Die Jahre 2022 und 2023 waren für die Reiseindustrie ein echter Traum – nach der Pandemie sicherlich überraschend. Doch diese Sonderkonjunktur könnte schon bald in sich zusammenfallen.
Hohe Umsatzsteigerungen und Gewinnmeldungen von Airlines sowie Hotelbetreiben lassen einen aktuell kaum glauben, dass der Industrie gerade etwas im Weg stehen könnte. Doch das Problem an solchen Meldungen, wie sie etwa gerade von der Lufthansa kamen, ist, dass sie in die Vergangenheit blicken. Zwar ist die Stimmung weiterhin gut, doch die Aussichten trüben sich immer mehr ein. Es erscheint immer wahrscheinlicher, dass die Sonderkonjunktur der Branche schon in diesem Jahr enden könnte.
Unrealistische Preise durch “Rachereisen”
Nach der Corona-Pandemie gab es insbesondere im Englischen eine Wortneuschöpfung – “Revenge Travel”. Die auf Deutsch übersetzten Rachereisen haben sich zu einem Trend entwickelt, der allerdings gleichzeitig nicht nachhaltig sein kann. Worum geht es? Während der Pandemie konnten viele Menschen gar nicht oder nur sehr wenig reisen und wollten genau das nach der Pandemie nachholen – egal, was es kosten möge. Der Effekt mag in Märkten wie den USA noch stärker gewesen sein als in Europa, doch auch auf der anderen Seite des Atlantiks hat man bemerkt, dass Verbraucher bereit waren, ganz andere Preise zu akzeptieren als vor der Pandemie.
Der Hintergrund dürfte oft gewesen werden, dass die angestaute Reiselust unbedingt gestillt werden musste, immerhin galt es zuvor viele Monate oder gar Jahre zu Hause zu bleiben. Doch da die Gehälter der meisten Verbraucher nicht im Ansatz so stark gestiegen sind wie die Preise für Reisen – das Realeinkommen ist in Deutschland durch die hohe Inflation sogar zurückgegangen – dürfte dieses Wachstum keineswegs nachhaltig gewesen sein.
Vielmehr haben Verbraucher für die sogenannten Rachereisen im Schnitt wohl deutlich häufiger auf Ersparnisse zurückgegriffen, als sie es noch vor der Pandemie getan haben. Dies dürfte so weit auch nicht weiter problematisch gewesen sein, denn die Sparquote war durch die Pandemie signifikant gestiegen sein. Doch die über ein bis zwei Jahre angesparten Summen sind eben aufgebracht und mit Blick auf die weiterhin hohe Inflation und nur moderat steigende Löhne, dürfte das zusätzliche Polster mittlerweile aufgebraucht sein.
Die ungestillte Reiselust aus Pandemie-Zeiten dürfte zudem mittlerweile einigermassen befriedet sein, sodass eine komplexere finanzielle Realität und ein etwas reduzierter Drang wieder zu reisen, aufeinandertreffen. Für die Tourismusindustrie dürfte dieser Trend toxisch werden.
Erste Anzeichen einer Abkühlung
Zwischen all den Erfolgsmeldungen der letzten Monate, muss man für die ersten Anzeichen einer negativen Entwicklung ein wenig suchen. Doch wie die WirtschaftsWoche in einem gut recherchierten Bericht aufzeigt, werden die Prognosen immer negativer. Hierbei sollte man insbesondere nicht nur diejenigen hören, die qua Beruf gute Stimmung machen müssen. Unter vorgehaltener Hand zieht die WirtschaftsWoche etwa einen Reisemanager eines deutschen Grossunternehmens wie folgt: “Es sieht so aus, als ob wir im Herbst noch mal einen richtigen Dämpfer erwarten”.
In den USA zeigen sich die Zeichen zudem jetzt schon deutlicher, denn selbst Manager von Airlines wie JetBlue und Spirit weisen öffentlich darauf hin, dass die Geschäftserwartungen sich stark eintrüben. Dass der US-Marktführer Delta, gemeinhin selbst in schlechten Zeiten oft noch mit den besten Ergebnissen, auf einmal sogar Mitarbeitern kündigt, sorgt in der Industrie für relevante Sorgen.
