Bei reisetopia berichten wir tagtäglich über die wichtigsten Geschehnisse aus der Reisebranche, stellen die exklusivsten Luxushotels vor und berichten viel über eigene Erlebnisse – meist mit einem Hotel-, Airline- oder Lounge-Bezug. Weniger in den Fokus rücken dabei die Destinationen selbst – und das, obwohl es so viel zu erzählen gibt, was nicht in Reiseführern steht!

In dieser Kolumne betrachtet daher jeweils ein reisetopia Autor eine neue Destination aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Ganz ungefiltert – ganz real. Sei es, die Enttäuschung über den Strand voller Plastikmüll, die Warteschlangen vor den beliebtesten Fotospots oder die überraschenden Begegnungen an Orten, von denen man nicht viel erwartet hat. Heute spricht Lena ganz ungefiltert über ihre Erfahrungen in Kolumbien.

Vom schlechten Image beherrscht

Als ich meinen Freunden und meiner Familie erzählte, dass ich für sechs Monate nach Kolumbien gehen werde, um dort ein Pflichtpraktikum für mein Studium zu absolvieren, waren die meisten Reaktionen sehr ähnlich. Man fand es irgendwie interessant aber zeitgleich stand immer die Frage im Raum, ob es denn dort sicher sei, was zumindest bei einigen Familienangehörigen Angst auslöste. Aufgrund der Vergangenheit rund um Pablo Escobar ist das Image des Landes nicht unbedingt das Beste, weswegen man Kolumbien leider immer noch zu oft mit einem Risiko verbindet. Das zieht sich bis heute, obwohl sich das Land in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Es steht natürlich ausser Frage, dass es Orte gibt, die als nicht sonderlich sicher gelten – worauf das Auswärtige Amt übrigens auch hinweist – und die man deswegen meiden sollte. Doch bei genauerer Recherche gab es zumindest für mich keinerlei Grund, das Land als unsicher einzuschätzen, denn es lag weder eine Reisewarnung vor, noch gab es in den letzten Jahren irgendwelche schwerwiegenden Vorkommnisse in Kolumbien. Meine Eltern und Verwandten konnte ich letzten Endes aber zumindest damit beruhigen, dass ich den Grossteil meiner Zeit – also mein Praktikum – in Cartagena de Indias verbrachte, der sichersten Stadt Kolumbiens.

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Da ich schon etliche Male zuvor nach Ecuador reiste und im Zuge dessen bereits mal einen Tag in Kolumbien besuchte, war für mich persönlich die Situation sowieso eine andere – denn ich wusste zumindest grob, was mich erwartet. Ich für meinen Teil freute ich mich ungemein auf die Zeit, denn das Land sowie die Kultur klangen mehr als vielversprechend.

Ohne genauere Reiseplanung nach Kolumbien

Zugegebenermassen hätte der ein oder andere sicherlich etwas mehr für einen Aufenthalt von sechs Monaten in Kolumbien geplant, ich hingegen buchte ausschliesslich meine Hinflüge und die Unterkunft für die erste Woche in Cartagena. Ich wollte mich nicht im Vorhinein auf zu viele Dinge festlegen und plante damit, dass schon alles passen wird. Bei meiner Familie stiess das nicht unbedingt auf Freude. Zumindest erkundigte ich mich aber nach den wirklich wichtigen Dingen, wie Visa, Impfungen, Einreisebestimmungen sowie Versicherungen – letzten Endes funktionierte auch alles reibungslos. Dies ist meiner Meinung nach übrigens auch empfehlenswert, denn auch, wenn die Leute bei der Einreise hin und wieder nicht richtig hinschauen – mein Freund etwa durfte drei Tage länger bleiben als ich, obwohl wir 1:1 dieselben Merkmale mitbrachten – sollte man sich genaustens informieren. So kannte ich auch ein paar Leute, die nach einer gewissen Zeit das Land verlassen mussten, um ihr weiteres Visa zu bekommen. Abgesehen davon, dass man sowieso für seine Visa-Verlängerung etwas Zeit einplanen sollte – es funktioniert nicht alles so einfach, strukturiert und reibungslos, wie hierzulande – gilt auch generell, dass man bei Terminen viel Wartezeit mitbringen sollte und diese nicht unbedingt vor die Mittagszeit legen sollte. Mindestens dreimal wurde ich aufgrund vorheriger Wartezeiten und der anstehenden Siesta weggeschickt und durfte dann erst drei Stunden später wieder kommen.

