Nach langen Verhandlungen haben sich die SBB und die Gewerkschaften nun auf Sparmassnahmen beim Personal geeinigt. Dabei mussten beide Seiten Opfer bringen.
Immer wieder berichteten wir, dass auch die Schweizerischen Bundesbahnen unter den Folgen der Coronakrise leiden mussten. Zwar ist der Nachfrageeinbruch nicht ganz so massiv wie etwa für die Airlines, doch schlimm genug, um mehrere Monate Verluste zu schreiben und Sparmassnahmen zur dringlichen Notwendigkeit zu machen. Über letztere gab es zähe Diskussionsrunden mit den verschiedenen Interessensgruppen, doch inzwischen konnten sich die SBB und die Personalvertreter auf einen Kompromiss einigen. Den grössten Einschnitt wird es dabei bei den Lohnerhöhungen geben, die niedriger ausfallen werden als normal, wie htr berichtet.
Beide Seiten brachten Opfer zu ihren Ungunsten
Nach viermonatiger Verhandlung kommen die SBB und die Gewerkschaften endlich auf eine Einigung. Hintergrund sind die Verhandlungen um die SBB-Sparmassnahmen, welche auch die Personalebene betreffen. Beide Seiten mussten Kompromisse eingehen, doch nun wurde sich auf die wichtigsten Punkte geeinigt. Der grösste Erfolg für die Personalvertreter ist eine Verlängerung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) um drei Jahre, denn dieser beinhaltet einen Kündigungsschutz aus wirtschaftlichen Gründen.
Mit seinem Kündigungsschutz aus wirtschaftlichen Gründen stellt der GAV einen hohen Wert für die Mitarbeitenden dar.
SEV-Verhandlungsführerin Barbara Spalinger
Bereits im Mai können unter diesen Voraussetzungen nun die Sparmassnahmen in Kraft treten, die die SBB in der aktuellen Situation brauchen, um die finanzielle Lage wieder zu entspannen.
Ein weiterer wichtiger Gegenstand der Verhandlungen waren die Lohnerhöhungen. Hier mussten die Gewerkschaften zurückstecken. Statt einer 0.9 prozentigen Erhöhung für alle Mitarbeitenden stehen nur 0.3 Prozent für individuelle Lohnerhöhungen für die Mitarbeitenden des tiefen GAV-Niveaus zur Verfügung. Dabei ist allerdings zu beachten, dass das geringe GAV-Niveau nicht nur Geringverdiener umfasst, sondern auch Personen, die ein Jahresgehalt von deutlich über 100’000 Franken erhalten.
Die SBB sind sich bewusst, dass dies Einschnitte bedeutet, doch “aufgrund der finanziellen Situation sind diese Massnahmen notwendig”. Ein Punkt, in dem die SBB dem Personal allerdings entgegenkam, ist der Verzicht auf die Streichung von Ferientagen und eine Einmalzahlung von 200 Schweizer Franken für alle Mitarbeitenden, die mit GAV angestellt sind. Teilzeitkräfte erhalten eine Einmalzahlung von 100 Franken.
Fazit zur Einigung auf Sparmassnahmen zwischen der SBB und den Gewerkschaften
Zähe Verhandlungen gingen diesen Ergebnissen voraus und am Ende mussten beide Seiten zurückstecken. Am wichtigsten ist wohl dennoch die Errungenschaft der Gewerkschaften, den GAV um drei Jahre verlängert zu haben, denn dadurch werden Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen für alle Mitarbeitenden mit GAV ausgeschlossen – ein Punkt, der aktuell wohl so viel Relevanz hat wie selten. Dass Lohnerhöhungen kleiner ausfallen, muss angesichts der wirtschaftlichen Lage vermutlich hingenommen werden, jedoch hätte man hier die zu berücksichtigenden Gruppen etwas weiter eingrenzen können, um den Geringverdienern prozentual etwas grössere Erhöhungen ermöglichen zu können.