun wirft Azul TAP vor, im Darlehensvertrag festgelegten Klauseln nicht vollständig eingehalten zu haben
- Da TAP im Jahr 2020 wieder verstaatlicht wurde, entfallen jedoch Azuls Ansprüche an der Airline, sollte TAP nicht imstande sein, die Schulden zu begleichen
Bis 2026: Knapp 190 Millionen Franken
Das Konsortium Atlantic Gateway, angeführt von David Neeleman, dem Gründer von Azul Linhas Aéreas und Humberto Pedrosa, übernahm im Jahr 2015 61 Prozent der Anteile des portugiesischen Flag Carriers. Im Jahr 2016 gewährte Azul der finanziell instabilen TAP eine Anleihe in Höhe von rund 85 Millionen Franken und diese fordern die Brasilianer nun zurück. Genauer gesagt wirft Azul TAP vor, die im Darlehensvertrag festgelegten Klauseln nicht vollständig eingehalten zu haben. Darauf sollen die Brasilianer bereits im Juli dieses Jahres hingewiesen haben, wie die Fluggesellschaft angibt.
TAP Air Portugal hat sich letztlich dazu verpflichtet, das Darlehen unter Berücksichtigung eines jährlichen Zinssatzes in Höhe von 7,5 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren zurückzuzahlen. Bis zum Ende dieser Laufzeit würde sich der Betrag folgerichtig auf knapp 190 Millionen Franken belaufen. Jetzt folgt der springende Punkt: Da TAP im Jahr 2020 wieder verstaatlicht wurde, entfallen Azuls Ansprüche an die Airline, sollte TAP nicht imstande sein, die Schulden zu begleichen. Nichtsdestoweniger pocht Azul auf die portugiesischen Gelder. Schliesslich kämpft die brasilianische Airline selbst aktuell mit finanziellen Herausforderungen. Wenngleich seitens Azuls betont wurde, man möge die Situation auf eine freundliche und kommerzielle Weise klären, schrecke die Airline nicht davor zurück, den Fall vor Gericht zu bringen, sollte TAP den Forderungen nicht nachkommen.
Ende des Codesharing?
Es bleibt zu beobachten, ob sich die Verhandlungen aussergerichtlich klären lassen, oder ob es doch zu einem Gerichtsstreit kommen wird. Spannend bleibt auch, ob sich die Unstimmigkeit zwischen den beiden Airlines auf die bestehende Codeshare-Partnerschaft auswirken könnte. Sollte diese in der Folge fallengelassen werden, würde sich dies im Weiteren negativ für Reisende auswirken, da die Streckennetze verkleinert und weitere Annehmlichkeiten eines Codeshare-Abkommens, wie unter anderem die direkte Weiterleitung des Gepäcks und einfache Buchungsprozesse, eingestellt würden.
Mittlerweile wurden die Privatisierungspläne von TAP Air Portugal wieder aufgenommen. Denn auch die neue Mitte-Rechts-Minderheitsregierung von Portugal hält weiterhin an der Privatisierung der portugiesischen Nationalairline fest. Im Zuge dessen betonte auch Air France-KLM erneut ihr Interesse. Überdies könnte die Lufthansa mit 19 Prozent bei TAP Air einsteigen.