Lufthansa muss sich bei der Übernahme von ITA Airways auf weitere Hürden einstellen. Experten prophezeien schlechte Aussichten.
Noch Ende vergangenen Jahres wurde davon ausgegangen, dass sich die Prüfung durch die EU-Wettbewerbshüter bis ins Frühjahr hinziehen würde. Der Kranich war auf die EU-Kommission zugegangen und hat Zugeständnisse für die ITA-Übernahme angeboten. Die dadurch erhoffte Beschleunigung des Übernahmeprozesses lässt jedoch weiter auf sich warten, da die EU-Kommission simple flying nach noch nicht einmal Rückmeldungen von anderen europäischen Airlines eingeholt hat.
Zeitnahe Zustimmung wird immer unwahrscheinlicher
Die Lufthansa hat im vergangenen Jahr Verhandlungen über den Erwerb eines erheblichen Anteils an ITA Airways geführt. Berichten zufolge hat die Europäische Kommission jedoch entschieden, dass das von der Kranich-Airline vorgelegte Angebot nicht ausreichend sei, um eine Genehmigung für die Übernahme zu erhalten. Ursprünglich hatte Lufthansa am 8. Januar einen Antrag bei der Europäischen Kommission eingereicht, der es der Fluggesellschaft ermöglichen würde, eine Minderheitsbeteiligung an ITA Airways zu erwerben. Insidern zufolge haben die europäischen Regulierungsbehörden bisher weder die Konkurrenten noch Kunden der Lufthansa befragt, was nach Einschätzung von Experten wahrscheinlich zu einer Ablehnung der geplanten Übernahme führen wird. Üblicherweise wird ein Markttest gestartet, um Feedback einzuholen, ob aus ihrer Sicht kartellrechtliche Bedenken ausgeräumt sind.
Im Mai 2023 stimmte Lufthansa dem Erwerb eines 41-prozentigen Anteils an ITA Airways zu. Die deutsche Fluggesellschaft schloss mit der italienischen Regierung zunächst einen Vertrag über 325 Millionen Euro (348 Millionen US-Dollar). Sie behielt sich ausserdem die Option vor, den Rest der Fluggesellschaft zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben. Im Rahmen der Vereinbarung verpflichtete sich das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium zudem zu einer Kapitalerhöhung von 250 Millionen Euro (268 Millionen US-Dollar).
Herausforderungen bei der Genehmigung: Monopolbildung und Lösungsansätze
Durch den Zusammenschluss der beiden Fluggesellschaften würden sechs Monopole auf den Strecken von Mailand und Rom entstehen. Die Strecken von Mailand nach Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart sowie die Strecken von Rom nach Frankfurt, München und Zürich würden monopolisiert, da sie von beiden Fluggesellschaften regelmässig bedient werden. Weitere marktbeherrschende Strecken sind die Verbindungen Mailand-Brüssel, Rom-Brüssel und Mailand-Hamburg.
Um die Genehmigung für die Übernahme zu erhalten, skizzierte Lufthansa eine Reihe von Massnahmen, die jede Fluggesellschaft ergreifen würde, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Luftfahrtindustrie zu erhalten. Lufthansa sei bereit, einige Slots am Mailänder Flughafen Linate International (LIN) zurückzugeben, da sich mehrere Strecken der beiden Fluggesellschaften überschneiden, will aber keine Transatlantik-Routen aufgeben.
Ein langer Weg für diese Airline-Fusion
Lufthansa hat bereits seit mehreren Jahren Interesse an einer Beteiligung an ITA Airways gezeigt. Die Fluggesellschaft hat sich mit der MSC-Gruppe, der Muttergesellschaft der Mediterranean Shipping Company, zusammengeschlossen, um gegenüber den anderen Interessenten IndiGo Partners und Air France-KLM an Attraktivität zu gewinnen. Ursprünglich hatte sich Italien für Air France-KLM als bevorzugten Bieter entschieden, aber die Gespräche blieben erfolglos. Schliesslich stieg Lufthansa wieder in die Gespräche ein. Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Group, Carsten Spohr, kommentierte die mögliche Übernahme:
Als Teil der Lufthansa Group kann sich ITA zu einer nachhaltigen und profitablen Fluggesellschaft entwickeln, die Italien mit Europa und der Welt verbindet. Gleichzeitig können wir mit dieser Investition in einem unserer wichtigsten Märkte weiter wachsen.
CEO Lufthansa Group, Carsten Spohr
Nur einen Monat nach der ersten Vereinbarung, am 16. Juni 2023, genehmigte ein italienisches Gericht die Übernahme von ITA Airways. Allerdings gab es noch einige wesentliche Hürden zu überwinden. Die Regulierungsbehörden analysierten die Fusion, um festzustellen, ob gegen Kartellvorschriften verstossen wurde. Nach der Zustimmung der italienischen und deutschen Aufsichtsbehörden muss die Europäische Kommission den Kauf endgültig genehmigen. Die Regulierungsbehörden müssen zu dem Schluss kommen, dass die Übernahme keine erheblichen Probleme für die bestehende Wettbewerbslandschaft in der europäischen Luftfahrtindustrie aufwirft.
Fazit zum aktuellen Stand der ITA-Übernahme
Die EU-Kommission ist mit den von Lufthansa vorgeschlagenen Massnahmen nicht zufrieden, was bedeutet, dass sie die Übernahme in ihrer jetzigen Form wahrscheinlich nicht genehmigen wird. Da die EU-Regulierungsbehörden zu diesem Zeitpunkt keine anderen Fluggesellschaften konsultieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie ihre Entscheidung über die vorgeschlagene Übernahme und die Massnahmen getroffen haben. Braucht es weitere Opfer der Lufthansa Group oder ist der Deal ganz gescheitert?