Um das Coronavirus und seine Verbreitung ist nach mehr als einem Jahr Pandemie viel bekannt – doch gelernt hat davon scheinbar nicht jeder. Ein Hotel auf Mallorca zeigt das eindrucksvoll.

Ein Luxushotel ist eigentlich ein perfekter Ort, um in Zeiten einer Pandemie entspannte Ferien geniessen zu können, ohne zu viel Kontakt mit anderen zu haben. Mehr Platz für weniger Leute, ein breites Angebot über den Room Service und meist auch ein professioneller Umgang mit der Pandemie machen das möglich. Leider ist das nicht immer so, was mich bei einem aktuellen Beispiel besonders deshalb überrascht, weil es auch noch um ein Kettenhotel geht. Hier erwarte ich eigentlich eine besonders stringente Einhaltung von Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

Masken und Desinfektionsmittel allein bekämpfen keine Pandemie

Für mich ist es in diesen Zeiten ein schmaler Grat zwischen dem Wunsch, ein wenig Erholung in den Ferien zu geniessen und dennoch mit Blick auf die Pandemie verantwortungsbewusst zu handeln. Mit Blick auf meine Reise nach Mallorca habe ich mich deshalb für Hotels entschieden, die zum einen mit einem hohen Standard daherkommen und zum anderen grosszügige Zimmer mit Aussenbereichen gebucht, um im Zweifel privat auf dem Zimmer speisen zu können. Nicht zuletzt wegen meines Erachtens besonders hoher Ansprüche beim Blick auf Hygiene und Schutz vor der Pandemie habe ich auch die geöffneten Marriott Kettenhotels auf der Insel gebucht. Immerhin steht bei einem Marriott Luxushotel auf der Insel nicht umsonst auf der Webseite prominent:

The health and safety of our guests is our top priority.

Weiter heisst es auf einer gesondert eingerichteten Seite mit den Erwartungen, die man an das Hotel haben kann:

Providing a safer environment for our guests and associates is a top priority. Achieving this is a shared responsibility. Please join us in our efforts to enhance the safety of our public spaces by complying with local regulations, practicing social distancing, and wearing face coverings whenever you’re in public areas of the hotel. We do appreciate your support and understanding.

Nun will ich gar nicht infrage stellen, dass man sich daran versucht. Sehr positiv hervorheben möchte ich etwa, dass jeder Mitarbeiter immer und ohne Ausnahme eine Maske trägt. Ebenfalls stehen überall Desinfektionsspender und auch das Tragen einer Maske wird nicht nur empfohlen, sondern ist auch verpflichtend – zumindest in den meisten Bereichen des Hotels. Entsprechende Hinweisschilder gibt es ebenfalls, genauso wie Desinfektionsmittelspender. Nur – und genau hier kommen wir zu dem entscheidenden Problem – reicht das bei der Pandemiebekämpfung eben nicht.

Kein Konzept gegen die Pandemie in den Restaurants & Bars

Beginnen wir mit einem Punkt, der mich nachhaltig verstört, hat. Das Marriott Luxushotel auf Mallorca, das ich für drei Nächte testen durfte, lebt in einer schieren Blase, die einem durchaus verstörend vorkommen muss. Während auf der Insel alle Restaurants und Bars um 17 Uhr schliessen müssen, gilt diese Regel nicht für Hotels. So weit, so gut. Doch bedeutet das, dass man das Restaurant in zwei Tranchen fast komplett füllen muss und heisst das gleichermassen, dass auch im Innenbereich der Bar kein Platz frei bleibt? Ja, die Distanzen zwischen den Tischen sind grösser geworden, aber dennoch erscheinen Dutzende Menschen ohne Masken in einer Bar nicht unbedingt unproblematisch. Dass die Masken eigentlich nur zum Trinken die Masken abgenommen werden dürfen – geschenkt. Alle Gäste sitzen ohne Maske am Tisch, manch einer geht auch gerne mal zu einem anderen Tisch oder telefoniert ohne Maske im Gang. Einen Kommentar vom ausgesprochen freundlichen und bemühten Personal gibt es nicht – ich nehme an, dass man die Konfrontation bewusst vermeiden möchte.

Doch die Problematik setzt sich noch weiter fort, besonders beim Frühstück. Hier nämlich gibt es gar keine Reservierungen oder Zeitslots – beim Dinner immerhin zwei verschiedene. Entsprechend füllt sich das Restaurant zur späteren Vormittagszeit ungemein. Hier gelten grundlegend dieselben Regeln: Mehr Abstand zwischen den Tischen und immer mit Masken, ausser beim Essen und Trinken – auch hier wird die Maske aber nie getragen, wenn eine Person am Tisch sitzt. Der Service am Platz ohne Buffet ist sicher von Vorteil, um Interaktionen zu vermeiden, doch grössere Gruppen mehrerer Zimmer an einem Tisch lässt man dennoch zu. Was noch schlimmer ist? Die Restaurant-Bereiche werden immer Stück für Stück aufgefüllt – vermutlich, um den Service einfacher zu machen. So sitzen in einem Drittel des Restaurants alle Gäste, die anderen zwei Drittel sind leer. Es ist schlichtweg vollkommen unverständlich, dass man hier nicht vorausschauender vorgehen kann – zumal man sich nur nach Diskussion in einen anderen Bereich setzen darf.