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Genau aus diesem Grund, hat das Reisen bei mir beim ersten Mal in Kolumbien auch besser funktioniert als beim zweiten Besuch, denn vor fünf Jahren machte ich meine Trips spontan und hatte ordentlich Puffer. Bei meiner zweiten Reise ging ich mit etwas mehr Vorplanung hinein, die jedoch ziemlich eng zusammen lag und musste dann einen Ort auslassen, da es sonst nicht mit später gebuchten Flügen und Unterkünften gepasst hatte. Für die mit mir Reisenden, die Kolumbien noch nicht kannten, war es deswegen schwieriger die Kultur zu greifen, anstatt sich einfach treiben zu lassen.

Willkommen in Kolumbien: Hitzewallungen und wilde Taxifahrten

Um nun wieder zu der eigentlichen Reise an sich zu kommen: meine beiden Besuche in Kolumbien starteten in Stadt Cartagena, welche im Süden an der Karibikküste liegt. Auch wenn die Stadt auf den ersten Blick mit ihren 1 Millionen Einwohner und dem doch eher kleinen Zentrum nicht allzu gross wirkt, sollte man sich meiner Meinung nach ausreichend Zeit dafür nehmen, denn hier gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu lernen und einen unglaublichen Vibe. Doch starten wir am Anfang. Meine ersten Eindrücke, die ich von dem Land und der Stadt bekam, waren nicht unbedingt die positivsten. Es regnete wie verrückt, was zur Folge hatte, dass die Strassen komplett überschwemmt waren und ich durch das teilweise kniehohe Wasser in der Innenstadt waten musste.

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Zudem begab ich mich vom Flughafen auf direktem Wege in die Innenstadt zu meinem gebuchten dem Hotel und durfte deswegen direkt in den Genuss der kolumbianischen Taxikultur kommen. Bis heute weiss ich noch, wie geschockt ich von dem Fahrstil der Catageneros war und das, obwohl der Flughafen nicht mal 10 Minuten Fahrtweg vom “Centro” entfernt ist. Eins kann ich bereits vorwegnehmen: auch nach sechs Monaten war ich hin und wieder noch geschockt von der Fahrweise und bin heilfroh, dass ich dort nie selbst fahren musste. Umso gelegener kam mir jedoch die Taxikultur der Stadt, denn hier fuhr man eigentlich standardgemäss mit dem Taxi, was sich erst mal dekadent anhört, jedoch im Vergleich zu hiesigen Preisen deutlich günstiger ist. In der Regel bezahlte ich für eine Fahrt von fünf bis zehn Minuten immer zwischen zwei bis drei Euro. Gerade, wenn man zu viert unterwegs war und sich die Kosten teilen konnte ein absolutes Schnäppchen.

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Zugegebenermassen war es für mich am Anfang etwas komisch immer mit dem Taxi zu fahren, weswegen ich innerhalb der ersten Woche auch versuchte so viel wie möglich zu Fuss zu erledigen. Am Anfang wunderte ich mich noch, weshalb mich die Einheimischen dafür belächelten, doch auch ich musste mich relativ schnell geschlagen geben. Denn abgesehen davon, dass die Gehwege ausserhalb der Innenstadt nicht unbedingt die besten sind und man auch nicht unbedingt überall als Frau alleine herumlaufen sollte, hat Cartagena eine Durchschnittstemperatur von 32 Grad und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Auch, wenn ich mich nach einer gewissen Zeit an das Klima gewöhnte, hatte ich vor allem am Anfang mit der Hitze zu kämpfen, denn Schwitzen gehörte seit meiner Landung zum Alltag. Besonders schön war dies auch, weil Schattenplätze nicht unbedingt zu dem Inventar Cartagenas gehören, womit gerade die Mittagszeit immer ein Highlight in puncto Schwitzen war! Besonders beeindruckend fand und finde auch immer noch, dass Catageneros auch bei der grössten Hitze lange Kleidung trugen – als Tourist fiel man also umso schneller auf.

