Bei reisetopia berichten wir tagtäglich über die wichtigsten Geschehnisse aus der Reisebranche, stellen die exklusivsten Luxushotels vor und berichten viel über eigene Erlebnisse – meist mit einem Hotel-, Airline- oder Lounge-Bezug. Weniger in den Fokus rücken dabei die Destinationen selbst – und das, obwohl es so viel zu erzählen gibt, was nicht in Reiseführern steht!

In dieser Kolumne betrachtet daher jeweils ein reisetopia Autor eine neue Destination aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Ganz ungefiltert – ganz real. Sei es die Enttäuschung über den Strand voller Plastikmüll, die Warteschlangen vor den beliebtesten Fotospots oder die überraschenden Begegnungen an Orten, von denen man nicht viel erwartet hat. Vor kurzem hat Euch Julia über ihre persönlichen Eindrücke von Vietnam berichtet, heute spricht Christel ganz ungefiltert über Ihre Erfahrungen in Italien.

Die euphorische Planung der Reise

Eine Reise nach Italien stand schon seit Langem auf meiner Bucket-List. So kam es, dass mein Freund und ich für die Osterferien 2019 endlich die Reise buchten. Wir entschieden uns für einen zehntägigen Aufenthalt in Rom und planten zudem einen Tagesausflug nach Pompeji. Gleichzeitig recherchierte ich schon für die darauffolgenden Sommerferien mit meiner Familie, denn in der Hauptsaison wollten sie mit mir ebenfalls nach Italien reisen. Die Wahl fiel auf Mailand und einem anschliessenden Tagesausflug zum Comer See, da einige aus unserem Bekanntenkreis von diesen beiden Destinationen geschwärmt haben und wir uns dementsprechend begeistern liessen.

Die Flugbuchung und die Suche nach einer Unterkunft erwiesen sich als unkompliziert und es liessen sich schnell günstige Flugtickets sowie eine preiswerte Unterkunft finden. Bei der Planung der Aktivitäten stiessen wir jedoch auf einige Hürden. So kam es, dass wir erstmal zahlreiche Rom-Guides durchwälzten und genauso viele Sightseeing-Empfehlungen von Freunden einholten, damit uns auf der Reise ja nichts entgeht. Da die Hauptstadt Italiens von einer umfangreichen Geschichte geprägt ist und sich diese in den zahlreichen Sehenswürdigkeiten widerspiegeln, waren wir beide leicht überfordert mit der Planung bezüglich unserer Tagesaktivitäten. Wir waren anfangs mit unserem fertigen Plan nicht wirklich zufrieden, da jeder Tag streng durchgetaktet war und das ist vielleicht nicht die Art und Weise, wie jeder seine wohlverdienten Ferien verbringen möchte. Doch zugleich, wie wahrscheinlich viele andere Reisende bei ihrer Planung, waren wir einfach sehr euphorisch und wollten so viele Eindrücke wie nur irgend möglich aus unserer Rom-Reise mitnehmen. Als wir dann nach einiger Zeit merkten, dass unsere Planung eher einem Sightseeing-Marathon glich und nicht den entspannten Ferien, schraubten wir unsere Erwartungen auf ein Minimum hinunter und beschlossen, uns einfach von unserer Laune an den entsprechenden Tagen leiten zu lassen, anstatt einem strikten Stundenplan zu folgen. Somit setzten wir uns im Frühling in den Flieger, um unsere erste Italien-Reise zu geniessen.

Italien im Kontrast zur Heimat – meine Eindrücke

Die ersten paar Tage verbrachten wir damit einige obligatorische Sehenswürdigkeiten Roms abzuklappern. Schon am frühen Morgen tummelten sich die Touristen und die Einheimischen in den engen Gassen der Stadt. Zwischendurch schlängelten sich auch Fahrradfahrer und Nutzer von E-Scootern durch die Menge hindurch. Anfangs waren wir von der ungewohnten Enge in den Gassen leicht überfordert. Doch mit der Zeit gewöhnten wir uns daran und passten uns dem gemächlichen Tempo der anderen an, was sich als eine schöne Abwechslung zum teilweise hektischen Alltag auf den Strassen Berlins herausstellte. Am Abend allerdings waren die Strassen so gut wie leer. Diese Zeit nutzten wir gerne um bei den tagsüber sonst so überfüllten Eisdielen vorbeizuschauen.

