Aufgrund der Krise kündigte Airbus bereits vor Wochen einen enormen Stellenabbau an. Dieser scheint aktuell vorangetrieben zu werden, denn mit einer Erholung der Produktionsraten rechnet man beim Unternehmen nicht vor 2023.

Die Airline-Branche befindet sich nach wie vor in einer sehr prekären Lage. Auch der weltweit grösste Flugzeughersteller Airbus bekommt die Auswirkungen der Krise deutlich zu spüren. So fielen eine Vielzahl an Aufträgen für den Konzern weg, da einige Flugzeugbestellungen verschoben, oder gar storniert werden mussten. Bereits Anfang Juli berichtete Airbus über das Vorhaben, 15’000 Stellen zu streichen – allein ein Drittel davon in Deutschland. Nun rechnet man nicht damit, vor dem Jahr 2023 die Produktionsraten wieder auf das Niveau von 2019 zu bekommen, weshalb Airbus den Stellenabbau vorantreiben muss, wie aero.de berichtet.

Airbus möchte Mitarbeiter vor betriebsbedingten Kündigungen wahren

Viele Fluggesellschaften reduzieren noch immer ihre Flotte, um Kosteneinsparungen zu erzielen, sodass die Aufträge in den vergangenen Monaten dem Flugzeughersteller schlichtweg weggebrochen sind. Zudem sind einigen Airbus-Abnehmern auch kurzfristig die finanziellen Mittel ausgegangen, mit denen Airbus bereits geplant hatte. Die Produktion wurde daher um 40 Prozent verringert, insbesondere die der Langstreckenflieger. Nach den Halbjahresergebnissen lag der Flugzeughersteller nach wie vor in den roten Zahlen und verzeichnete einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro.

Auch wenn Airbus sich zu Beginn noch optimistischer zeigte, erwartet das Unternehmen laut Airbus-Chef Faury nun frühstens im Jahre 2023 wieder eine Produktion auf Vorkrisenniveau. Konkret, geht er sogar davon aus, dass dieses Niveau erst wieder zwischen 2023 und 2025 erreicht werden kann.

Airbus A220 300

Der Airbus-Chef spricht aus diesem Grund von weiteren “gewissen Anpassungen”, die der Konzern hinsichtlich Produktion, Einkäufe, Projekte, Investitionen und vor allem auf Mitarbeiterebene vornehmen müsse. Besonders die Mitarbeiter sind stark von der Krise betroffen, denn diese müssen sich bei Airbus in der kommenden Zeit weiterhin auf Kurzarbeit einstellen. Ziel ist es, in Deutschland mittels Kurzarbeit das Know-how im Konzern zu halten und betriebsbedingten Entlassungen damit entgegenzuwirken. Doch gerade der letzte Punkt kann seit den neuen Prognosen nicht mehr komplett ausgeschlossen werden, da der Konzern andernfalls womöglich kaum überleben könnte. Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, berichtet von weiteren möglichen Massnahmen, die die Zukunft der Mitarbeiter retten könnte, wie handelsblatt.com zitierte.

Auch in Deutschland hilft zunächst die Kurzarbeit. Wenn diese nicht ausreichen sollte, müssen auch wir über eine Vier-Tage-Woche oder andere Wege der tariflichen Arbeitszeitverkürzung nachdenken. Wir erwarten, dass wir diese Themen in den nächsten Wochen in den Verhandlungen gemeinsam mit der Geschäftsführung angehen.

Daniel Friedrich Bezirksleiter der IG Metall Küste

Seiner Meinung nach reicht es vielleicht aber auch schon aus, Stellen durch Pensionierungen und freiwillige Abgänge nicht wieder neu zu besetzen und die Kurzarbeit weiter fortlaufen zu lassen. Denn im Gegensatz zu Deutschland, sollen in Frankreich die Arbeitszeiten der Tarifbeschäftigten direkt bis 2022 herabgesetzt werden – ein Konzept des französischen Personalchefs Donald Fraty, der ebenfalls seine Mitarbeiter vor betriebsbedingten Kündigungen wahren möchte.

Seit vergangener Woche laufen nun die Verhandlungen bei Airbus in Deutschland über den vorgesehenen Stellenabbau, der möglicherweise aufgrund schlechter Prognosen doch nicht ganz ohne betriebliche Kündigungen vollzogen werden kann. Die Proteste der Gewerkschaften spitzen sich zu – eine Einigung sei aber bis Mitte Oktober geplant.

Einbruch von Grossprojekten verschärfen die Lage

Insbesondere die Aufträge für Projekte von Grossraumflugzeugen haben sich seit der Krise stark reduziert, weswegen die Produktionsmengen ebenfalls gering ausfallen. Die Produktion des Airbus A350 erreicht so beispielsweise gerade einmal die Hälfte des Vorjahresproduktionsniveaus. Auch deswegen warnt Airbus-Chef Faury derzeit vor der katastrophalen Lage, in der sich die Airlines aktuell weiterhin befinden.

Leider hat die Erholung des Flugverkehrs in der Sommerperiode nicht das Niveau erreicht, mit dem die Branche gerechnet hat. Wir müssen uns jetzt auf eine Krise vorbereiten, die wahrscheinlich noch länger und schwerer sein wird, als die früheren Szenarien vermuten liessen. Unser Überleben als Unternehmen steht potenziell auf dem Spiel, wenn wir nicht die richtigen Massnahmen ergreifen.

Airbus-Chef Guillaume Faury

Fazit zur Zukunft der Angestellten bei Airbus

Noch weiss kaum einer der Angestellten, wie sich die Lage des weltweit grössten Flugzeugherstellers entwickeln wird. Viel wichtiger ist für die meisten die Frage, wie die Anpassungen auf der Mitarbeiterebene aussehen werden. Die Äusserung vom Airbus-Chef, betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschliessen zu können, sorgte für viele Proteste bei den Gewerkschaften. In Frankreich soll Kurzarbeit bis 2022 möglich sein, es bleibt also spannend wie die Verhandlungen in Deutschland ausgehen werden!

Autorin

Seitdem Karolin als Schülerin an einem Austauschprogramm in Frankreich teilgenommen hat, wächst täglich ihre Begeisterung für das Reisen und Entdecken neuer Länder und ihre Leidenschaft für die französische Sprache.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.