Ein indiskutabler Pandemie-Zuschlag für den Room Service

Nun mag sich manch einer sagen, dass man diese “Superspreader-Events” ja umgehen kann, wenn man im Zimmer ist. Das ist auch durchaus korrekt, aber genau dies möchte das Hotel scheinbar mit aller Inbrunst verhindern. Durch einen Fehler im Room Service Menü auf dem Handy fällt auf: Passend zur Wiedereröffnung im März hat man den Zuschlag für Speisen auf dem Zimmer von 6 Euro auf 8 Euro erhöht. Es ist nicht der Betrag per se, der mir negativ aufstösst, es ist das Zeichen, das damit gesetzt wird. Die wirklich ausgesprochen freundlichen Mitarbeiter – das muss ich an dieser Stelle wirklich betonen – kommen zudem bei Bestellungen ins Zimmer und führen dort noch einen Plausch. Das ist sympathisch, ja, aber aus Sicht der aktuellen Lage dennoch nicht wirklich verantwortlich und nötig.

Gänzlich zur Weissglut gebracht hat mich aber ein weiterer Aspekt: Nach dem wirklich unangenehmen Erlebnis im vollen Frühstücksraum wollte ich das mit der Rate über reisetopia Hotels inkludierte Frühstück auf dem Zimmer geniessen – und hätte die 8 Euro Zuschlag dafür auch gerne gezahlt. Doch das Hotel hat sich hier noch eine andere Überraschung überlegt: Das inkludierte Frühstück kann auch in Zeiten der Corona-Pandemie nur im Restaurant eingenommen werden (obwohl es auch dort kein Buffet gibt). Wer dagegen dasselbe Frühstück im Zimmer einnehmen möchte, bezahlt insgesamt knapp 70 bis 100 Euro (je nach genauen Bestellungen).

Nach einer kurzen Diskussion mit der Rezeption hat man sich darauf eingelassen, auf diese Gebühr zu verzichten. Generell ändern möchte man die Praxis aber nicht. Stattdessen heisst es, dass man das Feedback weitergeben möchte – lösungsorientiert und verantwortungsbewusst ist anders.

Eine mehr als laxe Einhaltung der lokalen Regeln

Ich muss mit aller Ehrlichkeit sagen, dass ich nicht zu 100 Prozent durchblicke, welche Ausnahmeregeln für Hotels auf Mallorca aktuell gelten, aber dass die folgende Regelung kein Problem darstellt, vermag ich nicht zu glauben:

If you travel with your family or friends you are considered a family unit and social distance will not be required.

Haushalte? Selbe Adresse? Egal, Hauptsache wird sind Freunde, dann können wir das Virus nicht verbreiten. Das erklärt wohl auch die grösseren Tische in den Restaurants und die grösseren Gruppen an der Bar. Noch ein Beispiel gefällig? Hier eine weitere Passage der Informationen:

At the spa area, at the gym and at the exterior pool area the wearing of a face mask is not obligatory.

Ich mag mich täuschen, aber die Lokalregierung schreibt im Fitnessraum und im Spa eigentlich durchaus eine Maskenpflicht vor. Hier dagegen scheint dies keine Rolle zu spielen – entsprechend trägt auch die Minderheit eine Maske, auch beim Entspannen auf dem Liegestuhl oder beim Herumlaufen durch den Ruhebereich.

Auf eine Begrenzung der Gästezahl am Pool oder im Spa achtet zudem niemand. Dies wird viel mehr der Selbstverantwortung der Gäste überlassen, was etwa in der Sauna oder auch im Dampfbad nicht unbedingt jedes Mal funktioniert. Ob es jetzt unproblematisch ist, dass mehr als ein Dutzend Personen gleichzeitig neben dem Pool ohne Maske entspannt, stelle ich zumindest einmal infrage. Lösen könnte man das ebenfalls über Zeitslots oder Reservierungen – man kann es aber auch einfach lassen und nichts tun. Kommen wir noch zum Fitnessraum, der eine klare Begrenzung von zwei Personen beim Eingang aufweist.

Nun hat man sich entschieden, dass hier der einzige Wasserspender ist, weswegen immer wieder Personen aus dem Spa herein- und herauslaufen, um sich Wasser zu holen. Das ist im Prinzip noch das kleinere Übel der Überschreitung der Personenzahl. Doch wie es sein kann, dass bei einer Begrenzung von zwei Personen bis zu fünf (!) Personen gleichzeitig in dem Raum trainieren – in diesem Fall löblicherweise mit Maske – erscheint mir schleierhaft. Hier reicht es mir auch nicht an die Selbstverantwortung zu appellieren, denn die Mitarbeiter des Spa sitzt direkt gegenüber des Fitnessraums und können perfekt sehen, wie viele Menschen dort sind. Weitere Handtücher auszuteilen und viel Spass beim Training zu wünschen, ist aber trotz mehrerer anderer Personen im Raum wohl kein Problem. Dass dies nicht der Fehler der freundlichen Dame ist, steht für mich ausser Frage – vielmehr scheint es sich hier um die generelle Vorgabe zu handeln.

Fazit zu meinen Erfahrungen in dem Marriott Luxushotel

Es fällt mir fast schwer diesen Artikel zu schreiben, denn eigentlich geniesse ich meinen Aufenthalt – vom morgendlichen Schwimmen am Pool ohne andere Menschen bis zum einsamen Training im Fitnessraum am späten Abend und wirklich leckerem Essen über den Room Service. Dennoch schockiert es mich doch sehr, wie lax man hier mit der Pandemie umgeht. Sowohl was die allgemeinen Vorgaben als auch was das grundsätzliche Handling angeht. Es wirkt fast, als wäre die Pandemie hier überhaupt kein Thema, von Masken und Desinfektionsmittel einmal abgesehen. Das ist gewissermassen ein Armutszeugnis, denn so wird es dank steigender Infektionszahlen mit dem Tourismus bald wieder vorbei sein – dann haben alle verloren.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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