Wie wir auch die nächsten Tage bemerkten, passten sich nicht nur die Passanten dem gemächlichen Tempo der anderen Fussgänger an. Auch die Autofahrer liessen sich von den überfüllten Strassen und gelegentlichen Staus nicht beirren. Nur selten hörten wir es auf den Strassen Roms hupen oder sahen schimpfende Autofahrer, obwohl es im römischen Strassenverkehr durchaus chaotischer zugeht als hier zu Hause. In Rom schienen die Leute trotzdem sehr auf ihre Mitmenschen zu achten, wie wir nach einiger Zeit erfreut feststellten. Gleiches erlebte ich im Sommer, als ich mit meiner Familie nach Mailand reiste und bemerkte, dass es dort ebenso ablief wie in der Hauptstadt. Auch in Mailand waren wir sowohl von der Gelassenheit als auch von der Freundlichkeit der Einheimischen angenehm überrascht.

Von grossen Menschenmengen und dem perfekten Foto

Anders sah es dann bei der Ankunft an bestimmten Sehenswürdigkeiten aus, wo sich unsere Laune beim Anblick der Touristenmassen etwas trübte. Doch da wir uns während der Hochsaison zur Osterzeit in Rom befanden, rechneten wir dementsprechend auch mit langen Schlangen vor den Sehenswürdigkeiten wie dem Forum Romanum oder der Sixtinischen Kapelle in der Vatikanstadt.

Um diese langen Schlangen zu umgehen, buchten wir deshalb sehr oft Skip-The-Line-Tickets und konnten somit ohne anzustehen direkt eintreten. Die Besichtigung der Sixtinischen Kapelle stellte in jeder Hinsicht ein besonderes Ereignis für uns dar. Um zu der besagten Kapelle zu gelangen, liefen wir durch die vatikanischen Museen hindurch, wo wir mit der Zeit merkten, dass sich immer mehr Besucher auf den engen Treppen zu dieser Sehenswürdigkeit sammelten. Wir wurden dementsprechend immer langsamer und als wir endlich in der Sixtinischen Kapelle ankamen, hatten wir nur wenig Zeit, um uns von den Malereien beeindrucken zu lassen. Es war nicht gestattet in der Kapelle Bilder zu machen oder stehenzubleiben, und so war der Zauber nach einigen Minuten wieder vorbei und wir befanden uns am Ausgang, dicht gedrängt von den Besuchern hinter uns.

Ähnliches spielte sich auf meiner zweiten Italien-Reise einige Monate später ab. In Mailand stand eine Besichtigung des Wandgemäldes “Das Abendmahl” von Leonardo Da Vinci ganz oben auf unserer Liste. Als wir mit unseren Tickets vor der Kirche Santa Maria delle Grazie ankamen, in der sich die Wandmalerei befand, standen schon viele andere Touristen vor dem Eingang. Es wurden jedoch nur die Leute hereingelassen, die sich für einen bestimmten Termin angemeldet haben. An der Tür vor der Malerei, gab uns der Guide insgesamt 15 Minuten, um das Fresko anzuschauen, denn das Werk wurde an jedem Tag von mehr als 1’000 Personen besichtigt. Um das fragile Wandgemälde zu schützen, durfte man nur als Besuchergruppe eintreten.

Als wir endlich hereindurften, zückten sofort alle Besucher ihre Smartphones und Kameras heraus und liefen im schnellen Schritt auf die Malerei zu, um ihre Fotos zu machen. Dieser Anblick war für mich etwas befremdlich, da ich normalerweise solch bedeutsame Kunstwerke erstmal mit eigenen Augen bestaune, bevor ich sie durch die Kamera betrachte. Doch dies war wohl dem kurzen Zeitfenster geschuldet, denn nach Ablauf der 15 Minuten wartete schon die nächste Gruppe hinter der Tür. Am Ende schoss ich dann auch ein paar Erinnerungsfotos.

Von Touristenfallen bis zu versteckten Schätzen

Wie in allen anderen Ländern lauern auch in Italien viele Touristenfallen, auf die man Acht geben sollte. Sowohl in Rom als auch in Mailand, sowie bei unseren Tagesausflügen nach Pompeji und dem Comer See stiessen wir auf Dienstleistungen und Gegenstände, die zu überteuerten Preisen angeboten wurden. Inmitten der Stadt Pompeji stand beispielsweise ein einziger Laden, der Essen und Getränke anbot. Die nächste Verpflegungsmöglichkeit befand sich ausserhalb der archäologischen Stätte Pompejis und diese Tatsache bekamen wir durch die überteuerten Preise der Snacks und Getränke zu spüren. So musste man beispielsweise für einen kleinen Schokoriegel ungefähr das dreifache des normalen Preises zahlen. So beschlossen wir unseren Hunger ausserhalb der Mauern Pompejis zu tilgen.