Cartagena – die Perle Kolumbiens

Doch wenn man sich die Stadt Cartagena genauer ansieht, findet man hier natürlich mehr als wilde Taxifahrten und Hitze, denn die Stadt hat unglaublich viel zu bieten, weswegen sie für mich auch die Perle Kolumbiens darstellt. Zum einen hat Cartagena natürlich eine spannende Geschichte, die sich durch alle Sehenswürdigkeiten der Stadt durchzieht. Doch neben all den Sehenswürdigkeiten ist es auch die Kultur der Stadt selbst, die mich nachhaltig gefesselt hat. Die Musik, der Lebensstil, das Essen und auch die Menschen selbst, denn man nimmt das Leben leicht und ist glücklich über das, was man hat. Besonders aufgefallen ist mir das natürlich auch, da ich verstärkt Kontakt mit Einheimischen hatte und dort auch viele Freunde gefunden hatte, die mir einen mehr als umfassenden Einblick in die Kultur gaben.

So bleibt es mir bis heute im Gedächtnis, wie einfach es war, sich mit Einheimischen auszutauschen und Anschluss zu finden. Vorteil dessen war sicherlich die Plaza de la Trinidad, bei der es sich um einen “einfachen” Platz im hippen und künstlerischen Bezirk Getsemaní handelt, auf der sich nach Sonnenuntergang jedermann traf. Dabei waren alle Altersklassen, unterschiedliche Altersschichten und sowohl Einheimische als auch zugezogene und Touristen. Man setzte sich einfach mit einem Kaltgetränk auf den Boden oder die Treppen und fing so ganz automatisch an, Kontakte zu knüpfen. Hin und wieder gab es auch Musik, Leute tanzten und genossen einfach ihr Leben. Eine Stimmung, die ich so selten woanders erlebt habe. Generell gilt aber ebenso, dass, auch wenn man sicherlich nicht alles so ernst nimmt und auch im Alltag eher langsamer unterwegs ist – was mich vor allem an den Supermarktkassen oder bei den Behörden oft zur Verzweiflung brachte – die Hilfsbereitschaft und die Grosszügigkeit der meisten Kolumbianer einmalig ist. Ein Eindruck, den ich zugegebenermassen nicht von Anfang an hatte, dazu aber später mehr.

Darüber hinaus ist es auch die Vielfalt, die mich in Cartagena beeindruckte. Selbst wenn ich zu Beginn bereits in der Innenstadt Traumstrände erwartete – dem ist leider nicht so – fand ich zumindest ausserhalb der Stadt wirklich traumhafte Orte, selbst wenn man sich hier oftmals erst seinen Platz fernab der Touristen suchen muss. Umso erstaunter war ich dann, als ich durch die Mangrovenwälder fuhr und tatsächlich auch einiges über Vögel lernen durfte, eine Sache, die ich zumindest nicht erwartet hatte. Dass ich dabei in einem total klapprigen Boot sass, bei dem ich nicht wusste, ob es die Fahrt noch standhält, war letzten Endes schnell vergessen.

Darüber hinaus hat aber auch die Altstadt in Cartagena einiges zu bieten, denn das ummauerte Centro bringt so einige Sehenswürdigkeiten mit sich, die sich im hippen Künstler-Bezirk Getsmaní fortsetzen. Kontrastreich ist dagegen das Geschäftsviertel Bocagrande, in dem überwiegend Hochhäuser stehen und durch die Skyline an Miami erinnert.