Während die aktuellen Meldungen der Airline toll klingen, blicken sie eben doch primär in die Vergangenheit. Den Blick in die Zukunft sieht man dagegen in der Regel an der Börse und hier sieht es aktuell für die meisten Fluggesellschaften nicht mehr allzu rosig aus. Zwar beginnt noch keine grosse Flucht des Kapitals aus Airline-Atien, doch die Kurse von Lufthansa, IAG (der Mutter von British) und auch den US-Airlines sehen bei Weitem nicht mehr so gut aus wie noch vor einigen Monaten. Damals kannte die Entwicklung nur eine Richtung.
Das Angebot dürfte bald die Nachfrage übersteigen
Zumindest in Deutschland machen die Reisekonzerne noch gute Miene zum bösen Spiel, allen voran die Lufthansa. Das zeigt sich auch an der Preisbildung, denn die Lufthansa und auch ihre Konkurrenten scheinen im Grossen und Ganzen damit zu rechnen, dass sie das hohe Preisniveau der letzten Jahre halten können. So sieht etwa Carsten Spohr, seines Zeichens CEO der Lufthansa, keine Anzeichen für eine abnehmende Reiselust und auch keine Überkapazitäten. Entsprechend hoch setzt die Airline ihre Preise für Flüge im nächsten Jahr an.
Doch es scheint, mit Blick auf die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, das maximal stagnierende Realeinkommen vieler Haushalte und der steigenden Kapazitäten in der Luftfahrt immer weniger realistisch. Wo Lufthansa-Chef Spohr keine Überkapazitäten sieht, steigt die Zahl der im Einsatz befindlichen Flugzeuge genauso wie die Zahl der durchschnittlichen Sitzplätze pro Flugzeug kontinuierlich. Zwar gab es in den vergangenen Jahren, die eine oder andere Marktbereinigung durch Pleiten oder Übernahmen, aber im Verhältnis von 2024 zu 2022 oder 2023, dürften deutlich mehr Sitzplätze angeboten werden.
Es erscheint dabei immer wahrscheinlicher, dass diese nicht auf dem Preisniveau der “Revenge Travel”-Zeiten gefüllt werden können. Bei Hotels dürfte der Trend ähnlich sein, was für Verbraucher bedeutet, dass es sich lohnen kann, abzuwarten. Einen ähnlichen Effekt hat man schon dieses Jahr gesehen, denn während die Flugpreise über das Jahr sehr hoch geblieben und im Vergleich zu 2022 sogar noch weiter gestiegen sind, ging es bei einigen Hotels bereits in die andere Richtung.
Geld sparen durch eine flexible Buchung und kluges Abwarten
Flexibilität kann bei der Reiseplanung entsprechend im neuen Jahr viel Geld sparen, wodurch auch das Meilensameln noch attraktiver werden könnte. Das gilt sogar in doppelter Hinsicht, denn zum einen bieten die flexiblen Buchungen in der momentanen Marktlage einen grossen Vorteil. Zum anderen dürfte die Zahl der mit Meilen buchbaren Plätze wieder deutlich zunehmen, sobald die Nachfrage im Vergleich zum Angebot abnimmt.
Es mag sich auch generell lohnen, für den Moment abzuwarten und bisher nicht allzu weit im Voraus Flüge und Hotels zu buchen. Sofern es allerdings möglich ist, ein Hotel ohne Anzahlung und mit kurzfristiger Stornierungsmöglichkeit schon jetzt zu buchen – etwa bei reisetopia Hotels – dann lohnt sich dieser Weg natürlich besonders. Sollte der Markt sich doch so entwickeln, dass die Preise steigen, hat man bereits eine Buchung. Sofern die Preise noch sinken, kann man dagegen kostenfrei umbuchen.
Dabei sollte man auch immer bedenken: Trends mögen sich zwar andeuten, sind jedoch mindestens teilweise auch immer ein Blick in die Glaskugel. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass es immer wieder anders kommen kann, als ursprünglich erwartet. Immerhin gibt es nach schwierigen Jahren jetzt aber Anzeichen, dass die preisliche Sonderkonjunktur im Tourismus ausklingt und die Preise für Reisen endlich wieder sinken.