Gleiches galt für die Souvenirstände vor dem Eingang zu Pompeji, die sich dicht an dicht nebeneinander reihten und wo einige Händler teilweise Waren von geringem Nutzen aber dennoch total überteuert anpriesen. Wir bekamen mit, wie ein Tourist einen einfachen Strohhut für den unverhältnismässigen Preis von umgerechnet 21 Franken kaufte, während an den Ständen nebenan fast die gleichen Hüte auf zehn Franken runtergefeilscht wurden.

Auch bei unseren täglichen Restaurantbesuchen bemerkten wir grosse Unterschiede. In Städten wie Rom und Mailand kann die Suche nach dem richtigen Restaurant durchaus schwerfallen, denn das Angebot ist sehr ergiebig. Das wussten auch die Restaurants, denn um sich im Wettbewerb zu beweisen, wurde gerne auf Massnahmen zurückgegriffen, die ich so von Deutschland nicht kannte. Vor einigen Restaurants standen Mitarbeiter, die Werbung machten und versuchten neue Gäste hereinzulocken. Solche Aktionen schreckten mich als Touristin jedoch eher ab und verleiteten mich jeweils ein anderes Restaurant auszuwählen. Wirklich begeistert war ich von den kleinen etwas abgelegenen “Schätzen”.

Das waren für mich immer solche Restaurants, die zwar nicht mit ihrer Aussendarstellung, aber dafür mit ihren sehr leckeren Speisen glänzen konnten. Somit setzten wir uns gerne in die etwas engeren Lokale, die stark von Einheimischen frequentiert wurden und erhielten für günstiges Geld eine sogar ausserordentlich gute Mahlzeit. Gute Restaurants müssen eben nicht mithilfe von Animatoren ihr Geschäft bewerben, sondern können ihre Gerichte für sich sprechen lassen!

Die kleinen Oasen fernab vom Trubel

Doch in einer belebten Stadt wie Rom fanden wir neben den berühmten Attraktionen auch einige sehenswerte Oasen, die sich zu unserer Überraschung überall versteckt hinter unauffälligen Eingängen und Toren befanden. Diese Orte, die nicht prominent in jeden Touristen-Guides zu sehen waren, haben uns die grösste Freude während unseres Aufenthalts in Rom bereitet. Bei unseren täglichen Spaziergängen entdeckten wir beispielsweise wunderschöne Innenhöfe mit Palmen und grossen Springbrunnen oder atemberaubende Gärten mit antiken Statuen. Abgelegen vom ganzen Trubel der engen Strassen konnten wir an solchen Orten eine kleine Auszeit nehmen.

Besonders begeistert waren wir von dem Giardino di Palazzo Venezia, einem Garten, den wir rein zufällig bei einem unserer Spaziergänge entdeckten.

Versteckt hinter einem grossen Gebäude und einem hohen Tor, wurden wir von einem paradiesischen menschenleeren Garten begrüsst. In der Mitte des Gartens befand sich ein grosser Springbrunnen mit riesengrosssen Palmen, die um diesen einen Kreis bildeten. Dort verbrachten wir viele Abende nach Tagen voller neuer Eindrücke und tollen Erlebnissen!

Was ich aus Italien mitgenommen habe

Neben einigen Mitbringseln für Freunde und Familie flog ich nach meinen Italien-Reisen auch mit vielen neuen Eindrücken und unvergesslichen Momenten im Gepäck zurück nach Deutschland. Meine Zeit in Italien habe ich trotz der Hochsaison sehr genossen. Denn ungeachtet der Touristenmassen, langen Schlangen oder dem teilweise chaotischen Verkehr, löste mein Aufenthalt in Italien eine gewisse Entschleunigung aus, die ich vor allem der gelassenen Einstellung und der Gastfreundschaft der Italiener zu verdanken habe. Ich möchte in Zukunft auf jeden Fall in dieses tolle Land zurückkehren und weitere Städte erkunden.

Wart Ihr schonmal in Italien? Was waren Eure schönsten Erinnerungen und was hat Euch am meisten überrascht?

Autorin



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