Darüber hinaus gibt es in Cartagena aber auch genug arme Viertel sowie richtige Barrios, die aufzeigen, wie für viele das wirkliche Leben in Cartagena ist. Als Tourist verirrt man sich dorthin selten. Doch zumindest am Bazurto Markt, welcher für jeden Besucher ein Muss sein sollte, merkt man schnell, dass die Schere zwischen Arm und Reich unendlich gross ist. So stellte der riesige Markt, der nicht unbedingt für Hygiene steht, auch einen grossen Kontrast zu dem dar, was man sonst als Tourist von Cartagena sieht. Denn neben Boutiquen und schicken Restaurants gibt es auch unzählige Luxushotels, die exklusiver nicht sein könnten.

Ein Grund, weshalb mein erster Eindruck von Cartagena damals auch durchwachsen war. Denn so viele zahlungsbereite Touristen es in Cartagena gibt, so viele Einheimische wollen auch etwas von dem Kuchen. Jeder, der sich schon mal in Cartagena aufgehalten hat, weiss, wie lästig ein Spaziergang durch die Innenstadt am Anfang sein kann. An vielen Ecken wimmeln Verkäufer, die einem Armbänder, Touren oder Ähnliches andrehen wollen sowie Darsteller, die sich mit Auftritten oder selbst gereimten Songs Geld hinzuverdienen wollen. Letzten Endes habe ich aber versucht den Leuten so viel Verständnis wie möglich entgegenzubringen, schliesslich wollen diese auch nur ihre Familie ernähren. Selbst normale Gehälter vor Ort sind bei den Preisen in Cartagena schon oft eine Herausforderung, schliesslich handelt es sich auch um die teuerste Stadt Kolumbiens.

Wilde Karibikküste mit verschiedenen Facetten – und Müll

Neben Cartagena gibt es an der Karibikküste aber natürlich noch mehr zu sehen, denn je mehr man in Richtung Westen fährt, umso spannender wird das Land. Natürlich konnte ich nicht alle Orte abklappern, aber zumindest das kleine Fischerdorf Taganga – wo man übrigens für knapp 200 Euro einen Open-Water Tauchschein machen kann – sowie Santa Marta kennenlernen. Auch ein Besuch im Tayrona Nationalpark und das Dorf Minca durften nicht fehlen.

Auch hier überraschte mich wieder die Vielfältigkeit des Landes, denn während ich morgens noch einen Tauchgang absolvierte und mich nachmittags an wilden und von Palmen bedeckten Stränden herumtrieb, so fand ich mich abends im höchsten Küstengebirge der Welt wieder – einem grünen Paradies mit einem dschungelartigen Touch. Das alles lag übrigens keine grossen Fahrtwege auseinander, weshalb ich umso verwunderter war.

Doch damit noch nicht genug, denn die Küstenregion bietet ebenso weitere Orte zum Entspannen, wie beispielsweise Palomino, genauso wie eine Macchu Picchu ähnliche Ruine namens “Ciudad Perdida” und eine karibische Wüste im Departamento La Guajira. Damit zähle ich nur die bekanntesten Dinge auf, denn zu entdecken gibt es noch deutlich mehr – und das zieht sich durch das ganze Land Kolumbien.

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Doch während sich das alles wunderbar anhört – was es landschaftlich wirklich auch ist – sieht man bei genauem Blick auch an dieser Route das wahre Kolumbien. Denn aus dem Fenster des Busses, Autos oder Taxis fährt man vorbei an Gegenden, wo sich der Müll nur so stapelt und an Orte, an denen Leute um ihr überleben kämpfen. In kleineren Dörfern wird zudem des Öfteren bei Nacht vor bestimmten Ecken gewarnt und auch die Reise nach La Guajira gestaltete sich am späten Abend nicht mehr so einfach wie erhofft. Hier bemerkte ich dann eben doch, dass gerade Cartagena eine kleine Blase ist, die man nicht überall so in Kolumbien wiederfindet.

Vielfalt, die im Wandel liegt

Doch viele, die an der Karibikküste starten, bleiben dort auch oft hängen, schliesslich ist das Wetter hier am besten und genug zu entdecken gibt es schon hier. Ausserdem tummeln sich dort auch die meisten Luxushotels, die Wege zwischen den Orten sind ebenfalls vergleichsweise kurz. Das Land hat jedoch noch viel mehr zu bieten, auch wenn ich selbst bisher nicht alles entdecken durfte und bei meiner Reise schnell bemerkte, wie wenig Zeit fast vier Wochen in Kolumbien sind.

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Vielfalt ist auch an dieser Stelle wieder das Wort, das ich am liebsten benutze, denn das ist schlichtweg auch das passendste. So findet man in dem Land gleich eine zweite Küstenregion mit der Pazifikküste, die auch kulturell einen Kontrast zu der Karibik darstellt. Darüber hinaus gibt es einen Regenwald, schneebedeckte Berge, mehrere Wüsten sowie Grossstädte wie etwa Medellín oder Bogotá. Während ich mich in Bogotá überhaupt nicht wohlgefühlt habe und hier tatsächlich auch miterlebte, dass Leute in der Nacht in Probleme gerieten, hatte ich von Medellín einen ganz anderen Eindruck. Auch wenn über der Stadt noch ein Schleier von Pablo Escobar liegt und man merkt, dass der Grossteil der Menschen auf diese Vergangenheit nicht stolz sind, so fällt auch auf, dass Kunst – in welcher Form auch immer – eine immer grösser werdende Rolle spielt und sich die Probleme immer mehr lösen.

Diesen Eindruck hatte ich besonders, als ich vor zwei Jahren zum zweiten Mal Medellín besuchte und einen wirklich positiven Wandel feststellte, wofür die Communa 13 meiner Meinung nach ein perfektes Beispiel ist. Denn diese zählte einst du den gefährlichsten Orten Medellíns, vor fünf Jahren war es für mich deswegen noch keine Option dort herumzulaufen, zumindest riet man mir auch davon ab. Bei meinem letzten Besuch jedoch war genau diese Gegend eine meiner Highlights, denn die Strassen waren geprägt von Streetart und die Geschichte, die von den Einheimischen an die Touristen weiter getragen wurden, mehr als spannend. Natürlich ist mir bewusst, dass dieser Wandel auf den Tourismus abzielt und es gerade deswegen möglich ist, den Ort nun ohne Probleme zu besuchen. Doch trotz allem stellt es für mich das Paradebeispiel dar, wie sich das Land wandelt und vor allem wie schnell das funktionieren kann.

Doch nicht nur Medellín beeindruckte mich, auch die Kaffeezone, welche sich ungefähr sechs Stunden von dort entfernt befindet, hat einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen.

Dass Kolumbien exquisiten Kaffee herstellt, sollte kein Geheimnis sein, doch für mich war das als Nicht-Kaffee-Trinker tatsächlich Neuland. Auf meiner Reise durch Finlandia und Salento besuchte ich aber trotzdem einige Kaffeefarmen – natürlich mit dem Pferd – und lernte viel über die Bohnen sowie über das Leben auf dem “Land”. Der Unterschied zu den Städten, in denen ich mich bisher aufhielt, war deutlich zu sehen. Aber auch hier wirkten die Leute glücklich, unbeschwert und vor allem stolz auf Ihr Produkt. Kleiner Tipp am Rande: schüttet nie vor einem Kolumbianer Zucker in Euren Kaffee, vor allem nicht, wenn Ihr auf einer Kaffeefarm seid, das sorgt nicht unbedingt für Beliebtheit.

So schön die Natur in der Gegend auch ist (deswegen habe ich auch diese Gegend bereits zum zweiten Mal besucht), desto mehr fielen mir hier noch mal die kulturellen Unterschiede zu Europa auf. Dies begann schon mit der Fahrt zum Ort Salento, welche zumindest auf einem Teil der Strecke nur mit dem Bus möglich war. Ich hatte natürlich das Glück, dass es Probleme mit den Bussen gab – diese kamen nämlich einfach nicht – weswegen ich meinen Anschlussbus nicht erreichen konnte. Dies hatte zur Folge, dass man für mich ein Taxi arrangierte, welches mich mitten in der Nacht irgendwo an eine der Hauptverkehrsstrassen abholte und dafür kurz die Strasse blockierte. Nach kurzer Fahrtzeit wurde ich dann in ein nächstes Taxi gereicht, dass mich letztendlich zu meinem Zielort brachte. Zum einen zeigt das gut, wie hilfsbereit die Kolumbianer sind, zum anderen aber auch, wie “chaotisch” dort vieles zugehen kann.

Musik und Essen als Highlight der Tage

So unterschiedlich alle Gegenden des Landes auch sind, desto auffälliger waren für mich aber immer zwei Sachen: die Kolumbianer lieben ihre Musik, das Tanzen, aber auch das Essen sowie Trinken und Beisammensein. Ich erinnere mich gut an einen der vielen Tage, an dem ich das Viertel La Boquilla in Cartagena besuchte. Hier reihen sich selbst gebaute Hütten aneinander, warmes Wasser sowie richtige Strassen gibt es nicht. Doch die Leute sassen zu jeder Möglichkeit zusammen, assen und tranken und hörten lautstark Musik – natürlich Reggeaton, Salsa, Bachata oder Cumbia. Gerade am Wochenende schien mir dies die Lieblingsbeschäftigung, was übrigens auch im Innenzentrum der Stadt des Öfteren zu sehen war und mir immer ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Ähnliche Erfahrungen machte ich auch an allen andern Orten, die ich im Land besuchte, wenn ich auch merkte, dass sich Musikstile und Essensangewohnheiten von Region zu Region unterschieden.

Trotz allem sah man nicht selten mitten im Nirgendwo eine Gruppe Leute, die einen riesigen Kochtopf mit sich hatten und darin eine der bekannten Suppen zubereitete. Zudem bekam man eigentlich immer und überall frisches Obst und Gemüse sowie Streetfood wie Arepas oder Quesadillas. Natürlich gab es auch an jeder Ecke Espresso (oder auch Expresso, wie Kolumbianer gerne schreiben und sagen), der im Gegensatz zum mir bisher bekannten To-Go Café himmlisch war.

Was ich aus Kolumbien mitgenommen habe

Die Zeit, die ich in Kolumbien verbrachte, war wohl die prägendste meines Lebens. Auch, wenn das Land sicherlich weiterhin mit Problemen wie etwa Kriminalität oder Korruption zu kämpfen hat und es gerade auf politischer Seite einige Ungereimtheiten gibt, hat sich das Land stark gewandelt. Ich durfte dort nicht nur tolle Menschen und eine absolut atemberaubende Natur kennenlernen, sondern auch lernen, das Leben leichter zu nehmen und die kleinen Dinge mehr wertzuschätzen.

Falls Ihr also vorhabt, eine Reise durch Kolumbien zu machen, solltet Ihr Euch unbedingt Zeit nehmen und vor allem das Land auf eigene Faust erkunden. Diverse Reiseveranstalter umgehen leider oftmals die nicht so schönen Ecken, die aber ebenso zu Kolumbien gehören, wie zum Beispiel die prächtige Altstadt Cartagenas oder die Bilderbuchlandschaft in der Kaffeezone. Fakt ist nämlich auch, dass das Land ein unglaubliches Müllproblem hat und Armut ein grosses Thema ist. So kann man das Land mit all seinen Stärken und Schwächen kennenlernen und letzten Endes in eine völlig andere Welt abtauchen.

Autorin

Seit Lena ihren ersten Langstreckenflug bestritt, ist das Thema Reisen nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken. Sie liebt es neue Länder zu erkunden und dabei ebenso die besten und außergewöhnlichsten Unterkünfte zu testen. Bei Reisetopia nimmt sie Euch mit auf ihre Reisen und teilt neben ihren eigenen Tipps & Erfahrungen auch die neusten Deals.

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